50 Jahre Polytechnische Schule Fügen, eine Erfolgsgeschichte mit viel Engagement der Lehrpersonen
Jack Brabham gewann vor 50 Jahren die Formel 1 Saison 1966, die Beatles gaben am 28.8.1966 ihr allerletztes Konzert in San Franzisko und bei den alpinen Schiweltmeisterschaften in Chile wurde der Franzose Jean Claude Killy überragender Weltmeister sowohl in der Abfahrt als auch in der Kombination. Die Anfänge des staatlichen Schulwesens in Österreich gehen auf die Schulreform von 1774 unter Maria Theresia zurück. 1869 stellte das Reichsvolksschulgesetz das gesamte Pflichtschulwesen auf eine einheitliche Basis, die Schulpflicht wurde von sechs auf acht Jahre erhöht.
Im Gegensatz zu diesen längst vergangenen sportlichen Erfolgen und dem Entstehen von Schulgesetzen hat das Team der Polytechnischen Schule Fügen am 9. Dezember 2016 zum 50-jährigen Bestehen eingeladen. Dazu konnte Direktor Heinz Trenkwalder mit seinem Lehrerteam die Bürgermeister und Vertreter der Zillertaler Sprengelgemeinden, den H.H. Pfarrer Erwin Gerst, den Landesschulinspektor Dr Werner Mayr, den Vertreter der Personalvertretung der Pflichtschulen Walter Meixner, Vertreter und Sponsoren der örtlichen Wirtschaft, sowie ehemalige Direktoren, Wegbegleiter und Unterstützer der Polytechnischen Schule herzlich begrüßen und willkommen heißen. Die Feierlichkeit umrahmten die drei Schüler Julia Klausner am Saxophon, Robert Kirchler an der Klarinette und Johannes Plattner auf seiner steirischen Harmonika mit musikalischen Schmankerln.
In ihren Begrüßungsworten betonten sowohl der Fügener Standortbürgermeister Mag Dominik Mainusch, als auch Pfarrer Erwin Gerst die gesellschatliche Bedeutung der Polytechnischen Schule und hoben vor allem die so wichtige Vorbereitung und Hinführung junger Menschen zu einem handwerklichen Beruf hervor. Immer wieder vernehme man aus den Aussagen von Wirtschaftstreibenden, dass das Erlernen eines Handwerkes offenbar nicht mehr so gefragt sei und dringend Arbeitskräfte aus diesem Bereich benötigt würden. Im Zillertal und insbesondere im Bezirk Schwaz seien die Voraussetzungen aber insoferne noch günstig, weil hier ein Schulbesuchsverhältnis von ca 50:50 zwischen den Pflichtschulen und Höheren Schulen bestehe, aber der Trend gehe eindeutig in Richtung einer qualifizierten Ausbildung, so Bgm Mainusch. Mit dem in der PTS Fügen gelebten Dualen Ausbildungssystem gehe man bewusst in die richtige Richtung und könne mit Praxis, Theorie und dem Vermitteln von Facharbeitswissen punkten. Scherzhaft meine auch Pfarrer Erwin Gerst, dass er sich beispielsweise viel Geld bei der Kirchenrenovierung ersparen hätte können, wenn er in jungen Jahren solche Ausbildungen genossen hätte. Er sei jedoch, zu einem frühest möglichen Zeitpunkt in den Polytechnischen Lehrgang geschickt worden und habe dort eher das Gegenteil einer offensiven und dualen Schulausbildung kennenlernen müssen.
Nach der Begrüßung der vielen Ehrengäste und Besucher begab sich Direktor Heinz Trenkwalder in einer Power Point Präsentation auf eine Zeitreise der letzten 50 Jahre. Der Bogen spannte sich dabei von 1966 bis in das Jahr 2016. 1962 wurde nämlich aufgrund einer Schulnovelle die allgemeine Schulplicht von acht auf neun Jahre verlängert.
So begann am 12.September 1966 das erste Schuljahr in der PTS Fügen und der Unterricht musste in notdürftig adaptierten Räumen im Fügener Gemeindeamt abgehalten werden. Der damalige Leiter dieses neuen Schultyps war VOL Gottfried Krismer. Es saßen damals 20 Buben und 29 Mädchen im Unterricht und die Lehrmittel mussten von der Volksschule Fügen ausgeliehen werden. Damals gab es auch noch die so genannte Landwirtschaftliche Befreiung, wobei 9 Buben und 8 Mädchen für 6 Wochen zur Mitarbeit in der elterlichen Landwirtschaft als beurlaubt galten. Diese Regelung wirkte sich für die Schulbesuchsmoral und den Lerneifer auf den Rest der verbliebenen Schüler äußerst ungünstig aus, wie aus einer Schulchronik zu entnehmen ist. Im 2.Schuljahr 1967/1968 wurde der Polytechnische Lehrgang im Widum in Fügen untergebracht. Es gab beengte Klassenzimmer und nach einigem Betteln bei der Gemeinde, wurde ein bescheidener Beitrag der Gemeinde zum Ausbau der Schulbücherei bewilligt. In den Jahren 1969/1970 wurde dann schon eine Schiwoche in Hochfügen – nur für die Buben – abgehalten und der damalige Schulinspektor Rudolf Hörhager meinte, man müsse mehr auf die Schulbesuchsmoral schauen.
