Urlaub auf der „Couch“

- Tobias Kampl reist mittels Couchsurfing durch die USA und Kanada
- Foto: Thomas König
- hochgeladen von Sabrina Lang
Gratis Schlafplatz, kostenloser Reiseführer – All-inclusive Urlaub und teure Hotelzimmer waren gestern.
BEZIRK (sal). Weg von der Pauschalreise und rauf auf die Couch. Das Projekt „Couchsurfing“ bietet die Möglichkeit in nahezu jedes Land zu reisen und das ohne Geld für teure Hotels ausgeben zu müssen. Ideal um das Leben der Urlaubsregion fern ab vom Massentourismus zu erkunden. Diese Idee hatten auch Tobias Kampl aus Schärding und Anita Selinger aus Raab.
Kleines Reisebudget & Workcamps als Intention
Erste Erfahrungen mit dem Couchsurfing-Projekt machten die beiden aus unterschiedlichen Gründen. „Nachdem mein Reisekumpane und ich ein knappes Budget haben, ist Couchsurfing eine günstige Möglichkeit einen Schlafplatz zu finden. Aber es steckt mehr dahinter: Es geht um kulturellen Austausch, Weitergeben von Erfahrungen und darum, Menschen aus aller Welt kennen zu lernen.“ erzählt Tobias Kampl, der seit Mitte Oktober mittels Couchsurfing durch die USA und Kanada reist. Aufgrund ihrer Arbeit in verschiedenen Workcamps (Freiwilligenarbeit in anderen Ländern) sowie diverser Ausstellungen aufgrund ihres Berufes als freischaffende Künstlerin wurde Anita Selinger auf Couchsurfing aufmerksam.
Gute vs. schlechte Erfahrungen
Das Couchsurfing-Projekt baut auf gegenseitiges Vertrauen auf. Fremde Menschen zuerst ins Haus und dann auch noch für einige Tage übernachten zu lassen, scheint für viele undenkbar. „Mit manchen Gastgebern kommt man besser klar und mit manchen nicht so gut aber der kleinste gemeinsame Nenner ist immer Respekt, Gastfreundlichkeit und Höflichkeit.“ berichtet der 24-jährige Tobias. „Mein erster Couchsurfing-Host war Valerie, eine Studentin aus Montreal. Sie hat uns für drei Nächte beherbergt und uns das berühmte ‚Quebecoise Beer‘ näher gebracht. Wir haben uns dann mit einem österreichischen Erdäpfelgulasch revanchiert.“ Negatives habe er bis jetzt noch nicht erlebt, außer: „Ich hatte einmal ein böses Erwachen bei einem Host, dessen Katze ganz unverblümt ihr großes Geschäft in meinen Koffer verrichtet hat.“ Die positiven Erfahrungen der 49-jährigen Anita waren ähnlich: „Ich war mal bei einer Hebamme in Frankfurt und obwohl sie Nachtdienst hatte, nahm sie mich auf und hätte mir sogar den Schlüssel für ihr Haus hinterlegt. Also da ist wirklich 100%iges Vertrauen da. Man freut sich über tolle Gespräche und die herzliche Aufname. Generell ist es einfach ein Geschenk.“ Jedoch gibt es auch schlechtere Erfahrungen wie eine Geschichte der Couchsurferin zeigt: „Weniger Gutes erlebte ich in Süditalien. Grundsätzlich sind Männer als Hosts okay, außer im Süden. Einige nahmen mich erst gar nicht auf, weil ich ihnen nicht hübsch genug war. Andere wiederum haben mich bekocht, besungen und herumkutschiert und erhofften sich dann natürlich auch mehr. Man muss schon damit rechnen, dass man angebaggert wird.“
Vollständiges Profil ist für Aufnahme Vorrausetzung
Aber auch sie selber ist vorsichtig wem sie Unterschlupf gewährt. Ein ausgefülltes Profil auf der Couchsurfing-Homepage sei dabei Voraussetzung. Auch für Tobias Kampl stellt dies eines der Hauptkriterien dar: „Wenn jemand um eine Übernachtungsmöglichkeit fragt, der keine Informationen auf seinem Profil preisgibt und auch keine Referenzen von anderen Couchsurfern hat, dann werden nur wenige die Anfrage positiv beantworten. Aber es geht dabei auch um neue Erfahrungen. Man sollte sich also keinenfalls von Vorurteilen leiten lassen.“ Im Gegensatz zum 24-jährigen hatte Anita Selinger bereits Übernachtungsgäste: „Eine junge Studentin aus Kiel und eine Frau aus Riga konnte ich bereits bei mir aufnehmen.“ Bei der Frage nach seinem nächsten Couchsurfing-Ziel meint Tobias Kampl: „Ich werde im Sommer nach Österreich zurückkehren und dann möchte ich der Couch-Gemeinschaft das zurückgeben, was sich selbst oft in Anspruch genommen habe. Ich werde Reisende aus aller Welt hosten, werde ihnen meine Heimat und das Leben in Österreich abseits von Tourismus und Klischees zeigen.


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