"Carla" als neue Chance
(K)ein Einzelfall: Wie sich Klaus Trucker mit einem Transit-Job zurück auf den Arbeitsmarkt kämpft.
Sein Blick gleitet über die Reihen im Bücherregal. Die meisten Bücher kennt Klaus Trucker, liest er doch fast jede Woche ein Buch. "Das kann ich Ihnen empfehlen", sagt er und holt "Der Feuerstein" von Rae Carson hervor. Es ist ein Roman, eine "magische Reise", wie der Untertitel verspricht. Die Heldin ist keine wie sie sonst im Buche stehen, sondern dick, von Selbstzweifeln geplagt und von viel besser aussehenden Mitmenschen umgeben. Auf den ersten Blick zweite Wahl, würde man sagen.
Einer von 55.000
55.000 Menschen im Bundesland Salzburg waren im Vorjahr arbeitslos – manche nur sehr kurz, andere über einen längeren Zeitraum oder auch zum wiederholten Mal. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen hat sich im Vorjahr auf durchschnittlich 673 eingependelt. Klaus Trucker ist einer von ihnen. Und er hatte Glück, fand einen Job in einem der drei von der Caritas betriebenen Carla-Second-Hand-Shops. Dort, wo er seinen Kunden jetzt Bücher, aber auch Spiele oder Bekleidung verkauft.
"Man fällt in ein Loch"
Der 52-jährige gelernte Dachspengler war mehr als 20 Jahre lang durchgehend berufstätig. Mit 40 begann die Bandscheibe Probleme zu machen, es folgten zwei Operationen und ein Arbeitsunfall: Er fiel vom Dach, seither ist ein Bein taub und das Knie am zweiten Bein kaputt, wie er sagt. "Ich wollte wieder arbeiten", so Klaus Trucker, der es nach einem Jahr Invaliditätspension nicht mehr zu Hause ausgehalten hat. "Ich habe mein Leben lang immer gearbeitet – und dann war ich drei Jahre lang arbeitslos. Da fällt man schon in ein Loch. Ich hatte alle sechs Wochen einen Termin bei einem AMS-Berater, aber der kann ja auch nicht zaubern. Bis dann das mit ‚Carla’ gekommen ist", erzählt er. "Hier habe ich wieder meinen Rhythmus, eine Aufgabe gefunden."
Chance Transitarbeitsplatz
Dass es vor allem für ältere Arbeitslose immer schwieriger wird, weiß auch Martin Huber von der Caritas. "Es gibt sehr viele Vorurteile älteren Arbeitnehmern gegenüber." Wenn dann noch – wie bei Klaus Trucker – körperliche Einschränkungen dazu kommen, wird es noch einmal schwieriger. Mit "Carla" und der "Neuen Arbeit Personalservice" – eine Leiharbeiterfirma – stellt die Caritas 80 sogenannte Transit-Arbeitsplätze zur Verfügung. Das bedeutet: Das Arbeitsverhältnis dauert maximal ein Jahr – bis dahin sollten möglichst viele den Sprung in den regulären Arbeitsmarkt schaffen. Im Vorjahr lag die Erfolgsquote bei 58 Prozent.
Leiharbeit mit Perspektive
Das Leiharbeitermodell für Menschen ab 45 Jahren sei ideal, um den gängigen Vorurteilen gegenüber älteren Arbeitnehmern ein reales Abbild der Wirklichkeit gegenüber zu stellen. "Die Betriebe bekommen einen älteren Arbeitnehmer, alle Risiken des Arbeitgebers bleiben aber bei uns als Dienstgeber", erklärt Martin Huber. Die "Neue Arbeit Personalservice" nimmt keine kurzfristisgen Einsätze an, das Ziel ist, den Weg für ein reguläres Dienstverhältnis zu ebnen.
In den Carla-Shops sowie dem dazugehörenden Logistikzentrum in Parsch stellt die Caritas 18 Transit-Arbeitsplätze für 50-Jährige und Ältere zur Verfügung. Die Frauen und Männer gehen dort nicht nur einem Job nach, sondern erlernen auch neue Fähigkeiten, besuchen Verkaufsschulungen und werden beim Wiedereinstieg in den regulären Arbeitsmarkt unterstützt. Ein Weg, den auch Klaus Trucker gehen will. Noch drei Monate ist er bei "Carla" beschäftigt.
Einkaufen bei "Carla"
In den drei Carla-Second-Hand-Läden in Aigen, Maxglan und Lehen gibt es gebrauchte Bekleidung, Schuhe, Spiele, DVDs, Bücher und Haushaltsartikel. Das Warenangebot stammt aus Spenden. Zum Einkaufen ist jeder willkommen, anders als für Sozialmärkte steht das Angebot nicht nur speziell einkommensschwachen Menschen offen.
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