Lehrermangel
Landesrätin Daniela Gutschi zu den "bayerischen Lockversuchen"
Bayern versucht derzeit, durch finanzielle Anreize Lehrpersonal von außerhalb anzulocken. Es wird befürchtet, dass dies den Lehrermangel in Österreich weiter anfachen könnte. Wir befragten Bildungslandesrätin Daniela Gutschi zu der Thematik.
SALZBURG/ÖSTERREICH. Vor allem in den westlichen Bundesländern sollen bereits vermehrt Lehrkräfte nach Bayern abgewandert sein. Entsprechende Warnungen kommen unter anderem von Tiroler Lehrervertretern, jedoch auch von der Österreichischen Professoren-Union und Gewerkschaftsvertretern der AHS. Stellen die besseren Gehälter und Prämien der Bayern ein Problem für das Salzburger Bildungssystem dar? Das fragten wir Landesrätin Daniela Gutschi.
Verdienst in Bayern
In Bayern steigen neue Lehrkräfte mit einem Bruttogehalt zwischen 4.091 und 4.774 Euro ein. Dies hängt von ihrer Besoldungsgruppe ab. Zu beachten ist hierbei, dass Bayern nach der nächsten Legislaturperiode alle Lehrkräfte auf die Stufe A13 heben will. Damit würden auch neue Grundschul- und Berufsschullehrer auf circa 4.700 Euro brutto aufgestockt werden.
Im Vergleich dazu steigen Lehrkräfte in ganz Österreich mit einem Bruttogehalt zwischen 2.500 und 3.000 Euro ein. Spitzenreiter sind hier die Lehrer der AHS und AHS/BHMS. Sie steigen im Schnitt mit 2.800 bis 3.000 Euro brutto ein.
Weiters versucht Bayern derzeit mit finanziellen Anreizen Lehrerinnen und Lehrer in Regionen mit Personalmangel zu locken. Auch Umzugsvergütungen und die sofortige Verbeamtung stellen einen Unterschied zum österreichischen System dar.
Kein Problem
Wir befragten Bildungslandesrätin Daniela Gutschi (ÖVP) zu der Bayern-Problematik. Sie erklärte uns, dass sie diese momentan relativ gelassen sehe. Es sei schon lange ein Thema, dass Lehrerinnen und Lehrer in Bayern besser verdienen als in Österreich. Trotzdem sei in Salzburg kein klarer Trend erkennbar.
"Ich sehe nicht, dass wir da derzeit mit Bayern ein großes Problem hätten. Wir haben eher das Thema, dass wir durch die Dienstrechtsnovelle Lehrpersonen von den Mittelschulen an die höheren Schulen verlieren. Aber natürlich gibt es immer einen gewissen Austausch zwischen den Bundesländern sowie auch mit dem benachbarten deutschsprachigen Ausland. Das gibt es immer wieder", so Daniela Gutschi.
Ein anderes System
Die Landesrätin betont im Gespräch auch, dass Bayern einfach grundsätzlich ein anderes System habe. Dieses biete sowohl Vor- als auch Nachteile.
"Ich habe mich da auch erkundigt bei Direktorinnen und Direktoren, die auch selber Kollegen aus Bayern haben, die bei uns sind, oder Lehrpersonen die wieder zurückgekehrt beziehungsweise dann doch nicht nach Bayern abgewandert sind. Das System ist halt schon ein anderes. In Deutschland gibt es keine 14 Jahresgehälter. Die Rahmenbedingungen sind generell andere. Zum Beispiel müssen die Lehrer in Bayern mehr Stunden unterrichten. Dadurch haben Kolleginnen und Kollegen in Bayern weniger verschiedene Klassen. Ein weiterer Unterschied ist auch, dass sie auch verpflichtende Vorbereitungsstunden an der Schule haben. Jedenfalls ist nicht alles vergleichbar", erklärt Landesrätin Daniela Gutschi.
Die aktuelle Situation
Im Interview gab die Landesrätin uns auch ein Update zur derzeitigen Situation in Salzburg.
"Wir haben heuer 125 Lehrpersonen von den rund 6000 Pflichtschullehrern im Land Salzburg, die das System verlassen haben. Wo sie hingegangen sind, wissen wir nicht. Einige haben den Beruf gewechselt. Es kann nach der Coronazeit auch sein, dass manche sagen, die Schule wollen sie sich nicht mehr antun", so die Landesrätin. Weiters kann es sein, dass manche auch in andere Bundesländer oder nach Bayern gewechselt sind.
Wohin die Lehrpersonen verschwunden sind, will man jetzt jedenfalls prüfen lassen. Denn generell will man natürlich wissen, warum Lehrerinnen und Lehrer das Salzburger Schulsystem verlassen. Das hierbei Bayern eine große Rolle spielen würde, sei aber jedenfalls noch nicht bei ihr gelandet, so Landesrätin Daniela Gutschi.
Momentan gibt es in Salzburg 66 offene Stellen mit insgesamt 1010 Stunden. Im Vergleich zum letzten Jahr stellt dies eine leichte Besserung dar. Es gibt nach wie vor einen Lehrermangel in Salzburg, aber die befürchtete Verschlechterung sei nicht eingetreten.
Finanzielle Anreize
Man versuche jedenfalls, den Lehrberuf durch eine laufende Kampagne zu attraktivieren und sich für mehr Praxis in der Ausbildung einzusetzen. Bei Gehältern müsse jedenfalls der Bund aktiv werden, den diese liegen außerhalb des Kompetenzbereichs der Bundesländer. Auch Prämien möchte man lieber in der Hand des Bundes belassen, denn sonst würde man nur in Konkurrenz mit den anderen Bundesländern geraten. Ab dem Herbst wird es aber zum Beispiel einen Zuschuss zum Klimaticket für Lehrpersonen geben.
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