Hilfe unter Tag: Die Grubenwehr in Extremsituationen

Foto: einsatzfoto.at/Martin Haselsberger
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Die Grubenwehr zählt zu einer der weniger beachteten Rettungsorganisationen. In Schwaz ist Sektion 6 der österreichweiten Grubenwehr stationiert, zuständig für Tirol und Vorarlberg. Landesleiter Alfons Mitterndorfer und Oberführer Marc Berger erzählen von ihren Aufgaben.

Beim Silberbergwerk Schwaz lagert, von den meisten Menschen unbeachtet, eine große Zahl an Spezialgeräten. Hier hat nämlich die Grubenwehr Tirol ihren Stützpunkt, von hier aus fahren die Grubenwehr-Leute bei Alarmierung in eines der Grubengebäude, die im Zuständigkeitsbereich der Sektion 6, der Grubenwehr Schwaz, liegen. Die Aufgabe dieser Rettungsorganisation, die ähnlich dem Roten Kreuz als Rettungsdienst klassifiziert ist, liegt vollkommen unter Tage. Sobald ein Ernstfall in einem Grubenwerk eintritt, geht die Alarmierung von der Landesleitstelle Tirol aus. Die mittlerweile 20 Mitglieder der Grubenwehr Tirol werden verständigt und rücken aus. Je nach Einsatzgebiet fliegen sie mit dem Polizeihubschrauber zur Einsatzstelle oder fahren mit ihrem neuen Einsatzfahrzeug dahin. „Es ist das erste und einzige Grubenwehr-Fahrzeug in ganz Österreich und wird heuer in den Dienst gestellt“, erzählt Marc Berger nicht ohne Stolz. Das Einsatzfahrzeug wurde komplett in Eigenregie organisiert.

Einsatz unter Extrembedingungen

Die Grubenwehr Tirol gibt es seit Februar 2011. Sie ist organisiert wie eine Betriebsfeuerwehr, wobei das Silberbergwerk Schwaz als Betreiber fungiert. Die Besonderheit der Grubenwehr Tirol liegt darin, dass sie europaweit die einzige Grubenwehr ist, die wie ein Verein mit freiwilligen Mitgliedern aufgebaut ist. Diese Eigenheit setzt eine komplexe Vereinsstruktur voraus. Alfons Mitterndorfer ist der Landesleiter und somit für den organisatorischen Teil zuständig. Marc Berger, der Oberführer, und somit für den operativen Teil zuständig, ist automatisch auch der Landesleiter-Stellvertreter. Alle 15 offiziellen Grubengebäude in Tirol und Vorarlberg, außer Jochberg, gehören in ihren Zuständigkeitsbereich. Für Jochberg liegt aufgrund der geografischen Nähe eine Zusammenarbeit mit der Grubenwehr Mittersill vor. Die Grubengebäude sind zum Teil noch aktiv, zum Teil als Schaubergwerk geführt oder aber auch ruhend gelegt. Die Grubenwehr arbeitet eng mit anderen Blaulichtorganisationen zusammen. So werden bei Ernstfällen die im Alarmierungsplan vorgesehenen Feuerwehren automatisch mitalarmiert. Die Grubenwehr Tirol ist außerdem die einzige ihrer Art, die mit Dr. Albin Kulhanek einen eigenen Grubenwehr-Notarzt hat. „Die meisten Einsätze betreffen Personenbergungen. Da ist vom Herzinfarkt bis zum Oberschenkelbruch alles dabei“, beschreibt Berger die Notwendigkeit eines guten Notarztes. Seit der Gründung mussten die Grubenwehr-Männer zu 32 Einsätzen ausrücken. Über das Jahr gesehen werden an die 30 Übungen auch gemeinsam mit anderen Grubenwehren und Einsatzorganisationen durchgeführt. Dazu kommen noch Schulungen, Tagungen und Workshops, damit die Mitglieder ständig auf dem neuesten Wissensstand sind.
Eines der speziellen Einsatzgeräte der Grubenwehr ist das 4-Stunden-Atemschutzgerät, damit wird mit einem eigenen chemischen Bestandteil die Atemluft wieder aufbereitet. „Oft haben wir lange und vor allem beschwerliche Wege, die wir im Bergwerk zurücklegen müssen, daher brauchen wir diese speziellen Geräte“, beschreibt Marc Berger. Ein Atemschutztrupp bei der Grubenwehr besteht aus fünf Männern. Das ist hauptsächlich dadurch bedingt, dass viel Last getragen werden muss. „Jeder muss zwischen 20 und 30 Kilogramm tragen. Alleine das Atemschutzgerät wiegt 15 Kilogramm, dann kommen noch Werkzeuge und andere Gerätschaften wie Seile und Verankerungen dazu“, beschreibt Landesleiter Alfons Mitterndorfer. Der Grubenwehrmann darf keine Höhenangst haben, denn oft sind die Gruben und Löcher im Berg mehrere hundert Meter tief. Natürlich darf er in den engen Gängen auch keine Platzangst an den Tag legen. Aber die wohl wichtigste Eigenschaft ist die Teamfähigkeit. „Wir müssen uns zu 100 Prozent auf den anderen verlassen können. Jeder Handgriff muss sitzen und jeder weiß, was der andere tut“, erzählt Marc Berger. Bislang gab es noch keine Frau bei der Grubenwehr, was die Zukunft bringt, ist unklar. Alfons Mitterndorfer und Marc Berger bereiten jetzt schon die nächste Großübung im Herbst vor. Unter Tag sind wir also alle sicher.

Grubenwehr Tirol

Silberbergwerk Schwaz
Landesleiter: Alfons Mitterndorfer
Oberführer: Marc Berger
Web: www.grubenwehr-tirol.at

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