Interview
"Flucht in Städte gehört der Vergangenheit an"

Gemeindebundpräsident Johann Hingsamer spricht über die Zukunft der Schärdinger Gemeinden. | Foto: ÖVP
  • Gemeindebundpräsident Johann Hingsamer spricht über die Zukunft der Schärdinger Gemeinden.
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Corona stellt die 30 Gemeinden des Bezirks vor neue Herausforderungen – und zeigt schonungslos Defizite auf.

BEZIRK SCHÄRDING. Im Interview spricht Gemeindebundpräsident Hans Hingsamer über Glasfasernetz-Fleckerlteppich und darüber, weshalb Wohnen im ländlichen Raum plötzlich wieder hip ist.

Herr Hingsamer, Corona hat ja allgemein viele Defizite in Sachen Digitalisierung aufgezeigt. Wie haben sich Ihrer Meinung nach bisher die Gemeinden im Bezirk geschlagen?
Hingsamer: Der Ausbau des Glasfasernetzes schreitet zwar gut voran. Insgesamt geht das allerdings viel zu langsam. Im Bezirk reden wir da eher von einem Fleckerlteppich. Ich habe immer gesagt, dass das Breitbandnetz zur Daseinsvorsorge gehören müßte. Das wurde leider nicht gehört. Jetzt hängt es zum wesentlichen Teil davon ab, in welchem Gebiet der Ausbau wirtschaftlich machbar ist und wo nicht. Ich hoffe dass mit der neuen Förderstrategie und den zusätzlichen Mitteln der EU der Ausbau jetzt an Fahrt aufnimmt. Glasfasernetze sind ja lediglich die Grundlage für die Digitalisierung. Die Gemeinden sind seit Jahren in der Lage Datenmengen verschlüsselt und gesichert zu übermitteln. Das Angebot in der Verwaltung muss Grundlage sein, die Bürger gut in das Geschehen einer Gemeinde einzubinden. Gem2Go und andere Angebote sind Möglichkeiten der raschen Information und Kommunikation. Diese Systeme entwickeln sich gut.

Digitalisierung ist ja überhaupt eines der Schlagworte. Was ist da in den vergangenen Jahren weitergegangen?
E-Goverment in den Gemeinden ist inzwischen Standard der Verwaltung. Der digitale Akt findet bereits eine breite Anwendung. Cloud Services und die Vernetzung untereinander werden genutzt und je nach Struktur einer Gemeinde werden zentrale Server stärker angenommen, weil Datensicherheit das Gebot der Stunde ist. Ein Beispiel: Immer mehr Gemeinden bedienen sich der WasserzählerApp. Mit digitalen Zählern wird nicht nur der Zählertausch und die Zählerstände erfasst, sondern diese Technik ist auch Grundlage einer Leck-Ortung und der schnellen Ermittlung eines Fehlverbrauchs.

Wie gut sehen Sie aktuell die Gemeinden im Bezirk für die Zukunft gerüstet?
Ich denke dass die Gemeinden gut gerüstet sind. Derzeit wird auch Dank einer Förderaktion des Landes viel in die EDV Anbindung und Ausstattung in den Schulen investiert. Die digitale Schule wird sehr bald allgemeiner Standard sein und Gemeinden schaffen die Grundlagen dazu. Lernen heißt auch sich ein Leben lang weiter zu bilden. E-Learning Angebote erleichtern dies und auch in der Lehr- und Lernunterstützung eröffnet uns die Digitalisierung neue Möglichkeiten.

"Die digitale Schule wird sehr bald allgemeiner Standard sein und Gemeinden schaffen die Grundlagen dazu."

Digitale Plattformen sind auch eine große Chance um die Wertschöpfung in einer Region zu steigern. Bei guter Nutzung wird das den regionalen Handel stärken und auch für bäuerliche Direktvermarkter bieten sich dadurch neue Absatzmöglichkeiten. Die Vernetzung des örtlichen Handels mit der Gemeinde führt zu einer Attraktivierung des Einkaufs vor Ort.

Gibt es eine Gemeinde im Bezirk, die sehr vorbildlich agiert?
Ich müßte da sehr, sehr viele Gemeinden nennen. Die gemeinsamen Aktivitäten im Wirtschaftspark sind ein Beispiel neben Aktivitäten bei Leader und vielen anderen Bereichen. In der Verwaltung sind viele Gemeinden durch das gute Angebote von Dienstanbietern bestens organisiert. Ich bin schon gespannt, wie die Landspinnerei in St. Ägidi, ein Co-Working-Space, mit einem Angebot zum Arbeiten im Ort angenommen wird. Taufkirchen hat ein tolles Angebot im Bereich der Mobilität als Ergänzung zum öffentlichen Verkehr. usw.

Was muss noch verbessert werden?
Der Ausbau der Datennetze muss rasch vorangehen. Die Belebung der Ortskerne wird verstärkte Unterstützung brauchen. Verfügbares Bauland wird knapp, weshalb die Frage der Verdichtung beim Bau, oder der Revitalisierung des Bestandes zunehmen wird.

Durch Corona haben viele Bürger gemerkt, welche Vorteile ein Leben am Land mit sich bringen kann. Wird das den Gemeinden zukünftig verstärkt in die Hände spielen?
Ja, die Tendenz zur Flucht in die Städte gehört der Vergangenheit an. Ländliche Regionen werden wieder interessanter und begehrter. Vorausgesetzt die Infrastruktur wie Glasfaser und Co. hält mit. Modern wohnen, heißt vor Ort arbeiten. Corona hat uns gezeigt, dass zumindest in vielen Bereichen Home-Office möglich ist. Ein wohnortnahes Beschäftigungsangebot wird immer von Vorteil sein.

Wird es in 20 Jahren noch 30 Gemeinden im Bezirk geben?
Das hängt von den Gemeinden selber ab. Wenn die Gemeinden verstärkt zusammenarbeiten, und die Notwendigkeit einer Spezialisierung erkennen – etwa in der Bauverwaltung, der Buchhaltung oder im Standesamt – und dies gemeindeübergreifend organisieren, dann kann es auch in Zukunft noch 30 Gemeinden geben. Gemeinden können dadurch in der politischen Entscheidung autark sein, müssen allerdings in der Verwaltung die Kräfte bündeln um neue Techniken zu nutzen. Wenn das nicht erkannt wird, dann wird die Zahl der Gemeinden geringer sein.

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