„Dort sitzen keine 40 Trottel“

STADTBLATT: ÖVP-Geschäftsführer Peter Mitgutsch hat Sie vor Kurzem als den heimlichen Stadtchef bezeichnet. Sehen Sie sich auch so?
Helmut Hüttinger:
„Ich musste diese Aussage zweimal lesen, für mich zeugt sie von einem nahezu unglaublichen Realitätsverlust. Natürlich habe ich mich gefragt, wie es zu solch absurden Äußerungen kommen kann und ich habe nur eine mögliche Erklärung: In der Politik braucht es oft sehr lange, um Vertrauen aufzubauen und ich bin davon überzeugt, dass es ohne Vertrauen langfristig nicht geht. Aber: Vertrauen braucht Konstanz. Man kann es nur aufbauen, wenn man sich längerfristig als verlässlicher Partner präsentiert. Inzwischen bin ich lange genug dabei und man weiß, was man von meinen Argumenten zu halten hat. Ich stelle tatsächlich fest, dass meine Vorschläge inzwischen leichter angenommen werden – und das hat genau mit diesem Vertrauen zu tun und mit meiner konstanten Haltung.“

STADTBLATT: Aber warum verstehen sich Bürgerliste und SPÖ tatsächlich so gut?
Helmut Hüttinger:
„Die Verhältnisse sind klar. Es gibt eine einigermaßen starke SPÖ. Und es gibt eine ÖVP, die sich selbst immer wieder ins Abseits stellt, weil sie schlicht und einfach kein verlässlicher Kooperationspartner ist. Hier schließt sich der Kreis: Wir arbeiten zwar regelmäßig zusammen, aber ich kann nicht darauf vertrauen, dass dies eine Zusammenarbeit ist, die über Jahre funktioniert. Der Einfluss der ÖVP ist damit natürlich geringer als es ihrer Position als zweitstärkster Partei entspräche. Die Bürgerliste hingegen ist ganz klar nur drittstärkste Kraft. Trotzdem wurde in den letzten Jahren viel umgesetzt, was es ohne uns nicht oder wenigstens nicht so schnell gegeben hätte – von der fahrradfreundlichen Stadt über den Unipark Nonntal bis hin zur Seniorenheim-Reform und der Auszeichnung als die behindertenfreundlichste Stadt in Europa. Das alles sind Erfolge, an denen über Jahre hinweg hart gearbeitet wurde.“

STADTBLATT: Andere Parteien unterstellen der Bürgerliste gerne ein „Nachwuchsproblem“. Haben Sie eines?
Helmut Hüttinger:
„Überhaupt nicht. Mit Gernot Himmelfreundpointner und Barbara Sieberth haben wir zwei junge, engagierte Leute und Ingeborg Haller und Bernhard Carl haben sich bereits hervorragend eingearbeitet. Aber im Gegensatz zu SPÖ und ÖVP machen wir nicht Politik, um Karriere zu machen. Uns fehlt ein Parteiapparat, so wie die anderen ihn haben, deshalb ist der Nachwuchs bei der Bürgerliste natürlich nicht so sichtbar.“

STADTBLATT: Sie haben sich selbst einmal als „Fossil“ bezeichnet, Johann Padutsch und Ulrike Saghi sind auch schon lange dabei. Wäre es vielleicht Zeit für ein neues Gesicht, etwa im Planungsressort?
Helmut Hüttinger:
„Ich bin seit 20 Jahren in der Politik – viel länger als ich eigentlich vorhatte – und Johann Padutsch sogar noch länger. Aber er ist auch der einzige, der es als Chef im Planungsressort geschafft hat, eine Wahl zu überstehen. Von neuen Gesichtern als Argument halte ich nichts. Frischer Wind wäre ein Argument, aber ich habe nicht den Eindruck, dass es Padutsch derzeit daran mangelt – im Gegenteil.“

STADTBLATT: Gibt es überhaupt jemanden in der Bürgerliste, der ihn adäquat ersetzen könnte?
Helmut Hüttinger:
„Jeder Mensch ist einzigartig, aber in einer Funktion ist auch jeder ersetzbar. Natürlich gibt es einen Plan B, den nicht zu haben wäre fahrlässig. Namen werde ich aber garantiert keine nennen, nur so viel: Ich bin es nicht und die Suche muss sich auch nicht zwingend auf den derzeitigen Gemeinderatsclub beschränken. Natürlich wäre es schwierig, aber da geht es beispielsweise der SPÖ nicht anders: Noch vor nicht allzu langer Zeit sah es so aus, als würde Martin Panosch Heinz Schaden bald als Bürgermeister beerben. Nun ist keine Rede mehr davon und es werden wieder Stimmen laut, die sich fragen, ob er überhaupt der Richtige ist.“

STADTBLATT: Doris Tatzl meinte kürzlich, Argumente seien nutzlos geworden. Sehen Sie das auch so?
Helmut Hüttinger:
„Diese Diagnose hat mich gewundert, ich teile sie nicht. Im Gemeinderat sitzen nicht 40 ‚Trottel‘. Bevor wir heute ein Budget beschließen, gibt es intensive und konstruktive Arbeitsgespräche. Früher gab es das nicht, dafür wurde dann im Gemeinderat umso heftiger gestritten.“

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