Neustart für guten, alten Bergschuh

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Seit rund zehn Jahren ist es um die bei der Ski-WM in Bormio 1985 erfolgreichste Schuhmarke aber ruhig geworden. Der 43-jährige Grazer Oliver Wieser arbeitet als Geschäftsführer und Miteigentümer seit 2013 an der Wiederbelebung des Unternehmens mit 90-jähriger Geschichte und nunmehrigem Firmensitz im Gusswerk in Bergheim bei Salzburg.

Mittags zum Haubenkoch

Wieser selbst ist eher ein Stadt-Mensch, Sport betreibt er in Maßen, aber doch in einem Ausmaß, dass die Bewegung auch tatsächlich Freude bereitet: "Fußball, Tennis, ein bisschen Wandern, Laufen mit dem Hund, aber nichts Extremes", sagt er beim Business-Lunch mit dem Stadtblatt Salzburg. Er schätzt das unkomplizierte Ambiente im Gusswerk – das gilt auch für die Kochkünste des Kitzbühler Haubenkochs Andreas Senn in "Senns Restaurant". Kreativität und beste Qualität, serviert in kleinen Happen – so wie die viergängige "Lunchbox" mit Kohlrabicremesuppe, Salat mit Schafskäse, hausgemachten Chicken Nuggets mit Kartoffel-Gurken-Salat und schwarzer Reiscreme als Dessert – passen zu Wiesers eigenem Konzept von einem Miteinander von Tradition und Moderne.

Portion Mut und Kreativität

Der Neustart im Gusswerk – Dachstein war bis dahin zehn Jahre eine Lizenzmarke von Deelux Sportartikel und wurde vom Haupteigentümer (90 Prozent) Austro Holding und Wieser dort herausgelöst – ermöglichte Wieser, 90 Jahre Traditionsmarke mit den Vorteilen eines Start-ups zu verbinden. Ohne viel Widerstand, dafür mit einer ordentlichen Portion Mut und Kreativität hat der in die Jahre gekommene Bergschuh urbanen Style und neue Funktionalitäten erhalten.
Elf Mitarbeiter hat Wieser in Bergheim, darunter eigene Designer, Product Manager und eine eigene Qualitätskontrolle. Dabei setzten die Produktentwickler auf die Verbindung von Tradition und Hightech-Materialien, In der Ramsau angefertigter Loden kommt ebenso zum Einsatz wie Spezialmembranen. Die Schuhe sollen Menschen ansprechen, die gerne stundenlang durch die Stadt spazieren, genauso wie gemütliche Wanderer oder extremere Berggeher – sogar für Jäger gibt es eine eigene kleine Kollektion, nicht zu vergessen ein extra Schuh für Eisstockschützen. "Mit gutem Grip, aber nicht so, dass er zuviel bremst", betont Wieser. Nur eines gibt es nicht mehr, zumindest vorerst nicht mehr: Skischuhe.

"Unser Ziel ist es, Dachstein wieder als Marke für Wandern und Bergsteigen zu etablieren. Natürlich: Mit der Genetik von Dachstein im Hinterkopf denken wir auch über Skischuhe nach. Aber dazu bräuchten wir einen wirklich revolutionären neuen Schuh, eine komplette Innovation", räumt Wieser ein. So etwas wie den Ende der 80er-Jahre von Dachstein entwickelten "Heckeinsteiger"-Skischuh? Ein paar Jahre davor hatte die Marke mit einer Jahresproduktion von mehr als einer Million Schuhe ihren Höhepunkt erreicht.

Produktion in EU und Asien

Heute lässt das Unternehmen 150.000 bis 200.000 Paar Schuhe in Partner-Fabriken in Italien, Rumänien und in Asien produzieren, die dann über den Fachhandel in Österreich, der Schweiz und Deutschland, aber auch in Belgien, Frankreich, den Niederlanden und Südosteu- ropa verkauft werden. "Sehr gut gehen auch Japan und Kanada – dort kommt das Traditionelle, Österreichische gut an", schildert Wieser. "Die Hälfte, Tendenz steigend, produzieren wir in Europa", erklärt Wieser.

Bei der Produktion in China schwinde der finanzielle Vorteil durch steigende Löhne vor Ort und hohe EU-Zölle zunehmend. Dachstein lässt deshalb auch in einer Fabrik in Myanmar Schuhe anfertigen – ein Joint Venture des chinesischen Partnerproduzenten. "Ja, die Arbeitsbedingungen dort sind für uns ein Thema", sagt Wieser auf Nachfrage, und ergänzt: "Wir haben in unseren Verträgen bestimmte Standards festgeschrieben wie dass es selbstverständlich keine Kinderarbeit geben darf, dass die Ledergerbungsprozesse gewisse Auflagen erfüllen müssen und dass wir eine eigene Schadstoffkontrolle durchführen."

Skischuhe? Vielleicht einmal

Im Vorjahr lag der Umsatz im einstelligen Millionenbereich, mittelfristig, das heißt in drei bis fünf Jahren, will Wieser 300.000 bis 500.000 Paar Schuhe verkaufen. Und wer weiß, vielleicht ist dann wieder ein Skischuh dabei? "Momentan ist der Kostenfaktor bei Formen sehr hoch. Vielleicht bringen 3D-Druck-Technologien uns hier neue Möglichkeiten, wir werden sehen", sagt Wieser. Er sei jedenfalls jemand, der gerne Neues ausprobiert.

So wie im kulinarischen Bereich zu Hause. Der heurige Sommer wollte es, dass der Quittenbaum im Garten besonders viele Früchte trug. "Deshalb habe ich jetzt nicht nur Quittengelee und -likör hergestellt, sondern auch noch Quitten-Chutney. Wir werden sehen, zu welchem Gericht das dann passen wird." Vielleicht zum Wiener Schnitzel, das es bei Familie Wieser traditionell am Neujahrstag gibt.

Zum Business-Lunch mit Oliver Wieser ging es zu Haubenkoch Andreas Senn.
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