Bier brauen, Säfte pressen und Leberknödel drehen
Nach dem Motto „Hopfen und Malz, Gott erhalt‘s“ lernen die Schüler an der Fachschule Otterbach, was sie aus ihrer Gerste machen können – Bier zum Beispiel.
ST. FLORIAN (lenz). Bier brauen, Säfte pressen und Leberknödel drehen – an der landwirtschaftlichen Fachschule Otterbach wird praxisnaher Unterricht groß geschrieben. „Die Schüler sollen ihre Rohstoffe kennenlernen und das nicht nur in Sachen Anbau und Ernte, sondern auch die Verarbeitung. Also den ganzen Weg, vom bäuerlichen Rohstoff bis zum fertigen Produkt“, erklärt Karl Hochegger, Lehrer an der Fachschule.
360 Liter hauseigenes Bier
Die Idee zu der neuen „Bierbraupraxis“ entstand während der 100-Jahr-Feier, die letztes Jahr stattfand. „Die Brauerei Kapsreiter hat uns ein Jubiläumsbier gebraut und das hat uns auf diese tolle Idee gebracht“, erzählt Hochegger. In drei Durchgängen werden mit Unterstützung von Braumeister Thomas Ertl rund 360 Liter Bier gebraut: Ein Pils, ein Märzen und ein dunkles Bier nach altbayerischer Tradition. Das Ergebnis wird dann bei Veranstaltungen in der Fachschule den Besuchern präsentiert. „Dann darf es natürlich auch verköstigt werden, genauso wie unsere anderen selbstgemachten Spezialitäten“, macht Hochegger Gusto auf hauseigene Schweinsbratwürstel und Obstsäfte.
Eigenes Joghurt zum Frühstück
Praxisnahen Unterricht gibt es aber nicht nur im Bierbrauen. In Unterrichtsfächern wie Fleisch-, Milch- und Obstverarbeitungspraxis lernen die Schüler, wozu sie ihre Produkte am Bauernhof verarbeiten können. Das Joghurt für das tägliche Frühstück machen die Schüler selbst oder die Leberknödel für die Suppe machen die Schüler selbst.
Viel Wert wird dabei auf Bio-Ware gelegt. Das Rindfleisch stammt sogar von Rindern aus Kopfing und Andorf. Äpfel und Birnen werden im eigenen Obstgarten geerntet und die Milch stammt von dazugehörigen Bauernhof. „Wir sind die einzige Schule in Oberösterreich mit einem eigenen Bauernhof“, erklärt Hochegger stolz. Dort absolvieren die Schüler auch ihre landwirtschaftliche Praxis, im Turnus müssen die Kühe von den angehenden Bauern gemolken werden.
Derzeit absolvieren rund 120 Schüler die Ausbildung in Otterbach, weitere 20 besuchen die Abendschule. „Es gibt durchaus Quereinsteiger und Spätberufene, manche machen die Schule auch aus Interesse“, weiß Hochegger. Die Ausbildung dauert drei Jahre, plus Praxiszeit. Dann schließen die Absolventen als landwirtschaftliche Facharbeiter ab.
Fachschule als Berufsfindung
Nicht selten beginnen die Absolventen aber danach noch eine Lehre als Tischler, Fleischhauer oder Schlosser. „Viele wollen den Betrieb übernehmen, müssen aber noch warten, weil die Eltern zu jung sind. Sie erlernen dann nebenbei noch einen anderen Beruf um auf eigenen Beinen zu stehen“, erklärt Hochegger das Problem. Viele würden die Schule aber auch als Berufsfindung nutzen, schließlich biete sie ein breit gefächertes Angebot, denn neben der Lebensmittelverarbeitung werden auch Holz- und Metallverarbeitungspraxis gelehrt.
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