Chancen und Herausforderungen
Salzburg Stadt: Tourismus nimmt wieder zu
Mehr als 3.2 Millionen Nächtigungen und knapp 1.8 Millionen Ankünfte verzeichnete der Salzburger Tourismus im Jahr 2023. In beiden Bereichen liegt man somit nur mehr wenige Prozent unter dem Rekordniveau von 2019.
SALZBURG. Seitens der Tourismus GmbH zeigt man sich über die Erholung des Tourismus sehr erfreut. Doch es gibt auch jene, welche die Rückkehr der Gästemassen kritisch sehen, wie Tourismusforscher Kurt Luger.
Deutschland auf Platz eins
Laut der Tourismus Salzburg GmbH hat seit 2019 vor allem der deutsche Markt stark zugenommen. Mit 771.806 Nächtigungen löst der deutsche Gast somit den österreichischen Gast (752.499) auf Platz eins ab. Ebenfalls stark vertreten sind Gäste aus den USA mit 262.951 Nächtigungen sowie auch Urlauber aus Großbritannien, Italien und der Schweiz. Laut der Tourismusbilanz 2023 liegt man bei den Gästen aus China jedoch weit unter dem Niveau von 2019, nämlich bei 22,5 Prozent.
Angebot aus Kultur und Natur
Christine Schönhuber, Geschäftsführerin der Tourismus Salzburg GmbH, betont die Wichtigkeit eines guten Nationenmixes: „Die starken Zunahmen aus dem deutschen und holländischen Markt sprechen für die Attraktivität des Salzburger Angebots aus Kultur und Natur.“ Ein positiver Aspekt sei, dass Gäste aus ferneren Ländern eher zu Zeiten kommen, in denen europäische Urlauber weniger vertreten sind, und somit die Nebensaison beleben. Weiters geben die Gäste aus den Fernmärkten im Schnitt mehr Geld in Salzburg aus und verweilen auch länger in der Stadt.
Salzburg Congress
Einen Rekord stellte auch das Salzburger Kongresshaus im Jahr 2023 auf. Denn mit 107 Veranstaltungen an 250 Tagen und einem Umsatz von 3,5 Millionen Euro war es das bislang erfolgreichste Jahr des Salzburg Congress. Die stattfindenden internationalen Kongresse hatten mit 41.283 Nächtigungen wiederum auch einen direkten positiven Einfluss.
Herausforderung Tourismus
Auch Kurt Luger, Tourismusforscher und Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls, bestätigt, dass sich der Salzburger Tourismus in den letzten Jahren wieder erholt hat. Aufgrund der staatlichen Kompensation von Ausfällen während der Pandemie und der Unterstützung, welche der Tourismus in Österreich erhalte, sei dies auch kein Wunder. Ein positiver Trend, der sich aus seiner Sicht abzeichnet, sei aber, dass oftmals gerade jene touristischen Betriebe in Salzburg erfolgreich sind, die es schaffen, sowohl für die Gäste als auch für ihre Angestellten gute Leistungen und eine hohe Qualität zu bieten.
Problem Verkehr
Kritisch sieht der Tourismusforscher die wieder steigenden Gästezahlen vor allem im Hinblick auf den Verkehr. Denn die Situation auf den Salzburger Straßen sei vor allem für die Einheimischen eine große Belastung, die aufgrund fehlender Lenkungsmaßnahmen im Hinblick auf die Gästezahlen überproportional stark ausfalle. „Es gibt zu viele Autos und Abgase“, sagt Luger. Gerade die Reisebusse seien trotz der Regelung mit den beiden Busterminals nach wie vor ein Problem. Diese Terminals müsse man jedenfalls in die Peripherie verlagern und ein brauchbares Shuttle-Konzept aufstellen.
„Im Grunde haben wir das ganze Jahr über eine ähnliche Situation", so Kurt Luger. Um in Salzburg wirklichen Qualitätstourismus zu erreichen, würde es laut dem Tourismusforscher ein Verkehrskonzept mit wirksamen Maßnahmen brauchen – sowohl für die Lenkung des Verkehrs als auch der Besucherströme. „Alles, was ich von der Straße wegbringe, ist günstig", so Luger. Aus seiner Sicht bräuchte es eine autofreie Innenstadt, wie in italienischen Städten, dann hätte man auch noch einen positiven Effekt fürs Klima.
Weitere Lösungsansätze
Der Tourismusforscher betonte im Gespräch mit uns, dass man sich beim Stadttourismus auch mehr nach den Einheimischen richten müsse. Mit dem derzeitigen Ausmaß an Tourismus seien Umfragen zufolge rund zwei Drittel der Salzburger sehr unzufrieden. Ein großes Thema für die Menschen ist laut Luger vor allem die Gruppengröße. Gerade asiatische Gruppen werden dabei oft als Feindbild wahrgenommen, obwohl auch Touristinnen und Touristen aus anderen Ländern in größeren Gruppen unterwegs sind.
Um hier generell das Konfliktpotenzial zu entschärfen, bräuchte es laut Kurt Luger eine gewisse Lenkung der Besucherströme. Denn auch bei den Menschen, die zu Fuß in der Stadt unterwegs sind, sei man in Salzburg an der Kapazitätsgrenze. Eine Möglichkeit hierfür wären sogenannte „City Scouts", die in der Stadt unterwegs sind und den Gästen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Sie könnten zum einem den Urlauberinnen und Urlaubern bei der Orientierung in der Stadt helfen und zum anderen im Kontakt mit Reiseleitern bei der Koordination der Gruppen helfen.
Aus der Sicht des Tourismusforschers müsste man sich generell müsste in Salzburg wirklich auch auf die kulturelle Qualität besinnen um Qualitätstourismus zu erreichen.
„Wir sollten das hochwertige als Angebot in den Vordergrund stellen und die Leute dazu bringen, dass sie diese Qualität verstehen und auch wertschätzen. Dafür bräuchte man aber auch die Tourguides.“
Kurt Luger, Tourismusforscher
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