Wie Inflation und Zinsanstieg den Traum gefährden
Der (Alp-)Traum vom Eigenheim

Steigende Inflation gefährdet die Währungsstabilität | Foto: Thomas Schiendorfer
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Besonders in unserer Region verfolgen viele den traditionellen Triathlon: einen Baum pflanzen, ein Kind zeugen und ein Haus bauen. Der Traum vom Eigenheim wurde im letzten Jahrzehnt allerdings immer teurer und teurer. Da derzeit aber die Inflation sowie auch der Leitzins in die Höhe steigen, wird für einige der vermeintlichen Traum vom Eigenheim schnell zum Alptraum.

Ein unangenehmer Höhenflug

SALZKAMMERGUT. Steigende Grundstückspreise, aber auch Rohstoffengpässe und Inflationen erschwerten es potenziellen Häuslbauern immer mehr und mehr ihr Ziel Wirklichkeit werden zu lassen. Spätestens seit Jahresbeginn nehmen die Teuerungen allerdings rasant zu, was es Jetzigen aber vor allem auch zukünftigen Familien schwer macht, den Traum vom Eigenheim Wirklichkeit werden zu lassen. Und spätestens seit des Ukrainekrieges merkt man zwei Dinge: Erstens: der Kapitalismus bringt trotz all der Vorteile – die wir tatsächlich geneigt sind zu übersehen – auch einige Nachteile mit sich und Zweitens: die stetig anhaltende Globalisierung macht auch vor dem goldenen Käfig des Salzkammergutes nicht halt.

Was das Gesetz vorsieht

Seit 01.08.2022 sieht der Gesetzgeber zusätzlich vor, dass die Laufzeit eines Kredites höchstens 35 Jahre betragen und maximal 40% des monatlichen Nettoeinkommens ausmachen darf. Zusätzlich müssen potenzielle Kreditnehmer zumindest 20% an Eigenmittel vorweisen können, um eine Finanzierung im Wohnbaubereich bewilligt zu bekommen. Diese Regelung soll dazu beitragen, dass der Finanzmarkt stabil bleibt und nicht durch fragwürdige Kredite gefährdet wird. Sebastian Breitfuss, Wohnbauberater der Sparkasse Salzkammergut sieht die Gesetzeslage hier aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln. „Kreditnehmer, die ihr Eigenheim sanieren oder umbauen wollen, haben mit diesem Gesetzesbeschluss kein Problem, da sie bereits Eigentümer einer Liegenschaft sind, die wiederum in die Eigenmittel miteingerechnet wird. Schwieriger wird die Finanzierung hingegen bei Kreditnehmern, die weder über ein Grundstück noch über andere finanzielle Eigenmittel verfügen“, so der Wohnbauexperte der Sparkasse.

Die Europäische Zentralbank

Nun kommt erschwerend hinzu, dass die Europäische Zentral Bank in regelmäßigen Abständen die Nullzinspolitik der letzten Jahre über Bord wirft und stetig die Zinsen anhebt. Aber warum macht sie das gerade jetzt? Um das zu verstehen, muss man sich kurz vor Augen halten, welches Ziel diese Institution überhaupt verfolgt. Denn für die EZB geht es in erster Linie um Preisstabilität, oder um es konkret in Zahlen auszudrücken: um eine leichte Inflation in Höhe von 2%. Dies soll die Wirtschaft ankurbeln und somit mehr und mehr Geld in die Kassen spülen. Und eines der wichtigsten Instrumente der EZB ist die Zinsgestaltung. Die derzeitige Inflation von fast 10% widerspricht dem vordergründigen Ziel der Preisstabilität. Daher wird versucht, mittels höherer Zinsen die Bevölkerung zum Anlegen zu bewegen. Kurz gesagt, bekommt man mehr Zinsen auf dem Sparbuch, ist man weniger geneigt sein hart erarbeitetes Geld auszugeben, oder besser gesagt durch Konsum in den Wirtschaftskreislauf zu pumpen. Um es auf den Punkt zu bringen: durch die Zinserhöhung versucht die EZB der derzeitigen Inflation entgegenzuwirken.

