Freinberg soll „gallisches Dorf des Innviertels“ werden

- Franz Schraml junior von der Bürgerinitative "Lebenswertes Freinberg"
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Bürgerinitiative „Lebenswertes Freinberg“ veranstaltete Diskussionsrunde über die Nachteile des geplanten Quarzabbaus
Genau acht Wochen nachdem die Firma Weber die Freinberger Bürger über ihr Vorhaben informiert hat, bot sich ein ähnliches Bild in Freinberg: Wieder ein Donnerstagabend, wieder ist die Turnhalle bis auf den letzten Platz gefüllt, wieder gibt es Redebedarf. Diesmal hatte allerdings die Gegenseite zur Diskussion eingeladen - die Bürgerinitiative „Lebenswertes Freinberg“, die seit rund eineinhalb Jahren gegen das Vorhaben kämpft. Sie hatten Experten gewinnen können, die erklären, warum das Vorhaben aus ihrer Sicht gefährlich ist.
Podium nicht kontrovers besetzt
Kontrovers besetzt sei das Podium nicht, musste auch Philosophieprofessor Thomas Mohrs zugeben, der die Veranstaltung moderierte. Denn eine Hitzige Debatte ist nicht zu erwarten, wenn alle einer Meinung sind. Stattdessen sprachen die von der Bürgerinitiative geladenen Experten als Vertreter ihrer jeweiligen Berufsgruppe oder Branchen über die Nachteile des Quarzabbaus: ein Förster, ein Naturschützer, ein Wassertechniker und ein Mediziner kamen zu Wort.
"Staub schlimmer als Rauchen"
Der Internist Dr. Christian Günther erklärte wie sich der Feinstaub auf die menschliche Lunge auswirkt. Problematisch ist vor allem, dass die Partikel des Quarzsandes so mikroskopisch klein sind, dass sie nicht abgehustet werden können. Die Selbstreinigungsfunktion der Lunge wird außer Kraft gesetzt, selbst die körpereigenen Fresszellen werden nicht damit fertig. Insofern sei der Staubbefall schlimmer als Rauchen. „Denn wenn man das Rauchen aufhört, kann sich die Lunge regenerieren, der Quarzstaub aber bleibt“, so Dr. Christian Günther. Im schlimmsten Fall droht eine sogenannte Silikose, eine Staublunge sowie weitere Folgeerkrankungen wie eine Lungenüberblähung oder Lungenkrebs. Rudolf Wenny, gebürtiger Freinberger und laut eigener Aussage im Edtwald groß geworden, hat beruflich als Ingenieur für Wasserwirtschaft immer wieder mit Umweltverträglichkeitsprüfungen zu tun. Solche seien für diese Abbauprojekte verpflichtend, allerdings erst ab einer Abbaufläche von mehr als 20 Hektar. Da es in Freinberg bisher nur 17 werden sollen, ist sie bisher noch nicht vorgesehen. Prüfungen solcher Art, die zeigen, dass eine Gefährdung der Umwelt vorliegt, seien noch eine der Möglichkeiten an dem Projekt zu rütteln.
Präsentation zeigt Schönheit des Edtwaldes und ruft zum Widerstand auf
Und zu schützende Natur gebe es hier genügend, meinte Walter Christl, Sprecher vom Naturschutzbund Bezirk Schärding. Im Freinberger Edtwald seien vor allem die Tümpel mit ihren besonderen Lebensformen und einige Vogelarten wie die Großeule schützenswert. Auch um die Qualität des Wassers müsse man sich bei dem Vorhaben Gedanken machen. Um dem Publikum die Schönheit des Edtwaldes vor Augen zu rufen, zeigte die Bürgerinitiative eine Präsentation mit Fotos – vom Edtwald heute und der Befürchtung, wie Freinberg nachher aussehen könnte – eine Sandwüste. Immer wieder wird der Vergleich mit dem Werk in Engelhaming gezogen. Man will es der Heimat von Asterix und Obelix nachmachen und sich nicht unterkriegen lassen, so steht es auf der Folie: „ Wir werden den vermeintlich Übermächtigen zeigen, dass es auch im Innviertel ein gallisches Dorf gibt.“
"Wenn erst mal gebaut wird, gibt es keine Grenzen"
Praktische Erfahrung mit Schotterabbau hat unter den Podiumsteilnehmern der Förster Markus Krinninger. In seinem Revier im Raum Passau hat er eine Schottergrube. Er sieht die Pläne der Firma Weber kritisch, warnt vor allem vor einer schnellen Vergrößerung der Abbaufläche, wenn es erst einmal genehmigt ist. „Meist wird der Abbau größer als geplant und es geht schneller als man meint.“ In Krinningers Revier wurde bisher auf einer Fläche abgebaut, die zehnmal so groß ist wie ursprünglich angedacht. „Es gibt dann auch keine Grenzen mehr, Wege oder Straßen interessieren da keinen“, befürchtete Krinninger.
In der anschließenden Fragerunde mit dem Publikum werden wieder Vorwürfe an die Gemeinderäte laut. Einige, die sich zu Wort melden, finden, dass die örtlichen Politiker bisher zu wenig unternommen haben, fühlen sich und ihre Interessen nicht richtig vertreten. Die Querelen zwischen den Parteien sollen ein Ende haben, so mehrere Wortmeldungen, stattdessen solle man im Sinne der Freinberger Bürgerinnen und Bürger an einem Strang ziehen. Zum Schluss richtet der Mitinitiator der Bürgerbewegung, Franz Schraml junior, das Wort direkt an die Vertreter der Firma Weber, die er im Publikum entdeckt hat: „An einer Softlösung sind wir nicht interessiert, wir wollen eine Nulllösung.“


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