Nähen: Auch den Bezirk Schärding hat die Lust am Selbermachen gepackt
Nähkurse boomen in der Landwirtschaftlichen Fachschule Andorf. Und auch bei den Goldhauben rotieren die Nähmaschinen.
BEZIRK SCHÄRDING (ska). "Unbezahlbar", antworten die Schülerinnen auf die Frage, wieviel ihr selbstgenähtes Dirndl denn Wert sei.
Es ist einfach das Gefühl, etwas zu tragen, was einzigartig ist. So erklärt Lehrerin Doris Krenninger von der Landwirtschaftlichen Fachschule Andorf den aktuellen Nähtrend. Bereits seit einigen Jahren bietet sie in der Fachschule im Winter eine Nähwerkstatt für Fortgeschrittene an. Weil die Nachfrage enorm steigt, gibt's heuer erstmals einen Kurs für Anfänger im Sommer und ab Herbst sogar ein Nähcafé.
Dabei kann genäht werden, was das Selbermacher-Herz begehrt. "Von Kinderbekleidung über Abendkleider, Röcke und Oberteile bis hin zur Tracht", beschreibt Krenninger. "Es geht darum, etwas zu haben, was sonst keiner hat." Besonders die Tracht selbst zu nähen, ist für viele ein besonderes Erlebnis, weiß sie. Und den Schülern der Landwirtschaftsschule wird das nicht vorenthalten. "Es gibt nicht mehr viele LWBFS, an denen Trachten noch selbst gemacht werden", beschreibt Krenninger. Andorf hält von Anfang an – die Schule wurde in den 80ern gegründet – an dieser Tradition fest. "Für uns Innviertler gehört das einfach dazu", ist die Lehrerin überzeugt.
Traditionelles Handwerk: Stifteln und Froschgoscherl
Für die Schülerinnen des dritten und letzten Jahrganges ist das Nähen ein Schuljahresprojekt. Sie können sich entscheiden für eine Tracht oder ein Abendkleid. Bei den meisten fällt die Wahl aufs Dirndl. Das war nicht immer so. "Erst vor circa sechs Jahren ist das Dirndlkleid wieder 'in' geworden und das hält bis heute an", weiß sie. "Auch wenn es modische Dirndl sind, so sind die selbstgenähten dennoch hochwertig." Denn auch in der Fertigung verlangt die Lehrerin traditionelle Techniken. So müssen die Schülerinnen händisch "hanseln" – auch Stifteln genannt – und können "Froschgoscherl" oder "Herzrüscherl" fertigen.
Auf Tradition legen auch die Goldhaubenfrauen des Bezirks Schärding wert. Regelmäßig veranstalten die Ortsgruppen Kurse, in denen alle Interessierten ihre Trachten oder ihre Goldhaubenkleider selbst nähen können. Aber nicht nur das: "Wir bieten auch Kurse für Bekleidung oder gemischte Kurse an", beschreibt Bezirksobfrau Erni Schmiedleitner. Dass das Nähen voll im Trend liegt, merkt sie an den Kursplätzen: "Alle sind schnell ausgebucht", sagt sie. Aber warum? "Ich denke, es ist das Miteinander und die Möglichkeit, sich gegenseitig weiterzuhelfen", meint die Goldhauben-Chefin.
"Statt vorm Fernseher sitzen wir am Abend vor der Nähmaschine."
Stefanie Schmiedleitner, Hobbynäherin aus Zell an der Pram
Sie merkt auch, dass junge Frauen nun wieder verstärkt an der Nähmaschine sitzen. So etwa ihre Schwiegertochter Stefanie Schmiedleitner aus Zell an der Pram. Diese ist auf den Geschmack gekommen, als sie mit Erni Schmiedleitner zusammen eine Decke für den ersten Sohn genäht hat. "Ich hab mir gedacht, da geht noch mehr und hab vor allem jetzt verstärkt beim zweiten Kind angefangen aus Jersey-Stoff Hosen, Loop-Schals und Hauben zu nähen", erzählt sie. Auch ihre Freundinnen hat bereits das Nähfieber gepackt. "Anstatt wir abends vorm Fernseher sitzen, setzen wir uns an die Nähmaschine", sagt Schmiedleitner mit einem Augenzwinkern. Ihre Ideen holt sie sich im Internet. Aber sollte es in ihrer Nähe Kurse für Jersey-Nähen geben, würde sie das ebenso reizen.
Wann und wo die Goldhauben ihre Kurse veranstalten, ist bei Interesse am besten bei den Ortsgruppenobfrauen selbst zu erfragen. Und wer sich für die Kurse in Andorf anmelden möchte, kann dies direkt bei der Schule machen. Dort befinden sich die Drittklasslerinnen bereits im Endspurt ihrer Arbeit an den selbstkreierten Dirndlkleidern. Diese zeigen sie am 13. Juni um 19 Uhr.
Nähparty für Kids am FIM Andorf
Vom Plüschtier bis zur Tasche: Das Familien- und Sozialzentrum Andorf – kurz FIM – veranstaltet am 27. August 2018 und am 6. September 2018 eine „Nähparty für Kids“. Anmeldung unter 0664/3979 606.
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