Häuslbauer trifft die Situation besonders

Diesen Einfluss bekommen derzeit besonders die Häuslbauer der letzten Jahre zu spüren. Denn ohne eine entsprechende Unterstützung der regionalen Banken, bleibt der Traum vom Eigenheim eben weiterhin auch nur ein Traum. Daher profitierten besonders in den letzten 10 Jahren die Kreditnehmer von der herrschenden Nullzinspolitik. Nun wird allerdings der Leitzins angehoben und mit ihm die monatlichen Kreditraten. Konkret heißt das, dass vergangene aber besonders heutige Häuslbauer zusätzlich zu den gestiegenen Energie- und Lebensmittelkosten, sowie den ebenfalls gestiegenen Rohstoffpreisen nun auch die Last von höheren Zinsen zu tragen haben. „Bereits in den letzten Jahren mussten wir uns mit der Möglichkeit von steigenden Zinsen auseinandersetzen. Daher wurden bei jedem Kreditwunsch auch sogenannte Stressvarianten durchgespielt, bei denen überprüft wurde, ob die Finanzierungswünsche unserer Kunden auch mit höheren Zinsen bedienbar bleiben. Daher sind wir – sowie auch unsere Kunden – zumindest einigermaßen gut auf die Situation vorbereitet.“ so Christoph Reiter, Wohnbauberater der Volksbank Bad Goisern. Dennoch stehen auch Banken im Salzkammergut heutzutage immer wieder vor der schweren Entscheidung, einen Kreditwunsch auch mal abzulehnen, wenn dieser schlichtweg nicht realisierbar ist. Besonders für die spezialisierten Wohnbauberater der Regionalbanken ein oftmals harter Entschluss, da man in unserer Region, seinen persönlichen Bankberater meistens aus der Nachbarschaft, dem Vereinsleben oder vielleicht sogar aus der Schulzeit kennt.

Der Blick in die Kristallkugel

Wenn sich die Bemühungen der EZB bezahlt machen, sollte durch eine Entlastung der Wirtschaft und eine damit verbundene Entlastung der Rohstoffe die Inflation bald wieder sinken. Kurzfristig gehen Banken aber auch für die Zukunft von stetig steigenden Zinsen aus. Wie weit das sein wird und wann dieser Trend wieder umkehren wird, da scheiden sich allerdings die Geister. Dr. Winner Hannes ist Fachbereichsleiter für Ökonomie an der Paris-Lodron-Universität Salzburg und forscht seit Jahren im Bereich der Volkswirtschaft. „In den nächsten ein, zwei Jahren besteht wenig Aussicht auf die Einhaltung der 2%-Inflationsmarke. Die EZB wird daher die Leitzinsen weiter erhöhen, was insbesondere Jene trifft, die Kredite mit variabler Verzinsung vereinbart haben. Die Banken werden bei Ihrer Kreditvergabe vorsichtiger werden und zumindest Kredite mit Fixverzinsung kaum mehr anbieten“, so Dr. Winner. Mit ökonomischen Scharfsinn prognostiziert er auch ein mögliches Paradoxon: „zusammen wird [das] dazu führen, dass die Refinanzierung des Eigenheims schwieriger wird. Sollten Kredite nicht mehr bedienbar sein, könnte es - zusammen mit der zunehmenden Attraktivität alternativer Vermögensanlagen - paradoxerweise sogar sein, dass die Haus- und Wohnungspreise sinken“. Bis es allerdings so weit sein wird, muss man sich eingestehen, dass viele Häuslbauer heute und auch in Zukunft mehr und mehr von steigenden Preisen und steigenden Zinsen gegen die eigenen vier Wände gedrückt werden. An genau dieser Stelle wäre nun eine entsprechende Politik gefragt.

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