Die Begegnung im Alltag ist das beste Rezept gegen Vorurteile gegenüber Muslimen

Daniel Bax | Foto: Privat
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"Angst ums Abendland. warum wir uns nicht vor Muslimen, sondern vor den Islamfeinden fürchten sollten" lautet der Titel des Buches von Daniel Bax. Der taz-Redakteur stellt sein Werk am 29. Oktober um 19 Uhr in St. Virgil vor. Die Bezirksblätter Salzburg haben ihn im Vorfeld interviewt.

Vertragen sich der Islam und europäische Grundwerte?
DANIEL BAX:
Ja, der Islam verträgt sich mit europäischen Grundwerten, so lange er nicht fundamentalistisch verstanden wird - das gilt allerdings auch für das Christentum und andere Religionen. Millionen Muslime, die als brave Bürger und Steuerzahler in Europa ihr Leben leben, zeigen jeden Tag, dass sie mit Rechtsstaat, Demokratie und Religionsfreiheit kein Problem haben, ganz im Gegenteil: gerade Minderheiten wissen Rechtsstaat und Demokratie meist besonders zu schätzen, weil diese ihnen Schutz bieten und Teilhabe ermöglichen. Wir müssen die europäischen Grundwerte wie Meinungs- und Religionsfreiheit, Demokratie und Rechtsstaat sowie Frauen- und Minderheitenrechte gegen Extremisten jeder Couleur verteidigen - auch und insbesondere gegen jene Scharfmacher, die sich auf Kosten einer Minderheit profilieren und ihrer Diskriminierung das Wort reden, sei es mit Kopftuch- und Minarettverboten oder Kampagnen gegen geplante Moscheebauten, sei es mit Internet-Hetze oder der demonstrativen Ablehnung von Flüchtlingen aus muslimischen Ländern, wie das etwa Ungarns Staatschef Victor Orbàn macht. Das ist Verrat an unseren europäischen Grundwerten.

Wem nützt die Angst vor dem Islam?
DANIEL BAX:
Islamhass ist ein lukratives Geschäft. Mit Anti-Islam-Pamphleten lassen sich Bestseller produzieren, das weiß man spätestens seit Thilo Sarrazins „Deutschland schafft sich ab“, das sich weit über eine Million Male verkauft hat. Derzeit finden sich "islamkritische" Publizisten wie der Deutsch-Ägypter Hamed Abdel mit seiner Polemik „Mohamed. Eine Abrechnung“, der Verschwörungstheoretiker Udo Ulfkotte mit seinem Islamisierungs-Szenario „Mekka Deutschland“, die christlich-fundamentalistische Aktivistin Sabatina James mit ihrer Streitschrift „Scharia in Deutschland“ und die Polizistin Tania Kambouri „Deutschland im Blaulicht“ weit oben in den deutschen Verkaufslisten. Sie alle schüren auf ihre Weise die Furcht vor Muslimen und ihrer Religion. Von dieser Angstmache profitieren rechte Scharfmacher wie Pegida, die Alternative für Deutschland und die FPÖ. Es ist ja kein Zufall, dass Abdel Samad in diesem Jahr mehrfach ein gern gesehener Gast bei der AfD war, Thilo Sarrazin vor der Wien-Wahl bei der FPÖ aufgetreten ist und sich auch Udo Ulfkotte im Dunstkreis von Pegida, der deutschnationalen Wochenzeitung "Junge Freiheit“ und der AfD bewegt. Diese Angstmache vergiftet das gesellschaftliche Klima, spaltet die Gesellschaft und schadet der Integration.

Wie sollen Politiker mit der bei vielen Menschen in Europa vorhanden Angst vor dem Islam umgehen?
DANIEL BAX:
Die Angst ist dort am weitesten verbreitet, wo es am wenigsten alltägliche Kontakte zu Muslimen gibt. Alltagskontakte sind das beste Antidot gegen Vorurteile und Ressentiments. Was Politik und Medien tun können ist, Muslime als gleichberechtigte Bürger wahrzunehmen und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. Wünschenswert wäre es auch, dass sich die Vielfalt der Gesellschaft stärker in Politik und Medien wieder spiegelt - Einwanderer und Muslime sind da insgesamt unterrepräsentiert, so dass noch immer viel zu oft über Muslime statt mit ihnen gesprochen wird.

Daniel Bax | Foto: Privat
Foto: Westend Verlag
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