Opernfest Schärding 2023
Heimspiel für Solo-Trompeter Johannes Moritz
Johannes Moritz aus St. Florian/Inn ist Solo-Trompeter an der Staatsoper München. Am 11. und 12. August 2023 wirkt er bei der Operngala in Schärding mit.
ST. FLORIAN AM INN. Im Interview erzählt er, wieso Opern alles andere als fad sind, wieso zwei Tage Probe für die Schärdinger Aufführung reichen und was in Musikerkreisen einem Angebot des FC Bayern gleichkommt.
Sie sind Solo-Trompeter an der Staatsoper München und ab September im Orchester des Bayrischen Rundfunks in München. Was reizt Sie an der Teilnahme bei der Schärding Operngala?
Ich musste nicht lange überlegen, ob ich zusage, als Philipp Mayer auf mich zugekommen ist und mich gefragt hat, ob ich bei der Schärdinger Operngala mitmache. Auch da ich im August frei von Verpflichtungen in München bin.
Warum?
Weil ich mich darauf freue, vor meinen Freunde daheim zu spielen. Viele davon haben noch nie eine Oper besucht. Ich habe schon mindestens 20 Karten reserviert. Es freut mich, dass ich denen mal zeigen kann, was ich so mache. Und auf die Zeit mit den Orchesterleuten freue ich mich auch. Das sind meistens gemütliche Leute. Das werden drei oder vier schöne Tage.
Ein Ziel der Operngala ist es ja, die Oper im ländlichen Raum zu verankern. Wie bringe ich "Nicht-Opern-Geher" in die Oper?
Ich konnte früher selbst mit Oper wenig anfangen. Ich bin mit der Blasmusik in Rainbach im Innkreis aufgewachsen. Oper fand ich fad, das interessierte mich nicht. Und dann war ein Moment, als ich in Wien studiert habe, da lud mich mein Professor, der bei den Wiener Philharmonikern war, die auch das Wiener Staatsopernorchester sind, ein aushilfsweise dort zu spielen. Und da war ich zum ersten Mal in der Oper drinnen und da hat mich die Kombination zwischen Musik und Schauspiel gepackt. Das Erlebnis ist einzigartig. Deshalb möchte ich jeden, der noch nie in der Oper war, einladen, mal hinzugehen. Da sagen dann sicher viele: Boah, das möchte ich noch weitere Male erleben.
Wäre Schärding da ein guter Einstieg?
Ja, weil in Schärding heuer keine komplette Oper gemacht wird, sondern die schönsten Opern-Melodien aus verschiedenen Opern dargeboten werden.
Sie sind ja ursprünglich aus Rainbach im Innkreis, wohnen jetzt in St. Florian am Inn. Sind Sie musikalisch, außer Ihrem Auftritt bei der heurigen Oper in Schärding, auch sonst noch manchmal in der Heimat musikalisch aktiv?
Wenn es sich irgendwie ausgeht, schaue ich dass ich bei Ausrückungen der Rainbacher Blaskapelle mitmachen kann. Aber das war in letzter Zeit immer schwer. Das ist ja immer gemütlich bei der Blaskapelle.
Sie haben ja mitgeholfen, das Orchester bei der Schärdinger Operngala zusammenzustellen. Wie kam’s dazu und war es schwierig dafür Musiker zu finden?
Ich bot Philipp Mayer an, nachdem er mich gefragt hat, ob ich in Schärding mitmache, dass ich ihm helfen kann, das Orchester für die Operngala zusammenzustellen. Das war eine ziemliche Herausforderung, weil wir fast 60 Musiker sind. Und du kannst ja nicht jeden fragen, weil es nur wenige Proben sind.
Wann wird geprobt?
Zwei Tage davor. Also 9./10. August Proben, 11. und 12. August Vorstellung. Deshalb kann man keine Hobbymusiker fragen, die zwar gut spielen, aber vom Orchesterleben und dem Opernspiel weniger Ahnung haben. Da wären zwei Tage zu knapp. Aber jetzt haben wir’s beinand.
Woher stammen dann die 60 Leute?
