Wirtschaft, Wohlstand und Arbeit neu denken
Hans Holzinger ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen in Salzburg und plädiert für eine Wirtschaft, die sich mehr am Menschen orientiert.
SALZBURG (ck). Nachhaltigkeitsforscher Hans Holzinger plädiert für neue Arbeitszeitmodelle in einer stärker regional ausgerichteten Wirtschaft, die sich an den Grundbedürfnissen sowie einer fairen Verteilung orientiert. In seinem neuen Buch „Von nichts zu viel - für alle genug“ skizziert er mögliche Zukunftsszenarien.
Ungleichheit steigt
Der Aufbau sozialer Marktwirtschaften nach 1945 war zweifellos ein Erfolg. „Seit den 1970er-Jahren mehren sich die Krisen. Die ökologischen Folgen des Konsumwachstums lassen sich nicht weiter verdrängen; der Konkurrenzdruck in den Unternehmen und auf den Arbeitsmärkten nimmt zu, der gesellschaftliche Konsens über die Notwendigkeit von sozialem Ausgleich ab. Sinkende Wachstumsraten engen die Verteilungsspielräume nun ein“, so der Nachhaltigkeitsforscher Hans Holzinger von der Robert Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen in Salzburg. Statt sinkende Wachstumsraten bei sich sättigenden Märkten als neue Normalität anzunehmen, werde jedoch versucht, die Wachstumsmaschine mit immer höherer Verschuldung in Gang zu halten. Dazu kämen die geänderten internationalen Rahmenbedingungen.
Eine neue Wirtschaft
In seinem Buch „Von nichts zu viel - für alle genug“ plädiert Holzinger für ein neues Verständnis von Wirtschaft und Wohlstand, welches ökologische und soziale Aspekte in den Mittelpunkt stellt. „Nicht immer mehr Konsum, sondern langlebige Produkte einschließlich einer Kultur des Reparierens, Lebensmittel hoher Qualität, mehr freie Zeit statt immer mehr Stress sowie ein Leben, das sich wieder in den Nahräumen abspielt“, nennt Holzinger als Eckpfeiler. Eine wichtige Rolle komme dabei neuen, den jeweiligen Bedürfnissen der Menschen angepasste Arbeitszeitmodellen zu. „Halbtagsstellen für Männer und Frauen in der Familienphase sind dabei ebenso denkbar wie ein gleitender Übergang in die Pension“, so Holzinger. Ziel müsse sein, das jeder Mensch genügend Zeit für alle Tätigkeitsbereiche, also neben der Erwerbsarbeit auch für Sorge- und Hausarbeit, Nachbarschaftshilfe und freiwilliges Engagement habe. Dazu käme das „Recht auf Muße für alle“. Holzinger schlägt das Konzept einer „Dreizeitgesellschaft“ vor: „Ein Drittel Erwerbsarbeit, ein Drittel Eigenarbeit und ein Drittel Zeit für Muße, Bildung und soziale Kontakte.“ Das Leitbild müsse eine stärker regional orientierte Wirtschaft sein, die Grundbedürfnisse wie Ernährung, Wohnen, Bildung und Gemeinschaft in den Mittelpunkt stellt.
Buch wird vorgestellt
Hans Holzinger wird sein Buch am 3. Juni um 19.00 in der Robert-Jungk-Bibliothek (Strubergasse 18, 5020 Salzburg) vorstellen.
Am 7. Juni ist er ab 19.30 zu Gast in der Öffentlichen Bibliothek Seekirchen und am 9. Juni besucht er ab 19.30 das Haus für Wirtschaft, Arbeit und Bildung in Tamsweg.
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