Mein Tag als Höhlenretter

"Rettungsaktion" in der Ötscher-Tropfsteinhöhle

Reportage: Redakteur Roland Mayr durfte bei einer Einsatzübung in der Ötscher-Tropfsteinhöhle in Gaming mit dabei sein.

GAMING. Zum Saisonabschluss hatten die zehn Höhlenführer der Naturfreunde Kienberg-Gaming die Möglichkeit, an einer Übung der Niederösterreichischen Höhlenrettung und der Bergrettung Lackenhof teilzunehmen, um ihr Wissen für den Ernstfall zu erweitern. Denn bei einer Führung durch die Ötscher-Tropfsteinhöhle kann es natürlich jederzeit vorkommen, dass sich jemand zum Beispiel den Fuß verletzt und dann schnell und auf möglichst einfache Art und Weise aus der Höhle abtransportiert werden muss.

Redakteur durfte dabei sein

Auch ich durfte bei dieser spannenden "Rettungsaktion" dabei sein und machte mich voller Erwartung auf in Richtung Schindlhütte, wo mich der Ehrenobmann der Naturfreunde Kienberg-Gaming, Fritz Fallmann, bereits erwartete.
Dann ging's mit dem Auto zur Tropfsteinhöhle, wo sogleich die Einsatzübung durchgeführt wurde. Zunächst erklärte man uns, wie man einen Verletzten mit einem Dreieckstuch, das zu einem Tragering geformt wird, schnell zu zweit aus der Höhle tragen kann. Ähnlich funktioniert es alleine oder zu zweit dann auch mit einem Seil. Das Wichtigste bei einer solchen Bergeaktion ist aber, dass der Verletzte nicht zu lange in der Höhle verweilt, da in dieser eine konstante Temperatur von ca. acht Grad Celsius herrscht, wodurch es schnell zu Unterkühlungen kommen kann. Hier schaffen spezielle Wärmedecken rasch Abhilfe. Da die meiste Körperwärme über den Kopf verloren geht, sollte auch dieser abgedeckt werden.
Schließlich wurde noch demonstriert, wie Verletzte in der Höhle erstversorgt werden können, wie man ein wärmendes Biwak-Zelt aufstellt oder ein Verwundeter auf einer Bahre aus der Höhle gezogen wird.
Zum Abschluss des spannenden Tages gab es bei Max und Beas Schindlhütte ein wohlschmeckendes Mittagessen.

Höhlenbericht über das vergangene Jahr

Vom Höhlenführer-Team (zwei Frauen und acht Männer) der Naturfreunde Kienberg-Gaming wurden im Jahr 2018 an 84 Tagen 3.562 Besucher durch die Ötscher-Tropfsteinhöhle geführt, das sind um ca. 450 Besucher weniger als im Jahr 2017. Der Zeitaufwand für den Führungsbetrieb beläuft sich auf 1.892 Stunden, während man im gesamten Höhlenjahr 3.941 Stunden im Einsatz war (zusätzliche Routinearbeiten wie Steigreinigung und -reparatur sowie Ausmähen).

Die Tropfsteinhöhle im schönen Naturpark

Die Tropfsteinhöhle im Naturpark Ötscher-Tormäuer mit einer Tiefe von 54 Metern und einer Gesamtlänge von 575 Metern wurde von den Naturfreunden Kienberg-Gaming im Jahr 1925 erschlossen und für Besichtigungen ausgebaut. Vorbei an Tausenden von Jahren alten Stalagmiten und Stalaktiten, Sinterbildungen sowie bizarren Tropfstein-Formationen wie der "Märchenhalle" gelangt man auf gut begehbaren betonierten Führungswegen und Metallstiegen-Konstruktionen schließlich hinab in das "Reich der Tiefe" der Ötscher-Tropfsteinhöhle. Während des Abstiegs können Besucher eine wunderbare Perspektive in den Hauptdom genießen, bevor man beim mystischen Untersee angekommen ist. In dieser Schauhöhle kann man nicht nur sein Wissen über die Entstehung von Tropfsteinen vertiefen, sie führt auch in eine aufregende unterirdische Welt, die die Natur aus Gutensteiner Kalk in einer fernen Zeitepoche geschaffen hat.
Höhlenführungen werden von 1. Mai bis 26. Oktober immer am Mittwoch, Samstag, Sonntag sowie an Feiertagen von 9 bis 16 Uhr angeboten.

Die Naturfreunde NÖ suchen Höhlenführer

Die Naturfreunde Kienberg-Gaming suchen Leute, die sich gerne in der freien Natur aufhalten, und die es nicht stört ca. 20 Stunden ihrer Freizeit im Jahr zu opfern. Wer sich angesprochen fühlt und gerne freiwillig als Höhlenführer tätig werden möchte, kann sich jederzeit bei Hans Scharner unter Tel. 0664/4064154 melden. Die Höhlenfamilie würde sich über neue Mitglieder freuen!