Lust und Frust sind nahe beisammen

Psychoanalytiker Michael Schreckeis arbeitet seit 25 Jahren bei der Sexualberatungsstelle Salzburg.
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  • hochgeladen von Lisa Gold

SALZBURG (lg). Die Sexualberatungsstelle Salzburg feiert im Mai ihr 30-jähriges Bestehen – dass es sie überhaupt gibt, ist keine Selbstverständlichkeit: Die Gründungsinitiative vor 30 Jahren stieß auch auf so manche Ängste und Missverständnisse. Im Interview spricht Michael Schreckeis, seit 25 Jahren Mitarbeiter der Sexualberatung, über das Beratungsangebot, Herausforderungen und Phänomene wie Cyber-Sex.

30 Jahre Sexualberatung Salzburg – wo stehen Sie heute?
MICHAEL SCHRECKEIS:
Man kann sagen, dass wir mit unserer Arbeit in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind und sowohl in der Bevölkerung als auch bei Ärztekreisen einen guten Ruf haben. Viele Gynäkologen oder Urologen leiten ihre Patienten an uns weiter und wir haben ein gutes Netzwerk aufgebaut. Unsere Beratungen sind kostenlos, nur bei längerfristigen Beratungen und Psychotherapien ist ein Unkostenbeitrag zu leisten.

Mit welchen Themen sind Sie am häufigsten konfrontiert?
MICHAEL SCHRECKEIS:
Hauptsächlich geht es um die Themen Lustlosigkeit und sexuelle Funktionsstörungen. Es entsteht dann oft ein Paarkonflikt, wenn ein Teil keine Lust mehr auf Sex verspürt, der andere fühlt sich in weiterer Folge nicht mehr begehrt. Es kommen immer mehr Paare gemeinsam zu uns, das war früher eher weniger der Fall. Weiters umfasst unser Angebot Aspekte wie Geschlechteridentität, Sexualaufklärung, Homosexualität, Schwangerschaftskonfliktberatung, Opfer sexueller Gewalt bis zu Cybersex. Viele Paare kommen auch zu uns, weil ein Teil abweichende Sexualpräferenzen hat, etwa wenn der Mann beim Sex Damenstrümpfe tragen will und die Partnerin damit nicht klarkommt.

Wie verbreitet ist Cyber-Sex heutzutage?
MICHAEL SCHRECKEIS:
Das hat in den letzten Jahren durch das Internet zugenommen. Es wird vieles unverbindlicher dadurch, sowohl was Beziehungen an sich angeht als auch Sexualität. Cyber-Sex beinhaltet aber auch Bereiche wie Sexsucht und Kinderpornographie, die über das Internet konsumiert wird. Dennoch kann man das Internet nicht nur verteufeln, für viele Menschen hat es auch Vorteile bei der Partnersuche.

Kommen mehr Frauen oder Männer zu Ihnen?
MICHAEL SCHRECKEIS:
Wir dürften da die Ausnahme sein unter den Beratungsstellen, denn zu uns kommen tatsächlich mehr Männer als Frauen. Die meisten Personen sind zwischen 25 und 50 Jahren, einer unserer ältesten Klienten war 75, der ist wegen Sexsucht zu uns gekommen. Aber das ist eher die Ausnahme. Bemerkenswert ist auch, dass mehr als die Hälfte der Menschen vom Land kommt.

Worin sehen Sie in naher Zukunft die größten Herausforderungen in puncto Sexualität?
MICHAEL SCHRECKEIS:
Ich denke, das ist zum einen die zunehmende Pluralität unserer Gesellschaft und zum anderen die Bedeutung des Internets. Mit Pluralität meine ich, dass sehr viele unterschiedliche Normen und Werte vorhanden sind. Etwa von der sehr offenen Partnerschaft bis zu den Frei-Kirchen, wo Sex vor der Ehe ein Tabu ist.

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