Alte, verschwundene Berufe
Wer kennt noch Buttermann, Spandreher oder Rechenmacher?
BEZIRK SCHÄRDING. Noch vor 100 Jahren erlernten die Menschen im Bezirk Schärding Berufe, von denen bis heute viele ausgestorben sind. Alte Werkzeuge oder Fotos zeugen von ihrer Existenz. In Chroniken und alten Schriften ist nachzulesen, was die Aufgaben der spezifischen Berufsgruppen waren. So zeugt ein altes Gebläse im Kulturhaus Kopfing etwa vom Berufsstand des Schmieds, der wie auch jener des Wagners zu Beginn der 1960er Jahre ausgestorben ist. "Die Arbeit des Wagners und des Wagenschmieds war eng mit der Landwirtschaft und insbesondere der Pferde verbunden. Der Wagner stellte etwa Leiterwägen, aber auch Sensen, Eisstöcke und anderes Werkzeug am Hof her. Schmiede fertigten Nägel, Pferdebeschläge und mehr", weiß Josef Ruhland, Obmann des Kopfinger Kulturhauses. Der Siegeszug des Traktors machte die Arbeit des Wagners schließlich obsolet.
Ein Rechen vom Rechenmacher
Auch den Rechenmacher gibt's heute nicht mehr. Neben der Anfertigung von Rechen führte der Rechenmacher auch kleinere Reparaturen bei Werkstücken aus Holz durch und stellte Holzschuhe oder Besen her. Noch bis zum Ende des 2. Weltkriegs kamen die Spandreher und Siebmacher in die Ortschaften im Bezirk Schärding und boten ihre Arbeit an. "Sie fertigten aus kernfreiem Fichtenholz dünne Holzstreifen, die nach dem Lufttrocknen heiß gedämpft und damit in die notwendige, haltbare runde Form gebracht wurden. Die Siebränder wurden als Seitenwände für Getreide und Mehlsiebe verwendet", weiß Ruhland.
Bis 1950 verrichteten im Bezirk Schärding auch noch die Ziegelschlager ihr Handwerk. Und bis kurz nach der Zwischenkriegszeit übernahmen die Köhler die Aufsicht über das Verkohlen von Holzkohle. "Sie waren meist bei den Bauern beschäftigt", erklärt Ruhland.
Steinhauer schufen Türstöcke und mehr
In Kopfing war bis in die 1950er Jahre auch der Beruf des Steinhauers und Steinmetz weit verbreitet – durch die zwei gewerblichen Steinbrüche im Ort. Zu vielen Bauernhöfen gehörte noch während der Zwischenkriegszeit ein eigener, kleiner Steinbruch. Die Steinhauer gewannen daraus Granit und schufen damit Tür- und Fensterstöcke, Überlegen, Säulen, aber auch Gebrauchsgegenstände wie Grander, Mühlsteine und Walzen für die Obstpressen.
Wer den Buttermann rief, konnte landwirtschaftliche Produkte – insbesondere Butter und Eier – von ihm erstehen. Diese kaufe er den Bauern ab. Und auch der Krämer, der früher nur nach dem Sonntagsgottesdienst offen hatte, galt noch vor 100 Jahren als Handwerk. "Die Krämerei war in einer einfachen Stube untergebracht und hatte bis zur Zeit des Zweiten Weltkriegs kaum Auslagen", weiß Ruhland aus alten Schriften.
Weber hatten kein großes Ansehen
Kein großes Ansehen und wenig Verdienstmöglichkeiten hatten, so Ruhland, Weber und Leinenweber zu ihrer Zeit. Der Weber verarbeitete die Wolle, der Leinenweber den Lein (Flachs). Das große Geld machten eher die in den Städten sesshaften Tuchhändler. "In den späten 1950er Jahren hörte der letzte Kopfinger Weber in Götzendorf auf, nachdem er sich bis dahin mit dem Weben von Fleckerlteppichen über Wasser gehalten hatte", erzählt Ruhland.
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