Der SCHREI gellt wieder

Foto: Manfred Haun
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STUMM. Mit über 200 verschiedenen Veranstaltungen an über 30 Spielorten, mit rund 30.000 Besuchern hat sich der „Stummer Schrei“ in den vergangenen zehn Jahren zu einer international anerkannten Kulturinitiative entwickelt. Mit neuer Führung startet das Festival in seine 6. Spielsaison, mit zahlreichen Highlights, vom 20. Juni bis 3. August 2014.

Alles neu

„Mit neuem Team und veränderten Strukturen verwandeln wir das Zillertal heuer wieder zu einem kulturellen Hotspot“, kündigt Neo-Obmann Ludwig Glaser bei der Pressekonferenz an. Neben der neuen Führung wurden die künstlerischen Funktionen vergangenes Jahr vom Vorstand herausgelöst. „Das diesjährige Programm ist breitgefächert. Es greift die verschiedensten Genres auf – von der tragikomischen Posse über schaurig lustige Moritate & Galgenlieder bis zum gegenwärtigen Jugendtheater, von klassischen bis hin zu elektronischen Musikhighlights“, gibt Glaser einen Festivalüberblick. 42 Veranstaltungen in sechs Wochen stehen auf der Agenda der Organisatoren. „Die Umsetzung eines solch herausfordernden Spielplans ist nur mit einem engagierten und ehrgeizigen Team sowie der großartigen Unterstützung aus der Region und der Sponsoren möglich“, erklärt der neue Obmann. Die Spielsaison 2014 wird mit einem entsprechenden Auftakt eingeläutet: Das AufSCHREI-Fest schafft die passende Atmosphäre und Stumm fühlt sich wieder als Zentrum für Musik und Spiel.

Das Herzstück

Als Intendant und Regisseur konnte mit Thomas Gassner eine bekannte künstlerische Größe gewonnen werden, die mit Feingefühl und Charisma die künstlerische Leitung übernommen hat.
Herzstück des Stummer Schrei 2014 ist das Theaterstück „Der Bockerer“. Geschrieben von Ulrich Becher und Peter Preses bietet dieses Volksschauspiel eine Geschichte über Menschlichkeit, Engstirnigkeit, Verlust und Freundschaft. In gewohnter Manier werden Laiendarsteller, hauptsächlich aus dem Zillertal stammend, dieses ursprüngliche Wiener Stück „zillertaladaptiert“ spielen. „Bei der Inszenierung dieser berührenden und emotionsgeladenen Geschichte, die von geschichtlicher und sozialer Bedeutung ist, lege ich besonderen Wert auf den Rhythmus und die Szenenübergänge, die vor allem für den Spielfluss entscheidend sind“, gibt Gassner Einblick in sein Tun. In charmanter Manier erzählt die Posse vom Schicksal des Metzgermeisters Karl Bockerer. Grundsätzlich unpolitisch, steht er den Ereignissen und dem ihm absurd erscheinenden Führerkult verständnislos gegenüber. Dabei tun auch die turbulenten Ereignisse, in die er sich aufgrund seiner Naivität verstrickt, seinem Schmäh keinem Abbruch. Da kann ein herzliches Lachen schon mal im Hals stecken bleiben. „Ich habe dieses Stück gewählt aufgrund meiner Liebe zum Volksschauspiel und weil diese Tragikomödie zutiefst menschelt, und in all seinen Facetten die Abgründe und Höhen der Menschheit vereinbart“, so Gassner.

mona-lisas-lächeln | Das Junge Stück

Das Nachwuchstheater ist Versuchsraum und trägt zur Förderung junger Talente bei. Zwei junge Mädchen können hier ihren Spieltrieb ausleben und machen im Stück „mona-lisas-lächeln“ auf Herausforderungen des Menschseins aufmerksam, die alle betreffen: Soziale Verletzungen, Einsamkeit, die Suche nach Anerkennung und die Zugehörigkeit zu einem Kollektiv. Beruhend auf einer wahren Begebenheit, nämlich dem betrunkenen Tod eines jungen Burschen, hat Thomas Gassner das Stück verfasst. „Es ist meistens die Angst, die Kommunikation und Prozesse aller Art stoppt oder dafür sorgt, dass sie gar nicht erst in Gang kommen, beziehungsweise bringt die Angst die absurdesten Strategien hervor. Für mich ist „mona-lisas-lächeln“ gerade deshalb ein so spannendes Stück, weil es trotz seiner Härte den Sinn für das „Was wäre wenn?“ nicht verliert“, erklärt die Regisseurin Katrin Jud.

