Teens im Bezirk wissen wenig über Jugendtaxi und Co.

Jugendliche aus dem Bezirk Schärding nutzen vor allem Moped und Bus, zeigt die Diplomarbeitsstudie von Cornelia Parzer. Ersteres hauptsächlich für Freizeitwege, den Bus in erster Linie um zur Schule zu kommen. | Foto: Yuri Arcurs/Fotolia
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  • Jugendliche aus dem Bezirk Schärding nutzen vor allem Moped und Bus, zeigt die Diplomarbeitsstudie von Cornelia Parzer. Ersteres hauptsächlich für Freizeitwege, den Bus in erster Linie um zur Schule zu kommen.
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DIERSBACH. Die Diersbacherin Cornelia Parzer untersucht in ihrer Diplomarbeit das Mobilitätsverhalten von Schärdinger Schülern im Alter von 15 und 16 Jahren und welche Rolle Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein darin spielen. 

Sie schreiben Ihre Diplomarbeit über das Mobilitätsverhalten von 15- bis 16-jährigen Schülern aus dem Bezirk Schärding. Wie kam`s?
Cornelia Parzer: Ich habe mich dafür entschieden, dieses Thema genauer zu untersuchen, da ich als Diersbacherin persönlich mit der Mobilität von Jugendlichen am Land konfrontiert war. Ich weiß, was es bedeutet, als junger Mensch selbstständig mobil sein zu wollen, aber durch die begrenzte Verfügbarkeit bestimmter Verkehrsmittel dabei auf gewisse Hindernisse zu stoßen. Zudem interessiert mich das Thema nachhaltige Mobilität in besonderem Maße, somit fiel mir die Wahl meines Themas nicht sonderlich schwer. Durch die gute Kooperation mit dem BG/BRG/BORG Schärding – an dieser Stelle möchte ich vor allem Direktorin Brigitte Reisinger und Markus Leßky danken – war es möglich, 14 Schüler der 6BV Klasse (Schuljahr 2016/2017) zu ihrem Mobilitätsverhalten zu interviewen und einen Workshop mit derselben Klasse durchzuführen.

Das zentrale Ziel und Anliegen Ihrer Arbeit?

Mir war es ein großes Anliegen, herauszufinden, wie Jugendliche aus ländlichen Regionen ihren mobilen Alltag gestalten und welchen Stellenwert selbstständige Mobilität dabei einnimmt. Von besonderem Interesse war es, ob und in welchem Ausmaß sich Jugendliche überhaupt schon Gedanken über ihre Mobilitätsentscheidungen gemacht haben und welche Aspekte ihre Verkehrsmittelwahl beeinflussen. Darüber hinaus sollte die Bedeutung des Autos für junge Menschen am Land analysiert werden. Zudem galt es auch abzuklären, wie nachhaltige Mobilität von den Schülern bewertet und gewichtet wird. Diese und weitere Sachverhalte zum Thema Jugendmobilität im ländlichen Raum und insbesondere die einer ausgewählten Gruppe von Schülern aus dem Bezirk Schärding zu untersuchen, bildete die Grundlage für meine persönliche Motivation, diese Arbeit zu verfassen.

