Salzburg: Kritik an Geldverschwendung
Podcast mit Taubenexperte Hans Lutsch

- ARGE Tauben Obmann Hans Lutsch beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Problematik rund um die Stadttauben. Im Interview erklärt er, wie man die Situation in Salzburg und Hallein für Mensch und Tier verbessern könnte.
- Foto: Philip Steiner
- hochgeladen von Philip Steiner
Es ist eine Problematik, die viele Städte beschäftigt: Tauben, die auf den Dächern sitzen und mit ihren Ausscheidungen das Stadtbild verschmutzen. Doch das müsste nicht so sein, erklärt Hans Lutsch von der ARGE Tauben. Aus seiner Sicht sind Taubenschläge in denen die Vögel untergebracht werden, die ideale Lösung für Mensch und Tier.
SALZBURG/HALLEIN. Vor kurzem trafen wir den Leiter der ARGE Tauben, Hans Lutsch, auf ein Interview. Warum die Stadt Salzburg, laut ihm, viel Geld für die falschen Maßnahmen verschwendet und warum ein Fütterungsverbot, wie jenes in Hallein , aus seiner Sicht nichts bringt, erfährst du im Podcast Gespräch.
Die Taube als Haustier
Laut Hans Lutsch, dem Obmann der ARGE Tauben, sind Stadttauben im wesentlichen Haustiere. Bei ihnen handelt es sich in der Regel um die Nachkommen von Brieftauben, welche an einem gewissen Punkt ausgesetzt wurden.
„Sie sind de facto Brieftauben, die ausgesetzt worden oder aus anderen Gründen verloren gegangen sind. Es gibt den genetischen Nachweis aus Studien, dass diese Stadttauben die mitellbaren Nachkommen von Brieftauben sind.“
Hans Lutsch, Obmann ARGE Tauben
Grundsätzlich gibt es bei uns auch vier Arten von Wildtauben, die Türkentaube, die Turteltaube, die Hohltaube und die Ringeltaube. Diese haben jedoch mit der gemeinen Stadttaube nichts zu tun und paaren sich auch untereinander nicht.
Problematik Taubenzüchtung
Auch heute noch sind die laxen Regelungen bezüglich der Züchtung von Brieftauben ein Problem. Denn nach wie vor werden die Tauben letztendlich ausgesetzt, wenn die Züchtung eingestellt wird.
„In Bergheim hat erst vor kurzem eine Bäurin angerufen. Ihr Mann ist verstorben und nun hat sie vierzig von ihm gezüchtete Brieftauben. Sie weiß jetzt nicht, was sie mit ihnen tun soll. Entweder wir holen sie oder sie muss die Tiere aussetzen. Nachdem wir sie nicht abholen konnten, weil wir für sie kein Refugium haben, wurden die Tauben ausgesetzt. Sie haben sich jetzt wahrscheinlich irgendwo in Bergheim angesiedelt“, erklärt Hans Lutsch.

- Hans Lutsch ist überzeugt, dass die Errichtung von Taubenschlägen ideal wäre. Somit hätten die Vögel einen adäquaten Lebensraum inklusive Verpflegung und würden keine Probleme mehr machen.
- Foto: Symbolbild: sm
- hochgeladen von Sabrina Moriggl
Taubenschläge als Lösung
Hans Lutsch betont, dass die beste Methode, um eine Taubenpopulation in den Griff zu bekommen Taubenhäuser sind. Dies sind speziell für die Stadttauben gebaute Unterkünfte, in denen für sie Futter und Unterschlupf bereitgestellt werden. Durch den Austausch von Eiern lässt sich außerdem ganz einfach die Population kontrollieren.
„Es gibt tierartgerechte Lösungen. In Deutschland hat man das zum Beispiel schon viel früher begriffen, woher die Taube kommt und wie man die Taube abholen kann, als Brief und Haustaube. Nämlich die Rückführung in einen betreuten Taubenschlag."
Hans Lutsch, Obmann ARGE Tauben
Hans Lutsch betont, dass Brieftauben in der Regel ihren Taubenschlag nicht verlassen. Denn sie sind im Wesentlichen Haustiere, die sich einfach nur nach einem sicheren Unterschlupf und einer stabilen Futterquelle sehnen. Im Gegensatz dazu, würde eine Wildtaube frenetisch versuchen, dem Taubenschlag zu entkommen.

