Telefonseelsorge
"Zuhören und die richtigen Worte finden"

Gerhard Darmann leitet die Telefonseelsorge Salzburg.  | Foto: Unterrainer
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Sätze wie "Das wird schon wieder" sind oft nicht hilfreich, weiß Gerhard Darmann, Leiter der Telefonseelsorge Salzburg. 

SALZBURG. Jubiläen sind bloß Zahlen, vielmehr gehe es um den Inhalt und die Arbeit, die hinter all diesen Jahren steht. Was in der langen Zeit, die die Telefonseelsorge mittlerweile "auf dem Buckel hat", stets unverändert geblieben ist, ist deren Anliegen: Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens zuhause sind, über einen längeren Zeitraum zu begleiten, schildert der Leiter der Telefonseelsorge Salzburg, Gerhard Darmann.

Telefon, Email oder Chat

In Salzburg wurde die Telefonseelsorge 1978 eingerichtet, heuer blickt man auf 45 Jahre Erfahrung zurück. Die erste Stelle gab es 1966 in Linz, ein Jahr später folgte Wien. Ursprünglich als Suizidpräventionshotline ins Leben gerufen, steht bei der Telefonseelsorge – erreichbar seit 25 Jahren unter der Notrufnummer 142 rund um die Uhr – jetzt immer mehr das Leben in all seinen Facetten im Mittelpunkt der Kommunikation.

Dazu hätten auch die zusätzlichen Möglichkeiten und neuen Formen der Kommunikation beigetragen. "Früher war es schwieriger, sich jemandem anzuvertrauen. Da gab es das Festnetztelefon, wo man nur von zuhause aus telefonieren konnte, oder eben eine öffentliche Telefonzelle. Jetzt kann zu jeder Zeit und von jedem Ort aus telefoniert oder schriftlich via E-Mail oder Chat kommuniziert werden. Letzteres ist vor allem für die Jüngeren sehr wichtig", sagt Darmann, der neben der Telefonseelsorge auch die "kids-line" leitet.

Einsamkeit, psychische Erkrankungen, Beziehungskonflikte

Die Themen, mit denen die Mitarbeiter konfrontiert werden, sind primär Einsamkeit und Isolation in all ihren Ausprägungen, Folgewirkungen von psychischen Erkrankungen sowie Konflikte im Zusammenleben.

Auch Menschen mit Suizidgedanken melden sich; Erwachsene, aber auch Kinder.

"Sie nutzen vermehrt den schriftlichen Weg und die Chatberatung. Ich denke, das liegt daran, dass Emotionen im Geschriebenen besser reguliert werden können. Wir achten immer auch auf die Zwischentöne und auf das, was zwischen den Zeilen steht", erklärt Darmann.

Menschen mit suizidalen Gedanken würden nicht selten die Erfahrung machen, dass ihnen "mangelndes Wollen" vorgehalten wird, führt Darmann aus. "Dieses Gefühl, nicht verstanden zu werden, tut besonders weh. Als nahestehender Mensch neigt man manchmal dazu, etwas zu sagen wie ‚Wenn du dich zusammenreißt, dann wird es schon.’ Man darf nicht vergessen, dass es für Angehörige eine große Belastung ist und man sich oft überfordert fühlt. Insofern sind wir als Telefonseelsorge nicht nur für Betroffene, sondern auch für Angehörige ein wichtiges Ventil, um sich Luft zu verschaffen", sagt Darmann.

"Zuhören, aber nicht beschwichtigen"

Wichtig sei es in solchen Momenten, zuzuhören, Gesprächsbereitschaft zu signalisieren und vor allem nicht zu beschwichtigen.

"Wer sich bei der Telefonseelsorge meldet, möchte nicht beschwichtigt, sondern anerkannt werden in dem was er oder sie erlebt und erleidet. Sätze wie ‚Das wird schon wieder’ sind wirklich alles andere als hilfreich", betont der Telefonseelsorge-Leiter.

Oft gehe es nicht darum, schnelle Lösungen, sondern die richtigen Worte zu finden. „Menschen, die sich bei der Telefonseelsorge melden, sehen sich oft auf der Schattenseite des Lebens. Da kann ein gesprochenes oder geschriebenes Wort zu einem ‚hellen Moment‘ werden“, erklärt Darmann.

Empathie und Offenheit

Derzeit ist man auf der Suche nach ehrenamtlichen Mitarbeitern für die Beratung per Telefon, E-Mail und Chat. "Die Tätigkeit ist herausfordernd, aber auch sehr erfüllend. Man bekommt sehr viel zurück. Wichtig sind Empathie, Offenheit und Einfühlungsvermögen und die Bereitschaft, sich in einen Ausbildungsprozess zu begeben", so Darmann.

Einen Bericht über ein Mentoring-Projekt für Jugendliche findet ihr hier:

Mentoring-Projekt soll Jugendliche stärken
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