Können Sie schon erste, zentrale Ergebnisse verraten?
Die Verkehrsmittelnutzung der Jugendlichen ist stark auf das Moped, das hauptsächlich für Freizeitwege genutzt wird, und den Bus, der von den meisten Schülern für Schulwege verwendet wird, ausgerichtet. Grundsätzlich lassen sich jedoch verschiedene Mobilitätsstile bei den Jugendlichen erkennen. Werden die Schüler nach ihren Wegzwecken gefragt, so fällt auf, dass vor allem Freizeitwege genannt werden. Dies lässt die Vermutung zu, dass für junge Menschen Freizeitaktivitäten, insbesondere die Teilhabe am sozialen Leben, von großer Bedeutung sind bzw. im Vergleich zum Schulalltag einen größeren Stellenwert besitzen.
Die Gründe für die Wahl eines bestimmten Verkehrsmittels sind größtenteils praktischer Natur. Der Hauptgrund, ein bestimmtes Fortbewegungsmittel zu nutzen, ist schlicht das Vorhandensein desselben. Die Verkehrsinfrastruktur einer Region trägt also wesentlich zum Mobilitätsverhalten der Jugendlichen bei. Weitere Beweggründe der Verkehrsmittelwahl sind die Distanz zum Zielort, die Witterungsbedingungen, die Kosten und der Komfort des Fortbewegungsmittels. Umwelteinstellungen spielen bei der Wahl eines Verkehrsmittels kaum eine Rolle. Ein Großteil der befragten Schüler gibt auch an, von anderen Personen, seien dies Eltern oder Freunde, in ihrem Mobilitätsverhalten beeinflusst zu werden.
Die Bedeutung des Pkws lässt sich in ländlichen Regionen nicht leugnen. So geben auch fast alle befragten Jugendlichen an, den Führerschein erwerben zu wollen, sobald dies möglich sei. Dabei wird als Hauptgrund, der für den Besitz des Führerscheins spricht, die Möglichkeit, unabhängig, schnell und flexibel überall hinkommen zu können, genannt.
Die Option, selbstständig unterwegs sein zu können, ist jeder und jedem aus der Gruppe der Befragten wichtig. Grundsätzlich haben die meisten Jugendlichen keine Schwierigkeiten, unabhängig mobil zu sein. Dies liegt jedoch eher an der häufigen Nutzung des Mopeds als an einem gut ausgebauten öffentlichen Verkehrsnetz. Aus diesem Grund wird das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln im Bezirk Schärding am häufigsten bekrittelt.

Wie wichtig ist den befragten Schülern das Thema Umwelt, wenn’s um ihre Mobilität geht?
Was die Verkehrsmittelwahl der Schüler betrifft, so spielen Umwelteinstellungen dabei nur eine untergeordnete Rolle. Nichtdestotrotz haben sich die meisten befragten Schüler schon mit dem Thema umweltfreundlicher Mobilität auseinandergesetzt. Dies könnte vor allem daran liegen, dass die befragten Jugendlichen eine höhere Schule besuchen und dieses Thema auf die eine oder andere Weise im Unterricht angesprochen wurde. Die Jugendlichen haben demnach auch zahlreiche Ideen, wie man nachhaltiger und umweltfreundlicher unterwegs sein könnte. Hierbei wird vor allem die Nutzung umweltschonender Verkehrsmittel, wie Bahn, Bus oder Fahrrad, genannt. Dennoch geben die meisten Jugendlichen an, aus praktischen Gründen nicht auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad umzusteigen.

Wie stehen Sie selbst zum Thema nachhaltige Mobilität? Welche Verkehrsmittel benutzen Sie in Ihrem Alltag?
Ich bin der Meinung, dass jede und jeder Einzelne es schaffen kann, nachhaltiger mobil zu sein. Natürlich ist es in ländlichen Gebieten nicht immer einfach, aufgrund des mangelnden Angebotes an öffentlichen Verkehrsmitteln auf das Auto zu verzichten. Nichtsdestoweniger ist in Oberösterreich jede fünfte Autofahrt kürzer als 2,5 km. Dies zeigt eine Untersuchung des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ). Somit könnten viele Distanzen auch am Land mit nachhaltigen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden. Es lässt sich jedoch ein gegenwärtiger Trend in Richtung verstärkter Automobilität feststellen. Diesen gilt es gemeinsam umzukehren. Mir ist es jedenfalls ein Anliegen, einen Teil zur nachhaltigen Mobilitätsentwicklung beizutragen.
Da ich in Wien lebe, ist es mir möglich, für fast alle Wege das Fahrrad zu benutzen, egal bei welcher Witterung. Lediglich für Strecken über 10 Kilometer verwende ich öffentliche Verkehrsmittel. Bin ich daheim in Diersbach, verwende ich, wie die meisten, hauptsächlich das Auto. Nichtsdestotrotz versuche ich, kurze Strecken mit dem Fahrrad zu fahren.

