Schärding damals
Wie kam es zur Einführung der Müllabfuhr im Bezirk Schärding?
1978 wurde in ganz Oberösterreich – also auch im Bezirk Schärding – eine Pflichtmüllabfuhr eingeführt. Aber was passierte vor dieser Zeit mit dem Abfall?
BEZIRK SCHÄRDING (bich). Der wirtschaftliche Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg brachte den Menschen nicht nur mehr Wohlstand, sondern führte auch zu einem stetig anwachsenden Müllproblem, schreibt Roger Allmannsberger in der Enzenkirchner Chronik. Die Hausbesitzer waren zu dieser Zeit noch selbst für das Entsorgen ihres Unrats zuständig. Was nicht im Ofen verbrannt werden konnte, landete im Wald oder auf Feldern und Wiesen.
"Nicht selten landeten Dinge, die man nicht mehr benötigte, im Wald oder auf landwirtschaftlich nicht genutzten Flächen." (Roger Allmannsberger, Chronik Enzenkirchen)
Da dies nicht nur in der Gemeinde Enzenkirchen so war, erließ die Bezirkshauptmannschaft Schärding 1964 einen Erlass, der alle Kommunen des Bezirks Schärding dazu verpflichtete, eine eigene Mülldeponie bereitzustellen.
Mülldeponien in jeder Gemeinde ab 1964
Die allgemeinen Müllablagerungsplätze wurden jedoch nicht von allen Gemeindebewohnern regelmäßig aufgesucht. Immer noch landete viel Unrat in der Natur. Deshalb beschlossen einige Gemeinden im Bezirk Schärding selbst eine Müllabfuhr einzuführen. In Enzenkirchen geschah dies etwa 1966 (freiwillige Müllabfuhr) bzw. 1972 (verpflichtende Müllabfuhr), in Taufkirchen an der Pram bereits im Jahr 1964 und in Suben und St. Marienkirchen bei Schärding dann 1974.
Das 1963 gegründete Müllabfuhrunternehmen Karl Gradinger aus Grieskirchen war etwa eines der ersten, das im Bezirk Schärding tätig war. 1964 fuhr es als erste Gemeinde regelmäßig alle zwei Wochen Taufkirchen an der Pram an. Der Inhalt der Mülltonnen wurde dann auf der Taufkirchner Deponie beim "Pfarrhof-Bauern" entsorgt. In manchen Kommunen wie etwa Andorf oder Mayrhof gab es lange Zeit statt Mülltonnen Abfallsäcke, weiß Karin Gradinger, die das Unternehmen ihres Vaters heute leitet.
Wachsende Müllmengen und volle Deponien
Mit den Jahren wuchs die Menge an Abfällen stetig, was die gemeindeeigenen Deponien an ihre Belastungsgrenzen brachte – sie hatten ihr Fassungsvermögen erreicht. Denn dort wurden nicht nur die Abfälle aus den Mülltonnen entsorgt, "sondern
da kam alles rein, was die Leute nicht mehr brauchen konnten – Kühlschränke, Autos, Öl, Verpackungen und mehr. Und alles sickerte in den Boden", erzählt Karin Gradinger, was sie noch aus Erzählungen ihres Vaters weiß. Mülltrennung gab's noch nicht. Da es noch nicht in allen Gemeinden Müllabfuhren gab, landete außerdem nach wie vor noch viel Unrat in Wäldern und auf Feldern.
"Da Mitte der 1970er Jahre die Grüne Bewegung aufkam und das Umweltbewusstsein stieg, merkt man irgendwann: Es kann so nicht mehr weitergehen." (Walter Köstlinger, Bezirksabfallverband Schärding)
Die aufkeimende Grüne Bewegung machte ab Mitte der 1970er Jahre auf diese Missstände aufmerksam und das Umweltbewusstsein der Menschen stieg langsam. "So war irgendwann einmal klar: Es kann so nicht mehr weitergehen", sagt Walter Köstlinger vom Bezirksabfallverband Schärding. 1978 wurde deshalb eine allgemeine Müllabfuhrpflicht für alle oberösterreichischen Gemeinden eingeführt. Die Müllablagerungsplätze in den einzelnen Gemeinden wurden aufgelassen – oftmals einfach nur zugeschüttet – und es entstanden speziell genehmigte Deponien der jeweiligen Müllabfuhrunternehmen.
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