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Pfarrkirche Herz-Jesu Stans

Das Innere der Pfarrkirche Herz-Jesu in Stans | Foto: Anton Prock
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  • Das Innere der Pfarrkirche Herz-Jesu in Stans
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Ein Werk des Historismus – von Anton Prock.

Bei der Betrachtung des Dorfes Stans fallen zwei Kirchen auf. Die alte Pfarrkirche zu den Heiligen Laurentius und Ulrich entstand um 1500 im Stil der Gotik, wurde aber bald zu klein. Doch erst im 19. Jh. entschloss man sich zu einem Neubau im Dorfzentrum. Die alte Kirche wurde profaniert und diente sogar während des Ersten Weltkrieges als Mannschaftsunterkunft, Scheune und Pferdestall, danach als Theatersaal. Erst in den 1980er Jahren erfolgte die neuerliche Instandsetzung.

Wir wenden uns aber in diesem Beitrag dem neuen Gotteshaus zu, das dem Herzen Jesu geweiht ist. Die feierliche Grundsteinlegung fand am Herz-Jesu-Fest des Jahres 1884 statt, die Weihe im Jahre 1896. Den Bauplan entwarf der Innsbrucker Architekt Peter Hutter. Beim Betreten des Raumes fällt seine Größe und Weite auf. Die eingezogene Wandfläche zum spitzbogigen Chorbogen ist mit Malereien des in Rietz im Oberinntal geborenen Heinrich Kluibenschedel (1849-1929) geschmückt. Dargestellt ist im oberen Bereich die Aufnahme der Seligen in die Himmelsstadt Jerusalem, in das Paradies. Über dem Scheitel des Chorbogens ist Maria als Himmelskönigin mit der Hl. Dreifaltigkeit (Gottvater, Gottsohn und Heiliger Geist) zu erkennen. Die Langhausbilder stammen von August Wagner und stellen verschiedene Heilige mit Bezug zu Tirol dar. Exemplarisch soll hier auf die beiden Bischöfe Ingenuin und Albuin auf der Südseite hingewiesen werden, die mit der Diözese Brixen verbunden sind, zu der Tirol westlich des Zillers bis 1918 gehörte.

1896 schuf der Grödener Franz Santifaller d. J. den typisch neugotischen Hochaltar. Dabei fallen besonders die am Antependium (Vorderseite des Altartisches) dargestellten zwei Hirsche an einem Quellbrunnen auf. Im Psalm 42,2 steht: „So wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele, Gott, nach dir.“ Es geht hier um das Wasser des Lebens, um die Taufe. Somit symbolisiert der Hirsch die Taufe. Im Zentrum des Altars wird der gekreuzigte Christus beweint. Über ihm erscheinen Gottvater und die Taube des Heiligen Geistes.

Wir haben es mit einer typischen Kirche des Historismus zu tun. Die abendländische Kunstgeschichte lässt sich von ca. 1000 bis ca. 1900 grob in folgende Stilepochen einteilen: Romanik, Gotik, Renaissance, Barock und Rokoko, Klassizismus, Historismus und Jugendstil. Der deutsche Architekt und Architekturtheoretiker Heinrich Hübsch publizierte 1828 seine Schrift „In welchem Style sollen wir bauen?“. Darin entwarf er ein Programm für einen neuen Architekturstil, der als Historismus in die Geschichte eingegangen ist. Grundsätzlich werden Elemente schon vergangener Stile wieder aufgenommen und neu interpretiert, ja sogar verschiedene Stile vermischt. Man spricht dabei von der Neo- oder Neuromanik, -gotik, -renaissance etc. Häufig ist mit einem dieser Stile auch eine Bedeutung verbunden. War die Gotik vom 13. bis zu Beginn des 16. Jh. eng mit dem Aufblühen der Städte, dem Bau von Rathäusern und der Errichtung zahlreicher großer Kathedralen und Pfarrkirchen verbunden, so werden solche Bauaufgaben im 19. Jh. in der Neugotik aufgegriffen. Im Barock im 17. und 18. Jh. entstanden große Schlossanlagen, so auch wieder im Neubarock. Das wohl beste Beispiel des Historismus in Österreich ist die Ringstraße in Wien, ein fast fünf Kilometer langes Architekturmuseum.

In der Malerei und Bildhauerei dieser Zeit spricht man bei uns gerne vom Nazarenerstil. Die Bilder wirken häufig kulissenartig und zeigen wenig Tiefenwirkung, die Personen weisen einfache und klare Formen auf. Dabei hat die Zeichnung Vorrang gegenüber der Farbe. Die Darstellungen wirken ruhig, ernst und verinnerlicht. Eine Gruppe von Wiener Malern wählte um 1810 das lange, in der Mitte gescheitelte Haar von Jesus von Nazareth als Vorbild. Einige dieser Männer zogen nach Rom, traten dort 1813 zum Katholismus über und nahmen die Bezeichnung „Nazarener“ an. Ihre Vorbilder waren die deutsche Malerei des 16. Jh. und die frühe italienische Hochrenaissance.

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Hier ist der Überblick

Editorial

Glosse: Blumengesteck

Damals: Ereignisse um 1938

Autorin: Anna Loyelle mit neuem Roman

Erinnern: Das Stadtarchiv als Bewahrer

Allerheiligen: Grabpflegetipps von der Floristin

Schmuckstück: Die neue Pfarrkirche Stans

Buchtipps: Neues aus der Welt der Literatur
Rita Falk: Kaiserschmarrndrama
Power Women: Geniale Ideen mutiger Frauen. Was würden sie raten?
Rainer Oberthür und Marieke ten Berge: So viel mehr als Sternenstaub. Nachdenken und Staunen über Gott.
Thomas Brezina: Schatten der Zukunft

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