"Sexuelle Belästigung ist frauenverachtendes patriachales Verhalten"
Leserbrief von Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt zum Thema "Sexuelle Belästigung"
Sexuelle Belästigung …
… ist frauenverachtendes patriarchales Verhalten - und zwar quer durch alle Schichten & das schon lange vor Köln!
Ich selbst habe als junges Mädchen – wie viele andere - entsprechende unerfreuliche Erfahrungen gemacht und zwar durch Herren der sog. Bürgerschicht. Im Gastgewerbe steht sexuell übergriffiges Verhalten (verbale Anzüglichkeiten & Antatschen) auf der Tagesordnung. Sich widersetzende Mädchen und Frauen gelten noch immer als zickige Spaßverderberinnen.
Und in der Kinder- und Jugendanwaltschaft machen wir die Erfahrung, dass in zig Schulklassen Mädchen von Gleichaltrigen belästigt werden, sei es aus Unwissenheit, fehlender Empathie oder um sie bewusst zu demütigen. Dem ist entschieden entgegenzuwirken:
• durch Vorbilder in der Erziehung,
• durch respektvollen Umgang im schulischen Alltag,
• durch die Vermittlung von Rollenbildern in der Gesellschaft, Werbung etc.
• durch Setzen von Grenzen und Zivilcourage
• und: durch Schul-Workshops zum Thema Sexualität-Nähe-Grenzen-Respekt, - und zwar für ALLE Kinder und Jugendlichen!
Sexuelle Übergriffe dürfen nicht unbeantwortet bleiben. Sie dürfen aber auch nicht allein an Flüchtlingen festgemacht werden. Eine medial aufgeheizte Stimmung schürt Angst und Fremdenfeindlichkeit und erzeugt ein Klima, in dem auch falsche Beschuldigungen möglich werden. Ein solcher Hinweis kann das „Aus“ eines jungen Flüchtlings bedeuten, und seine Zukunft aufs Spiel zu setzen, noch bevor die Fakten ausreichend überprüft wurden.
Übergriffe im Klassenzimmer (unter Gleichaltrigen) brauchen - neben allfälligen disziplinären und strafrechtlichen Konsequenzen - in erster Linie sozialarbeiterische und pädagogische Antworten. Fehlen diese, ist das meist auch ein Zeichen einer überforderten und alleine gelassenen Schule.
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