Hauptsächlich aus dem Bezirk. Das haben wir schon geschaut. Auch Leute aus dem Bruckner Orchester und Landestheater in Passau, die wir kannten. Aus dem Rieder Bezirk einige und aus Wien. Von überall ein bisschen.
Ab wann und wie bereiten Sie sich auf die Aufführung vor?
Wie gesagt: Zwei Tage vor der Aufführung sind Proben. Ich spiele seit 16 Jahren in Orchestern. Die Stücke, die in Schärding gespielt werden, habe ich schon oft gespielt. Deshalb muss ich mich nicht so brutal vorbereiten, sondern es geht eher darum, dass das Zusammenspiel aller Musiker und Sänger in den Proben dann rund wird, die Übergänge stimmen, wo lauter und leiser gespielt wird und so weiter. Dass ein schönes, homogenes Stück draus wird. So sieht die Vorbereitung von ziemlich jedem aus.
Haben Sie einen speziellen Part beim O-Fest in Schärding?
Ja, es wird einen Solo-Part von mir und einem anderen Trompeter zusammen mit der Sopranistin geben.
Wie sah eigentlich Ihr musikalischer Werdegang aus?
Ich bin bei der Blasmusik Rainbach groß geworden und hatte hier in Schärding in der Musikschule Unterricht. Mein Lehrer meinte damals, dass ich mehr übe als hobbymäßig nötig wäre. Ich wollte halt nie so dahinschwimmen. Eigentlich hatte ich vor daheim die Landwirtschaft zu übernehmen. Als das dann mein Bruder machte, war für mich mit 15 Jahren klar: Dann wird’s die Musik. Danach übte ich täglich vier bis fünf Stunden aus eigenem Willen und begann dann mit 16 Jahren mein Studium beim Solo-Trompeter der Wiener Philharmoniker in Wien. Das dauerte vier Jahre. 2007 bekam ich dann die Solo-Trompeter-Stelle beim Mozarteum-Orchester in Salzburg. Da war ich zehn Jahre. 2018 wechselte ich dann an die Münchner Staatsoper. Und im September 2023 fange ich beim Orchester des Bayrischen Rundfunks an.
Wieso wollten Sie jetzt von der Staatsoper zum Bayrischen Rundfunk wechseln?
Wo ich jetzt bin, ist halt die Oper das Zentrale. Da sitze ich im Orchestergraben. Beim Bayrischen Rundfunk ist’s ein reines Symphonieorchester. Da spielt man Konzert und ist selbst auf der Bühne. Dann ist meistens immer das Fernsehen dabei. Und es ist Blockdienst. Das heißt, es gibt Dienstag bis Mittwoch Proben und Donnerstag, Freitag, Samstag Konzert. Und dann habe ich mindestens eine, wenn nicht zwei Wochen frei. Das ist zum Pendeln super.
Wie oft haben Sie Auftritte in München?
Wir sind an der Münchner Staatsoper sieben Trompeter, davon drei Solo-Trompeter. Einer von uns muss immer spielen. Und wir machen uns das selbst aus, wer wann spielt. Es muss nur so sein, dass am Jahresende alle gleich viele Einsätze hatten. Im Normalfall bin ich drei Tage in München, nicht am Stück aber in Summe, und den Rest daheim. Vormittags sind Proben und am Abend Vorstellung.
Sie haben sich also schon einen Namen in der Szene gemacht?
Seit ich in München bin, ja. Da kommen laufend immer wieder Anfragen rein. So war ich einen Monat in München, als zum Beispiel die Berliner Philharmoniker anriefen. Da habe ich dann Aushilfe gespielt. Das wäre, wenn ich in Salzburg geblieben wäre, nicht passiert. Berliner Philharmoniker, da ist halt schon ein Kaliber, das ist als wenn du als Fußballer gefragt wirst, ob du mal für den FC Bayern spielen willst.
Steckbrief Johannes Moritz
Wohnort: St. Florian am Inn
Alter: 35 Jahre
Beruf: Musiker
Hobbys: Sport, Traktor fahren
Lieblingsoper: Toska (Pucchini)
Leitspruch: Ein normales Leben ist mir zu langweilig.
Mehr Infos und Tickets zur Operngala Schärding finden Sie hier.
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