Präventive Arbeit
SOS Kinderdorf Altmünster unterstützt auch ganze Familien

Foto: SOS Kinderdorf/Kasberger
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Das SOS-Kinderdorf kommt nicht erst ins Spiel, wenn Kinder nicht mehr bei ihren Eltern leben können.

ALTMÜNSTER. Die Kinderschutzorganisation unterstützt Familien auch präventiv, damit sie gar nicht erst auseinanderbrechen. In vielen Fällen ist es möglich, dass Eltern und Kinder zusammenbleiben, wenn sie rechtzeitig die passende, individuelle Unterstützung bekommen.
Das Eltern-Kind-Wohnen im SOS-Kinderdorf Altmünster ist eines dieser präventiven Betreuungsangebote. Seit 2019 werden Familien in schwierigen Lebenslagen gestärkt, damit sie sich stabilisieren und Eltern auch weiterhin gut für ihre Kinder sorgen können.
Doris Kasberger hat das Eltern-Kind-Wohnen vom Start weg mitaufgebaut. Die Psychologin ist seit 2019 Fachkraft für aufsuchende Familienarbeit. Ebenso wie Sozialarbeiter Andreas Lux. Er zählt seit Ende 2020 zum Team. Sie sprechen anlässlich des Tages der Familie am 15. Mai über das einzigartige Projekt.

Was sind die Probleme der Familien, die bei Ihnen untergebracht sind? 
Kasberger & Lux: Meist ist es eine Kombination aus mehreren Problemfeldern – z.B. Überforderung in der Betreuung, Pflege und Erziehung der Kinder, Partnerschaftskonflikte und/oder Schwierigkeiten in und mit der Familie (beispielsweise Großeltern), finanzielle Probleme, psychische Instabilität und -Krankheit oder Substanzmissbrauch in der Vergangenheit.

Wie viele Pädagogen betreuen die Familien und was machen sie da genau? 
Aktuell begleiten zwei Fachkräfte für aufsuchende Familienarbeit vier Familien im Eltern-Kind-Wohnen. Sie betreuen junge Familien/Eltern mit dem Ziel, sie in ihrer Selbstständigkeit zu stärken. Dafür ist es wichtig, anzuerkennen, dass die Eltern die Experten für ihr Leben sind. Sie sind gefordert, ihre Ziele selbst zu formulieren und werden bei der Erreichung unterstützt. So erleben sie eine starke Selbstwirksamkeit. Die genaue Hilfestellung für einen geregelten und kindgerechten Alltag orientiert sich an der individuellen Familiensituation und deren Bedürfnissen. Der tägliche Kontakt zwischen den Eltern und den Fachkräften im SOS-Kinderdorf bietet viele Betreuungs- und Unterstützungsmöglichkeiten. Dazu gehören: 
Einzelgespräche, um Tagesstrukturen zu erstellen und Erziehungsthemen zu reflektieren
Hilfe beim Einkauf; gemeinsam Arzttermine wahrnehmen; Elternrunden, um den Austausch der Familien im Eltern-Kind-Wohnen untereinander zu fördern; Unterstützung bei Behördengängen; Vernetzung mit Kooperationspartnern (zB. Kindergarten, Schule, Ergotherapie, Psychotherapie, Physiotherapie); Vermittlung an Beratungsstellen; Arbeit mit den Herkunftssystemen; gemeinsames Kochen oder gemeinsame Ausflüge.

Wer vermittelt die Familien in das SOS Kinderdorf?
Die Familien werden durch die zuständige Kinder- und Jugendhilfe zugewiesen.

Ist das oberösterreichweit das einzige Angebot in der Art?
In Oberösterreich gibt es auch andere Institutionen oder soziale Träger, die ähnliche Konzepte anbieten.

Was machen Sie dann konkret mit den Familien – gibt es hier spezielle Abläufe?
Anfänglich geht es um Beziehungsaufbau, Sichern der Kooperationsbereitschaft und Vertrauensgewinn, sodass die Bearbeitung von Problemfeldern ehrlich und transparent erfolgen kann. Oft braucht es einige Zeit bis sich Familien trauen, Themen ehrlich anzusprechen. Jede Woche wird ein Wochenplan mit fixen Gesprächs- und Interaktionsterminen zwischen den Familien und den Fachkräften vereinbart. Die Nachbesprechung der Vorwoche hat dabei einen fixen Platz - um zu klären, was herausfordernd war, aber auch was gut gelungen ist. Schritt für Schritt wird an der Stärkung der Familien gearbeitet und die festgelegten Ziele werden gemeinsam verfolgt.

Was sind so schwierige Situationen, die sogar „Profis“ beschäftigen?
Nach Erstellung der sozialen Anamnese (Genogramm, Timeline, etc.) fragt man sich oft, wieviel Leid manche Familien aushalten können. In der Biographiearbeit wird deutlich, dass Probleme bereits weit in der Familiengeschichte zurückliegen und sich über Generationen erstrecken. Um die Selbstständigkeit der Eltern zu fördern, gilt der Grundsatz „So wenig wie möglich, so viel wie nötig“. Wenn die Situation mit den Kindern eskaliert, müssen wir Fachkräfte dennoch manchmal eingreifen und den Eltern Entscheidungen abnehmen. Wir agieren dabei aber als Vorbilder. Nicht immer gelingt es, dass sich Familien positiv entwickeln, die Hilfestellungen nicht ausgereicht haben, um Familien zu stärken. Die Betreuung muss beendet werden. Im solchen Momenten fragt man sich, ob wirklich alles versucht wurde?

Was sind dagegen die schönen Momente bei dieser Arbeit?
Das Schöne sind die Entwicklungen, die jede Familie vom Beginn der Betreuung bis zum Auszug aus dem SOS-Kinderdorf macht. Vielleicht ist nicht alles perfekt, aber jeder hat sich weiterentwickelt. Das kann die Schuldenregulierung sein, der Beginn einer Psychotherapie um persönliche Thematiken zu reflektieren oder der leichtere Umgang mit erzieherischen Herausforderungen. Familien verbringen wieder qualitätsvolle Zeit miteinander, Kinder entwickeln bessere soziale Fertigkeiten. Durch die vielen Übungsmöglichkeiten im SOS-Kinderdorf lernen die Kinder, dass ihre Eltern wieder Verantwortung übernehmen, Geborgenheit und Schutz bieten können.

Wie genau gelingt dann der Übergang nach Hause?
Nach ungefähr zwei Jahren Betreuung wird die Familie in das zukünftige Zuhause begleitet. Sie wird auch dort besucht, betreut und durch Hilfestellungen gestärkt. Je nach Wohnort und Möglichkeiten können Eltern stundenweise für gemeinsame Aktivitäten und Gespräche ins Kinderdorf kommen. Die Betreuungsstunden werden in Absprache mit der zuständigen Behörde reduziert, beendet oder im Bedarfsfall an einen mobilen Anbieter von familiären Hilfen übergeben.

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