Im Schuljahr 1977/1978 gab es erstmals ein eigenes Schulgebäude. Zitat aus der Chronik: „Endlich war es soweit, der Polytechnische Lehrgang Fügen bekam ein eigenes Schulgebäude, nämlich die von der Gemeinde Fügen angekaufte und für schulische Zwecke umgebaute Strickerei Schiestl“. Damals wurden noch 2 Klassenzimmer von der Hauptschule mitbenützt. In den Jahren 1980/1981, also im 15. Schuljahr, wurde in der PTS Fügen erstmals der vom PL Wattens ausgearbeitete Schulversuch einer so genannten Schnupperlehre in die Regelschule aufgenommen und 1981/1982 gab es eine neue Form des Polytechnischen Lehrganges mit Leistungsdifferenzierung in Deutsch und Mathematik (3 Leistungsgruppen), 4 Seminare und alternative Pflichtgegenstände. 1982/1983 erfolgte eine Aufstockung des Schulgebäudes. 1987/1988 wurde erstmalig Informatik als unverbindliche Übung geführt, zu der sich 17 Schüler freiwillig meldeten. Zitat aus der Chronik: „Es kostete die Schulleitung aber viel Schweiß, um die Sprengelgemeinden von der Wichtigkeit dieses Faches zu überzeugen und sie zur Anschaffung von 8 Computern und Druckern zu bewegen.“ 1989/1990 wurde erstmals „Englisch“ für alle Schüler eingeführt und 1990/1991, also im 25. Schuljahr, übernahm Dir Georg Lechner die Schulleitung.
1995/1996 gab es eine Sprengelerweiterung. Die Gemeinden Stumm, Stummerberg, Ried und Kaltenbach kamen zur PTS Fügen hinzu. 1996/1997, also im 31. Schuljahr wurde der Polytechnische Lehrgang zur POLYTECHNISCHEN SCHULE und fast nichts mehr ist so, wie es einmal war, hieß es aus der Chronik. Im Juli 1999 verstirbt tragischerweise die engagierte Lehrerin der PTS Fügen, Martina Krismer. In den Jahren 2002/2003 erfolgte der Neubau der Sonderschule und die Renovierung der PTS Fügen an der Außenfassade. Im Schuljahr 2003/2004 übernahm Dir Heinz Trenkwalder die PTS Fügen nach der Pensionierung von Dir Georg Lechner. Im Schuljahr 2007/2008, somit im 42. Schuljahr, gab es den so genannten Fördertopf. Der langjährige Leiter Dir OSR Friedl Krismer verstirbt am 11. Juni 2013. Im Schuljahr 2014/2015 wurde der neue Fachbereich Gesundheit und -Soziales eingeführt, der sich bis heute großer Beliebtheit, vor allem bei den Mädchen, erfreut.
„Was ihr auf die Beine gestellt habt, ist wirklich super und Hurra wir leben noch“ meinte Landesschulinspektor Dr Werner Mayr in seinem Impulsvortrag und erklärte, dass die Polytechnische Schule bei der großen Schulreform und bei ihrer Einführung in den 60-iger Jahren offensichtlich „vergessen“ worden sei. Man habe ganz einfach nicht genau hingesehen, dass es in ganz Österreich für ein 9. Schuljahr, das Hunderttausend SchülerInnen besuchen müssten, zu wenig an Ressourcen gegeben hat. Und zur derzeit aktuellen PISA Debatte sei anzumerken, dass „die Kuh von PISA allein nicht fett werde“ merkte der Landesschulinspektor mit etwas Ironie an. Wenn man die Österreichischen Schulen mit jenen der Asiaten vergleiche, möchte er nicht, dass auch bei uns Suizidraten von nahezu 20 bis 25 Prozent zutage treten und PISA sei auch nur von 10 % der SchülerInnen eines Landes besetzt, so Dr Mayr. PISA könnte ohne weiters einmal in die PTS Schulen gehen und erleben, wie z.Bsp die Modellregion Zillertal funktioniere. Dass jedes Mädchen als PTS Abgängerin „nur Friseurin“ werden könne oder jeder Bursche nur Mechaniker oder Tischler als Beruf zur Auswahl habe, stimme ganz einfach nicht und gelernte Handwerker können heutzutage ebenso in der Gesellschaft ganz nach oben gelangen, wie jene, die ein Studium absolviert haben. Aber Lehrerpersonen, welche längere Zeit an den Polytechnischen Schulen unterrichten, sind auch jene Spezies, die es versteht, den jungen Menschen die Freude am Beruf und an einer handwerklichen Tätigkeit zu vermitteln. So wünsche er als Landesschulinspektor der PTS Fügen noch viel Erfolg und viele gute Jahre einer gedeihlichen Entwicklung und Zusammenarbeit mit der Wirtschaft.
Ehrengäste von Ausstattung und Ambiente beeindruckt:
Bei einem Rundgang durch die Schulräume zeigten sich die Ehrengäste von der Ausstattung und dem Ambiente der Schule beeindruckt und lobten das Engagement der Lehrer und der Sponsoren. Bei einem ausgezeichneten Buffet nahm die 50 Jahrfeier der PTS Fügen ihren harmonischen Ausklang.
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