- Anti-Tauben Maßnahmen wie Stacheln verschieben das Problem meistens nur um wenige Zentimeter, weiß der Experte.
- Foto: Symbolbild: Hans Lutsch
- hochgeladen von Hans Lutsch
Die Situation in Salzburg
Rund 2.800 Tauben sind in der Stadt Salzburg unterwegs. Vor einigen Jahren gab es in der Stadt Salzburg am Bahnhof einen Taubenschlag. Laut Hans Lutsch war das Projekt damals sehr erfolgreich.
„Wir haben das in Salzburg bereits am Bahnhof vorzeigen können, wie gut und effizient so ein Taubenschlag funktioniert. Da waren alle glücklich. Jeder hat diese Arbeit damals als Erfolg bestätigt, so auch der jetzige Bürgermeister Harald Preuner. Deswegen ist in der Stadt Salzburg aktuell auch wieder ein Taubenschlag geplant. Wir haben 2016 geschätzt, dass es circa 2.800 Tauben in der Stadt Salzburg gibt. Je nach Größenordnung des jeweiligen Taubenschlags müssten wir weniger oder mehr Taubenschläge installieren. Am wichtigsten wäre es, die drei Hotspots Lehen, Bahnhof und die Altstadt zu beruhigen", so der Taubenexperte.
Trotzdem wurde bei einem Umbau der ÖBB der Taubenschlag aufgelöst und die Tiere freigelassen. Anstatt sich um einen neuen Taubenschlag zu kümmern, investierte die ÖBB laut Hans Lutsch eine riesige Summe in den Ausbau von Anti-Tauben Maßnahmen wie Stacheln auf den Dächern. Die Stadt Salzburg hat nun unter Baustadträtin Anna Schiester beschlossen, wieder einen Taubenschlag zu errichten. Dieses Mal kommt die tierische Unterkunft in das Dachgeschoss des Rathauses. Rund 100 000 Euro sind dafür bereitgestellt. Laut Hans Lutsch ist dies eine sehr gute Entwicklung. Denn derzeit würde die Stadt hunderttausende Euro im Jahr für die Tauben Bekämpfung ausgeben.
Nach einer Anfrage konnten uns diese hohen Ausgaben von der Stadt Salzburg nicht bestätigt werden. Laut dem hiesigen Bauamt werden seitens der Stadt nur kleine Summen für Maßnahmen gegen Tauben aufgewendet. Wie der Obmann der ARGE Tauben auf so große Summen komme, wisse man nicht. Den Taubenschlag will man jedenfalls 2024 errichten.
Die Situation in Hallein
Auch in Hallein gibt es seit Jahren eine Tauben-Problematik. Aus diesem Grund hat die Stadt ein Fütterungsverbot erlassen. Bislang hat dieses jedoch zu keiner wirklichen Besserung der Situation geführt.
„Also, der Herr Bürgermeister Stangassinger hat sich da irgendeinen Experten geholt. Dieser Experte hat gemeint, für die Stadt Hallein würde ein Taubenschlag nichts bringen. Das einzige probate Mittel wäre ein Fütterungsverbot. Man muss sich aber überlegen, was man sich von diesem Verbot erwartet. Es wird behauptet, dass ein Fütterungsverbot die Vermehrung reduziert. Das heißt, die Tiere werden nicht gefüttert und müssen sich selbstständig das Futter organisieren. Es wurde dabei aber nicht erklärt, wo sie in der Stadt Hallein und im naheliegenden Umfeld überhaupt Futterquellen finden sollen, ohne dass sie wieder neue Konflikte mit der Landwirtschaft schaffen. In der Stadt selbst gibt es nichts. Hier bleibt ihnen nur der menschliche Müll. Das will man natürlich nicht vor dem österreichischen Bundestierschutzgesetz verantworten. Deshalb behauptet man, dass sie sich selbstständig artgerecht versorgen können."
Hans Lutsch, Obmann ARGE Tauben
Generell, so Hans Lutsch, seien Fütterungsverbote nicht der richtige Weg. Die Tauben würden dann letztendlich einfach auf Müll als Nahrungsquelle zurückgreifen. Dadurch werden sie auf lange Zeit krank und haben eine sehr verkürzte Lebenserwartung. Ein typisches Beispiel dafür ist laut dem Taubenexperten Berlin. Lutsch hat aber auch die Theorie, dass die Tauben im Falle einer Futterknappheit in den Arterhaltungs-Modus schalten und somit die kürzere Lebensspanne durch schnellere Fortpflanzung ausgleichen. In diesem Fall wäre das Fütterungsverbot wahrlich nicht besonders sinnvoll.
Das könnte dich auch interessieren:



Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.