Ihre Meinung: Was kann im Bezirk Schärding für eine nachhaltigere Mobilität und bessere Verkehrsmittelangebote unternommen werden?
Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs stellt sich im Bezirk Schärding sicherlich schwierig dar. Die meisten Personen besitzen einen Pkw und sind damit nicht auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Da in ländlichen Gebieten keine regelmäßigen Fahrzeiten von Bussen gewährleistet werden können, ist dies auch keine attraktive Alternative zum eigenen Pkw. Somit kommen nur bedarfsgesteuerte Bedienformen des öffentlichen Verkehrs in Frage. Dies wären zum Beispiel Anruf-Sammel-Taxis. Hierbei gibt es keine fixen Zeiten, zu denen eine Haltestelle angefahren wird, sondern eine Fahrt erfolgt nur bei Bedarf. Solche Busse könnten beispielsweise Bahnhöfe anfahren, um die Nutzung der Bahn zu ermöglichen. Des Weiteren könnte der Ausbau von Radwegen Personen dazu bewegen, häufiger das Fahrrad zu verwenden. Dies ist natürlich auch nur möglich, wenn es die geographischen Gegebenheiten erlauben.
Während des Workshops waren die Schüler jedenfalls von der Idee eines Jugendtaxis begeistert. Ein solches wäre eine gute Möglichkeit, Jugendlichen flexible und selbstständige Mobilität zu ermöglichen. Bereits bestehende Angebote werden von den Jugendlichen jedoch nicht genutzt, da zu wenig Wissen über die Verwendung solcher vorhanden ist. Eine intensivere Bewerbung seitens der Betreiber könnte hierbei Abhilfe schaffen.

Wie waren die Reaktionen, die Feedbacks der Schüler nach dem Workshop? Stichwort: Bewusstseinsbildung.
Während des Workshops sollten die Jugendlichen versuchen, ein nachhaltiges und jugendgerechtes Verkehrskonzept für den Bezirk Schärding zu erstellen. Dabei kamen sie auch auf die Idee eines Jugendtaxis. Die meisten Jugendlichen gaben an, sich mehr Mitbestimmungs- und Partizipationsmöglichkeiten betreffend der Verkehrsmittelsituation in ihrem Bezirk zu wünschen. Grundsätzlich waren die Feedbacks der Schüler durchwegs positiv. Viele gaben an, sich noch nie so bewusst mit dem Thema Mobilität auseinandergesetzt zu haben. Viele würden sich wünschen, wie bereits erwähnt, über Angebote besser informiert zu werden. Somit konnte ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, alltägliche Wege aufmerksamer zurückzulegen und sich das eine oder andere Mal für ein nachhaltiges Verkehrsmittel zu entscheiden.

Ihre Diplomarbeit wurde auch für den VCÖ Mobilitätspreis eingereicht. Welche umweltrelevanten Erkenntnisse liefert ihre Arbeit?
Die Untersuchungen ergaben, dass das Umweltbewusstsein junger Menschen nur einen geringen Einfluss auf ihr Mobilitätsverhalten hat. Daher gilt es, öffentliche Verkehrsangebote vor allem für diese Gruppe attraktiv zu gestalten, da sie die zukünftigen Nutzer von Bahn und Bus darstellen. Es wäre also sinnvoll, junge Menschen verstärkt in den Prozess der Verkehrsplanung miteinzubeziehen.
Durch die Durchführung des Workshops wurde mir zudem bewusst, dass das Thema nachhaltige Mobilität mehr in den Unterricht einfließen sollte. Bildet doch die Auseinandersetzung mit diesem Thema die Grundlage der Bewusstseinsbildung und könnte sich somit positiv auf das Mobilitätsverhalten junger Menschen auswirken.

Jugendliche aus dem Bezirk Schärding nutzen vor allem Moped und Bus, zeigt die Diplomarbeitsstudie von Cornelia Parzer. Ersteres hauptsächlich für Freizeitwege, den Bus in erster Linie um zur Schule zu kommen. | Foto: Yuri Arcurs/Fotolia
Die Diersbacherin Cornelia Parzer schreibt ihre Diplomarbeit über das Mobilitätsverhalten von 15- bis 16-jährigen Schülern aus dem Bezirk Schärding. | Foto: Parzer
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