Thomas Dreßen
"Skisport wird meine Leidenschaft bleiben"
Der beste deutsche Abfahrer Thomas Dreßen beendete im Jänner in Kitzbühel seine beeindruckende Karriere.
SCHARNSTEIN. Der deutsche Skistar Thomas Dreßen, der mit seiner Familie in Scharnstein lebt, musste mit nur 30 Jahren seine Karriere beenden. Im BezirksRundSchau-Interview spricht der Kitzbühel-Sieger über seine Karriere, über die Gründe seines Rücktritts und gibt einen Ausblick auf seine Zukunft.
Sie haben am 18. Jänner in Kitzbühel ihren Rücktritt vom aktiven Skirennsport bekanntgegeben. Wie schwer war die Entscheidung für Sie?
Dreßen: Für mich ist die Entscheidung schnell gefallen und war auch relativ einfach. Mir ist es gesundheitlich nicht mehr gut gegangen. Der operierte Knorpel im Knie ist bei einem Trainingslauf am 30. Dezember wieder kaputt gegangen. Wir haben bis zum Weltcuprennen in Wengen alles probiert, aber spätestens da habe ich gemerkt, dass es nicht mehr geht. Ich wollte unbedingt einen würdevollen Abschied haben und was gibt es für einen Abfahrer schöneres, als diesen in Kitzbühel zu feiern.
Sie haben in Wengen unter Tränen gesagt, dass der Körper nicht mehr mitspielt. Welche Probleme machten einen Spitzensport nicht mehr möglich?
In Beaver Creak 2018 habe ich mich an der linken Schulter und am rechten Knie verletzt. Im rechten Knie war das Kreuzband gerissen, aber das war noch das geringste Problem, weil auch der Außenmeniskus, Innenminiskus und der Knorpel betroffen waren. Diese Verletzungen waren auch das Problem zwei Jahre später in Cortina bei der Weltmeisterschaft, wo der große Knorpelschaden passiert ist.
Mittlerweile sind schon einige Wochen vergangenen. Ihr Tagesablauf war immer genau geplant. Fehlt Ihnen das?
Das Reisen und vor allem die anderen Athleten vermisse ich schon sehr. Mich von den ganzen Leuten zu verabschieden hat mir sehr weg getan. Ich hatte das Glück so viele tolle Menschen kennenzulernen. Die Rennen fehlen mir noch nicht, weil es noch sehr frisch ist.
Sie konnten fünf Weltcupsiege einfahren. Sie sind der erfolgreichste deutsche Abfahrer. Wie stolz macht Sie das?
Ungemein stolz. Mein größtes Ziel als Kind war immer Kitzbühel zu gewinnen. Zu den größten Vorbildern meiner Jugend zählten Daron Rahlves und Hermann Maier, die auch beide Kitzbühel gewonnen haben. Mir ist dieser Sieg zu einem Zeitpunkt gelungen, wo richtige Größen des Sports wie Akxel Lund Svindal, Beat Feuz, Matthias Mayer oder Vincent Kriechmayr am Start waren.
Schauen Sie Skirennen im Fernsehen an oder möchten Sie Abstand gewinnen?
Sagen wir mal so: Mein Tagesablauf ist nicht auf die Rennen ausgelegt. Wenn ich aber zu Hause bin und die Zeit erlaubt es, dann schaue ich die Rennen schon gerne an. Wahrscheinlich bin ich da genau so ein Fan und fiebere mit wie alle anderen. Der Skisport wird ein Teil von mir bleiben und ist meine Leidenschaft. Ich werde mir die Rennen auch in Zukunft anschauen.
Jetzt haben wir einen Winter mit sehr vielen verletzten Stars. Wie denken Sie über den Skisport allgemein?
Zunächst einmal würde ich die Doppel-Abfahrten ändern. Speziell bei den Klassikern entwertet man damit das Rennen. Es ist sicherlich etwas anderes, wenn beispielweise in Kvitfjell eine abgesagte Abfahrt nachgeholt wird. Grundsätzlich ist die Idee mehr Rennen zu fahren gut, aber im Moment gefällt mir die Umsetzung nicht. In der heurigen Saison kam auch noch sehr viel Pech mit den Absagen dazu. Es ist schon schwierig, wenn man erst in Gröden Mitte Dezember in die Saison startet. Der Super-G in Wengen war extrem lang, was auch nicht normal ist. Es gibt auch noch andere Möglichkeiten wie beispielsweise dickere Rennanzüge oder schnittfeste Unterwäsche.
Bleiben Sie dem Skizirkus erhalten?
Es gibt mit vielen Leuten Gespräche, aber konkret geplant ist noch nichts. Über den Sommer hinaus wird es eine Tendenz geben. Es muss auf jeden Fall etwas sein, was mich interessiert. Es darf auch etwas sein, wo ich mich erst hineinarbeiten muss. Ich möchte mir die Türen offen halten.
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