Viele Jugendliche geben einfach auf
Es sind Jungmütter, Lehrabsolventen und Schulabgänger – rund 600 Jugendliche
haben keinen Job.
BEZIRK (kpr). Sie sind weder in einer Ausbildung oder Schulung, noch gehen sie einer Beschäftigung nach: Rund 579 Jugendliche im Bezirk zwischen 16 und 24 Jahren sind laut der Abteilung Statistik des Landes OÖ in einer NEET-Situation – das sind 7,8 Prozent. NEET bedeutet: "Not in education, employment or training" – zu deutsch: Nicht in Ausbildung, Beschäftigung oder Training. Damit ist der Bezirk beinahe Spitzenreiter in den ländlichen Regionen Oberösterreichs – einzig Linz-Land liegt mit 7,9 Prozent knapp vorne.
Aber wie kommt die hohe Zahl zustande? "Es sind vor allem Misserfolge, die die Jugendlichen immer wieder zurück werfen", weiß Ernestine Badegruber. Sie ist Geschäftsführerin der "Sozialen Initiative", die auch in der Barockstadt eine Zweigstelle hat. Das bestätigt auch Schärdings Streetworker Fatih Özköseoglu: "Bildungsschwache haben fast keine Chance mehr. Deshalb ist die Frustration hoch und sie schmeißen hin." Harald Slaby, Leiter des Arbeitsmarktservice Schärding, weiß: "Diese Jugendlichen haben unterschiedliche Problem- und Bedürfnislagen." So zählen junge, frühe Schulabgänger genauso wie Lehrabsolventen in ländlichen Regionen zu der NEET-Gruppe. "Während erstere vor allem aufgrund ihrer geringen Bildung Schwierigkeiten haben, ist bei den Lehrabsolventen anzunehmen, dass sie keine passende Beschäftigungsmöglichkeit in Wohnortnähe finden", erklärt Slaby. Hinzu kommen Schulabsolventen in Warteposition und "ältere Arbeitslose" zwischen 20 und 24 Jahren. In die NEET-Gruppe sind auch zahlreiche junge Mütter einzuordnen – mit oder ohne Migrationshintergrund. "Diese stehen aufgrund von Betreuungspflichten dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung", sagt der AMS-Leiter. Anders gelagert seien die Herausforderungen bei NEET-Jugendlichen mit Erkrankung. Denn: Laut Slaby können diese nur schwer in den Arbeitsmarkt integriert werden, weil sie psychisch oder physisch beeinträchtigt sind.
Trotz der hohen NEET-Gruppe spricht Slaby von einer vergleichsweise guten Arbeitsmarktlage für junge Erwachsene. "Mit Ende September gab es 83 offene Lehrstellen bei elf Lehrstellensuchenden", berichtet er. Immerhin 35 Prozent der NEET-Jugendlichen sind laut Slaby beim AMS als arbeitslos registriert. Seiner Einschätzung nach sind es aber knapp zehn Prozent, "die nach der Schule im wahrsten Sinne des Wortes verloren gehen."
"Ihnen Perspektiven geben"
Dem will das Jugendnetzwerk Schärding – AMS, Bezirkshauptmannschaft und Arbeiterkammer – entgegen wirken. Wichtigstes Anliegen: Die Jugendlichen sollen der Wirtschaft als dringend gesuchte zusätzliche Fachkräfte zur Verfügung stehen. So biete beispielsweise das AMS Berufsvorbereitungs- und Lehrausbildungskurse und eine Jugendberatung im BerufsInfoZentrum an. "Insbesondere das Sozialministeriumsservice hat ein dichtes Netz an Betreuung aufgebaut", fügt Slaby hinzu und weist auf die oben erwähnte "Soziale Initiative" hin. Geschäftsführerin Badegruber: "Die Jugendcoaches touren durch die Bezirke und versuchen, den Jugendlichen eine Perpektive zu geben und sie auf ihrem Weg zu begleiten."
Im Bezirk kann zudem die Lehrlingsmesse bei einem Einstieg in die Berufswelt helfen. Diese findet heuer am 14. und 15. November in der Bezirkssporthalle statt. Mehr zur Lehrlingsmesse finden Sie hier.
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