Premiere am Uniklinikum Salzburg
Patientin erhielt Schädeldecke aus dem 3D-Drucker
Eine 63-jährige Patientin aus der Obersteiermark, erhielt im Uniklinikum Salzburg das erste hauseigene gedruckte 3D-Implantat und hat den Eingriff gut überstanden. Auch in Zukunft sind weitere Implantate aus dem 3D-Drucker geplant.
SALZBURG. Nachdem diesen Frühling der erste Patient im Uniklinikum Salzburg eine selbstgefertigte Hinterhaupt-Prothese, welche die Knochenstruktur ergänzt, aus dem 3D-Drucker bekommen hatte, wurde nun das erste 3D-Implantat, das Knochenstruktur ersetzt, erfolgreich bei einer 63-Jährigen in einer Operation eingesetzt.
Teil der Schädeldecke nach Trauma entfernt
Durch das Traumanetzwerk, bei dem das Uniklinikum Salzburg mit dem Unfallkrankenhaus der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) und anderen Spitälern im Bundesland Salzburg sowie in angrenzenden oberösterreichischen und steirischen Regionen zusammenarbeitet, kam im Frühsommer eine 63-Jährige aus der Obersteiermark nach einem häuslichen Unfall in die Neurochirurgie des Christian-Doppler-Klinikums. Die Ärzte stellten bei der Frau ein schweres Schädel-Hirn-Trauma fest. Um eine Hirnschwellung zu vermeiden wurde der Patienten ein rund 12 mal 10 Zentimeter großes Stück der Schädeldecke entfernt (Entlastungskraniektomie*).
Implantat im 3D-Drucker entworfen
Da sich die Patientin gut erholt hatte, sollte der fehlende Teil durch ein Implantat ersetzt werden. Anstelle eines Implantats aus Plastik entschied sich das ärztliche Behandlungsteam um Oberarzt Johannes Pöppe jedoch dafür ein Implantat aus PEEK-Kunststoff einzusetzen. Dieses wurde im 3D-Drucklabor des Uniklinikums Salzburg entworfen und produziert. Wie genau das von Statten ging, erklärt Pöppe so:
"Wir haben die CT-Bilder der Patientin an das Team unserer IT-Kundenbetreuung rund um Werner Wurm geschickt. Dieses hat dann ein Modell des Schädels und des Implantats ausgedruckt. Nachdem wir das Modell freigegeben haben, wurde das Implantat auf dem 3D Systems EXT 220 MED (Kumovis R1) 3D-Drucker unter Reinraumbedingungen gedruckt."
Erfolgreicher Eingriff
Der geplante Routineeingriff, bei dem das Implantat über Plättchen mit der Schädeldecke verschraubt wurde, fand am 12. September statt und dauerte knapp eine Stunde. Über Löcher in der Struktur konnte die Hirnhaut mit dem Implantat vernäht werden. Der Patientin gehe es nach ersten Presseberichten gut. "Der postoperative Verlauf ist völlig unauffällig. Die Heilung schreitet gut voran", so Pöppe. In der postoperativen Bildgebung zeigte sich eine optimale Rekonstruktion der Schädeldachform.
Weitere 3D-Implantate geplant
Laut dem Vorstand der Neurochirurgie, Christoph Giessenauer, werden im Jahr rund 40 Entlastungskraniektomien durchgeführt und rund 25 Mal pro Jahr anschließend wieder Implantate eingesetzt. Bei dem im Haus selbst gedruckten Implantat wurden alle Anforderungen der Medical Device Regulation (MDR) der EU für patientenspezifische Implantate eingehalten. Für Griessenauer bedeutet das einen großen Erfolg: "Der 3D-Druck ist endgültig im klinischen Alltag angekommen." Für die kommenden Wochen planen die Neurochirurginnen und -chirurgen schon mehrere weitere Implantate aus dem 3D-Drucker.
* Eine Entlastungskraniektomie ist eine Operationen, die durchgeführt wird, um bei einer Erhöhung des Drucks im Schädel (Hirndruck) Raum für das erhöhte Volumen zu schaffen.
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