Christoph W. Bauer im Interview und auf Platz 1 der ORF-Bestenliste

Christoph W. Bauer | Foto: Florian Schneider
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Nachdem Christoph W. Bauers Erzählband "In einer Bar unter dem Meer" im Jahre 2014 an die Spitze der ORF-Bestenliste geklettert war, gelang dem Tiroler Autor mit seinem jüngsten Lyrikbuch, das den programmatischen Titel "stromern" trägt, dieses Künststück nun ein zweites Mal.

Lesen in Tirol hat Christoph W. Bauer zum neuen Buch befragt und einen Lyriker getroffen, der auf die Fragen unserer Zeit Position bezieht:

Lesen in Tirol: Christoph W. Bauer, nach Ihrem letzten Lyrikband “mein hassen, mein lieben, mein mittendrin du”, in dem Sie sich u.a. auf den römischen Dichter Catull beziehen, ist nun ein neuer Gedichtband erschienen. Er trägt den Titel „stromern“. Gibt es in Ihrem neuen Buch wieder ein literarisches Vorbild, das sie zitieren?

Ja, auch in meinem neuen Band gibt es ein literarisches Vorbild, einen Wegbegleiter sozusagen. Dieses Mal ist es François Villon, der bedeutendste französische Dichter des Mittelalters. Seit vielen Jahren faszinieren mich seine Gedichte, aber auch seine Persönlichkeit.

Lesen in Tirol: Wofür steht der Titel „stromern“?

Der Titel steht für das Streunen und Vagabundieren. Aus dem Unterwegssein beziehe ich meine Ideen, und so stromere ich durch Landschaften und Orte, aber auch durch Bücher. Auch wollte ich meine Gedichte in die Tradition der Vagantenlyrik stellen, daher ja der starke Bezug zu Villon.

Lesen in Tirol: Die Rezensenten sprechen geradezu hymnisch von Ihrem neuen Lyrikband. Cornelius Hell nennt „stromern“ in der Ö1-Büchersendung Ex Libris „herausragend, ja einzigartig“ und lobt die Vielstimmigkeit der Gedichte. Wie sehr freut Sie das?

Es ist immer schön, wenn die eigene Arbeit für gut befunden wird, das freut mich natürlich. Aber die Zweifel bleiben – und vielleicht sind sie auch der Motor für mein Schreiben.

Lesen in Tirol: Das Buch beginnt mit dem Zyklus „ein lump hat leicht tanzen“. Darin versammeln Sie autobiografische Gedichte, die einen Bogen spannen von Kärnten über Tirol bis nach Norddeutschland. Das Cover des Buches zeigt Sie, den Autor, in einer Nahaufnahme. Ist das eine Ansage? Wofür?

Eine Ansage, zweifelsohne. Das Gesicht zeigen, Position beziehen und für das einstehen, was einem wichtig ist. Und was den thematischen Bogen angeht, er gehört zum Programm des Buchs, eine Wanderschaft, die durch meine Kindheitslandschaften bis nach Paris und andere Orte führt.

Lesen in Tirol: In einem Vers heißt es: „ ich mag nicht über kastanien dichten“. Was meinen Sie damit?

In erster Linie ist die Thematik eines Gedichts nicht wichtig, ein Gedicht ist ein Kunstwerk und steht für sich. Will ein Dichter aber darüber hinaus mit seiner Arbeit auf die Zeit reagieren, in der er lebt, ist ein Gedicht über Kastanien gegenwärtig wohl nicht so sehr geeignet. Aber ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen.

Lesen in Tirol: Auffallend ist, dass Sie neben ungereimten Gedichten immer wieder gereimte Formen, bersonders Sonette, verwenden. Darf man in der modernen Lyrik wieder reimen?

Ich denke, in der Lyrik darf man alles, wenn es eine Bedeutung hat für das Gedicht. Und ich wollte bei den Gedichten in „stromern“ das Liedhafte unterstreichen. Außerdem reizt mich die Auseinandersetzung mit alten Gedichtformen.

Lesen in Tirol: Sie haben den neuen Lyrikband anlässlich der Wiedereröffnung der Wagner!schen präsentiert. Nun weiß man, dass Sie eine bsondere Beziehung zu dieser Buchhandlung haben. Ist eine Lesung dort so etwas wie ein Heimspiel?

Heimspiel würde ich nicht sagen. Aber es stimmt, ich habe zur Wagner!schen eine lange Beziehung, vor Jahren habe ich eine Zeitschrift für die Buchhandlung redaktionell betreut, viele Lesungen habe ich moderiert und mit „Der Buchdrucker der Medici“ eine Erzählung geschrieben, die von der langen Geschichte der Buchhandlung erzählt.

Lesen in Tirol: Neben Lyrik haben Sie zuletzt auch mit dem Erzählband „In einer Bar unter dem Meer“ von sich reden gemacht. Am Ende eine Frage, die einem Autor oft gestellt wird, wenn ein Buch druckfrisch herausgekommen ist: Woran arbeiten Sie gerade? Was kommt als Nächstes? Bleiben Sie der Lyrik treu?

Seit Jänner 2015 reise ich monatlich für ein paar Tage nach Paris – vielleicht wird mein nächstes Buch also ein Paris-Buch, wer weiß. Oder ein Erzählband. Oder doch wieder Lyrik?

Lesen in Tirol: Danke für das Gespräch und alles Gute mit dem neuen Buch.

Links:

Lesen in Tirol

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Christoph W. Bauer | Foto: Florian Schneider
stromern | Foto: Haymon
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