Naturschutz
35 Jahre für den Umweltschutz in der Region

Paul Steger, Obmann der Alpenvereins-Sektion Zillertal, ist ein Kämpfer der ersten Stunde für den Naturschutz in der Region.  | Foto: Haun
  • Paul Steger, Obmann der Alpenvereins-Sektion Zillertal, ist ein Kämpfer der ersten Stunde für den Naturschutz in der Region.
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Paul Steger ist seit 25 Jahren Obmann des Alpenvereins/Sektion Zillertal und engagiert sich seit Jahrzehnten für den Naturschutz in der Region. Der streitbare Bergfex kämpft seit nicht weniger als 35 Jahren für die Belange von Mutter Natur und hat sich den Mund niemals verbieten lassen.

MAYRHOFEN. Steger ist ein Mann klarer Worte und scheut die Konfrontation nicht. Wenn es darum geht die Natur vor Raubbau oder den überbordenden Auswüchsen des Tourismus zu schützen steht der 73-Jährige an vorderster Front. Die BEZIRKSBLÄTTER Redaktion traf Paul Steger zum Gespräch und das Feuer des glühenden Naturschützers lodert stärker, denn je. 

BEZIRKSBLÄTTER: Herr Steger, Sie sind Umweltschützer der ersten Stunde im Zillertal. Wie hat alles begonnen und was ist ihre Motivation?
STEGER: "Begonnen hat alles mit dem Bau der Zemmkraftwerke. Ich war damals im Jahr 1976 schon bei der Aktionsgemeinschaft "rettet den Zillergrund" tätig. Danach hat sich dann die Bürgerinitiative "Lebensraum Zillertal" (kurz "BILZ) gegründet. Der Obmann war Hans Kinigadner und damals ging es darum eine 380 KV-Leitung sowie ein Umspannwerk in Uderns zu verhindern. Unser Engagement war von Erfolg gekrönt. Ich kam dann zum Alpenverein und wurde dort durch Zufall zum Naturschutzwart und das bin ich bis heute geblieben. Ich kann mich z.B. an Straßenbaupläne durch die sog. Hundskehle (Bereich Zillergrund – Anm. der Redaktion) erinnern, oder auch an Kraftwerkspläne für den Märzengrund am Stummerberg. Diese Vorhaben konnten vereitelt werden und wenn es darum ging Restwassermengen in den Gewässern zu behalten haben wir auch viele Erfolge verzeichnen können." 

BEZIRKSBLÄTTER: Gab es etwas das Ihnen im Laufe der Jahre besonders in Erinnerung geblieben ist?
STEGER: "Die Skigebietsgeschichten waren schon immer etwas spezieller. Ich kann mich z.B. an den Kampf um die 'wilde Krimml' erinnern. Das war schon eine harte Auseinandersetzung. Ich bin generell der Meinung, dass es in Sachen Skigebiete im Zillertal überhaupt nichts mehr braucht und wir mehr als genug haben. Neuerschließungen sind für mich bzw. auch den Alpenverein ohnehin tabu. Ich denke hier z.B. an die Verbindung Penken/Kaltenbach. Für mich ist das ein absolutes No Go!" 

BEZIRKSBLÄTTER: Wie ist es mit der Rückendeckung für Ihr Engagement vonseiten des Vereins oder von Privatpersonen?
STEGER: "Man bekommt schon Rückendeckung und Rückmeldung von vielen Menschen. Das Problem an der Sache ist, dass viele, meist aufgrund von Abhängigkeiten, nicht immer das sagen können was sie gerne möchten. Man muss sich natürlich auch trauen sich vorne hinzustellen und für die Natur einzustehen. Das ist nicht jedermanns Sache. 

BEZIRKSBLÄTTER: Was würden Sie als größten Erfolg Ihres Engagements bezeichnen?
STEGER: "Das ist mit Sicherheit die Schaffung des Schutzgebietes bzw. des Hochgebirgs-Naturparkes Zillertaler Alpen. Das war mit Sicherheit das Highlight bisher. Wir streben ja eine Schutzgebietserweiterung über die gesamten Tuxer Alpen an, aber das ist noch ein steiniger Weg und es bedarf noch vieler Gespräche bzw. Verhandlungen bis es überhaupt soweit kommen kann. Dieses Gebiet ist Sommer wie Winter ein Traum und muss einfach so erhalten bleiben. Wir versuchen bereits seit Wochen ein Gespräch mit den Mitgliedern der Landesregierung zu organisieren - leider ohne Erfolg. Von Seiten des Landesverbandes des OEAV geben wir aber nicht auf und suchen das Gespräch auch weiterhin. Im Regierungsübereinkommen ist festgeschrieben, dass noch ein Schutzgebiet in Tirol kommen soll und es soll nicht irgendein Alibi-Schutzgiet sein, sondern etwas Richtiges und wenn man schon von dem neuen Tiroler Weg redet wäre das ein echte Gelgenheit."

BEZIRKSBLÄTTER: Könnte dabei nicht auch die Tourismuswirtschaft helfen? 
STEGER:
"Ja natürlich. Unter den Touristikern müsste es eigentlich einen Aufschrei geben und sie müssten sich mit aller Kraft dahinter stellen und sagen, dass sie das auch wollen. So wie es bisher gelaufen ist kann es doch nicht weitergehen."

BEZIRKSBLÄTTER: Mit den ehem. Tauernkraftwerken bzw. dem Verbund sind sie manchmal im Clinch gelegen. Wie ist Ihr Verhältnis zu dem Unternehmen?
STEGER: "Durch das Engagement des Alpenvereins ist der Verbund immer wieder an den Verhandlungstisch gezwungen worden und man konnte sowohl für Gemeinden als auch Tourismusverbände vieles erreichen. Ich für meinen Teil denke, dass wir im Zillertal jetzt genug in Sachen Wasserkraft getan haben und es genug ist. Man muss nicht jedes Wässerchen irgendwo ableiten wobei ich betonen möchte, dass ich nichts gegen sinnvolle Optimierungen habe. Es gibt Beispiele in der Stillupp und beim Schlegeis-Speicher wo z.B. eine Überleitung genutzt wird um ein Kleinkraftwerk zu betreiben. Gegen so etwas haben wir absolut nichts, aber man muss nicht mit Gewalt irgendetwas suchen."

BEZIRKSBLÄTTER: Wie haben Sie eigentlich immer von den verchiedenen Projekten erfahren? Das wird ja meist nicht an die große Glocke gehängt?
STEGER:
"Ja da muss man wachsam sein und die Ohren spitzen wenn etwas geredet wird. In diesem Zusammenhang ist auch wichtig, dass man vorne dabei ist und gleich in die Diskussion einsteigt und sich engagiert. In meinem Fall war es das große Glück, dass ich ja 40 Jahre lang auf dem Bauamt in der Gemeinde Mayrhofen gearbeitet habe und so kam ich natürlich auch an viele Informationen und konnte fast immer sehr früh eingreifen."

BEZIRKSBLÄTTER: Wie sieht es mit dem Bewusstsein in der Bevölkerung für den Naturschutz aus? Wie sehen Sie das Engagement speziell der jungen Leute?
STEGER: "Ich spüre schon ganz stark, dass sich speziell die Jüngeren immer mehr für die Umwelt bzw. die Natur engagieren weil sie natürlich wissen, dass es so nicht weitergehen kann. Die Leute der älteren Generation wird man vielleicht nicht mehr so leicht überzeugen, aber auf die Jungen kann man aufbauen und man muss ihnen das Bewusstsein für die Naturschönheit mitgeben."

Mehr zum Alpenverein/Sektion Zillertal finden Sie HIER

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