Moritate & Galgenlieder | WirtshausTour

Durch die Gasthöfe des Zillertals und darüber hinaus: Das ist die Devise von „Moritate & Galgenlieder“, die Sittengeschichten samt Moral am Schopf packen wo sie zu Hause sind, im Tratsch und Klatsch und dem verbalen Morden am Stammtisch. Alte Lieder und Witze dürfen dabei natürlich auch nicht fehlen.
„Sie gehen zu einem Liederabend, gut gelaunt und bester Stimmung, ohne einen bösen Gedanken, um sich bei einem hopfigen Bierchen oder einem edlen Tropfen einen wunderschönen Abend zu gönnen. Aber Sie werden wahrscheinlich (oder für den Veranstalter hoffentlich) nicht die einzige Person sein, die sich dieses vorgenommen hat. Aber, kennen Sie die Menschen neben sich? Wer sind die Musiker, die Moritaten und Galgenlieder zum Besten geben? Gut, Sie haben dem Programmheft entnommen dass es sich um Wolfgang Peer (Akkordeon), Andi Schiffer (Schlagwerk) und Florian Adamski (Moderation) handelt, aber kennen Sie sie wirklich - und warum ist denen auch nicht ganz wohl? Vielleicht lachen Sie recht herzhaft, ob der Mordgeschichten und derben Lieder, aber warum lacht der Nachbar neben Ihnen lauter? Haben Sie plötzlich das Gefühl, dass Sie der einzig Normale unter lauter Psychopathen sind? Oder befindet sich sogar ein Massenmörder unter den Anwesenden“, so beschreiben die drei Künstler auf was man sich bei der WirtshausTour gefasst machen kann.
Und dann gellt nur noch ein Stummer Schrei durchs schöne Killertal.

Die Gastspiele

Diesjährig konnten neben den Eigenproduktionen des Festivals spannende regionale Gastspiele eingeladen werden, die das Programm des Stummer schrei spürbar mittragen. Der Lendbräukeller präsentiert „SHAKESPEARE, MÖRDER, PULP & FICTION“, einen kurzen und knackigen Einakter in der Nachfolge von Shakespeare und Pulp Fiction über 2 Mörder, die auch nur Menschen sind! Allerdings ist schwer zu sagen, wer von Beiden der "Gescheite" und wer der "Dummme" ist, oder umgekehrt. Auch im Zeichen Shakespeares steht das wohlbekannte Feinripp-Ensemble mit einer gewagten Kürzung aller Stücke mit „SHAKESPEARES GREATEST HITS – reloaded“. Was dabei herauskommt sind 1.200 Rollen, 37 Stücke und 100 Bühnentode aufgeteilt auf drei Schauspieler. Herzzerreißend und anachronistisch.

Auch die Kinder kommen auf ihre Kosten. Das Stück „NOAHS ABENTEUER“, verfasst und gespielt von der jungen Schauspielerin Ayla Antheunisse aus Stumm handelt von einem kleinen Krokodil das sich auf die Suche nach Abenteuern begibt und allerhand Spannendes erlebt. Zu guter Letzt ist es das TheaterNetzTirol, das die Gastspiel- Tournee beim Stummer Schrei mit „GOLDEN GIRLS & ANDERE GESCHICHTEN“ abschließt, mit Sketchen, von diversen Bühnen aus der Region ausgearbeitet und dargebracht. Dabei steht das Karnevaleske im Vordergrund und (passend zum Festival) die Heimat „der verspielten Narren auf dem Land“, die sich mit Leidenschaft dem Theater verschrieben haben.

Die Musik

Martin Flörl, einer der Gründungsmitglieder des Festivals, wurde als musikalischer Leiter engagiert. Seine Fachkompetenz und sein musikalisches Gespür sind durch die Erfolge der Jahre zuvor erwiesen. „Für das diesjährige Festival versuchte ich ein Programm zu gestalten, dessen Schwerpunkt auf der Interpretation unserer Volksmusik liegt. Dies geschieht ganz unbekümmert bei SASA oder neu und zum Teil bis in die Avantgarde reichend bei ALMA. In den Jazz hineininterpretiert von Matthias Schriefl oder südamerikanisch angehaucht beim Acoustic Trio, bei tricky bridges klingt auch mal Bartok mit. Ein Feuerwerk der Blasmusik wird bei Federspiel abgebrannt, bei Clarimusi wird auch mal abgerockt und ganz traditionell gespielt wird die Volksmusik von Stefan Neussl und den Tiroler Tanzmusikanten beim Aufschreifest“, gibt Flörl Einblick in die Konzertreihe des Stummer Schrei. Abgerundet wird das Programm durch klassische Konzerte, die sonst im Zillertal so auch nicht zu hören wären.
Hoch hinaus will das neue Team auch mit einem speziellen Programmpunkt – neuer elektronischer Musik! Die Reise dahin geht wortwörtlich bergauf Richtung Platzlalm auf 1.790 Metern. Dort oben wird mit feinster Techno - und House-Musik ein klangvolles Wetterleuchten veranstaltet. Therevolutionisoverandwehavewon wird organisatorisch unterstützt von Stefan Meister (u.a. verantwortlich für das Heart of Noise Festival in Innsbruck) und Christoph Hinterhuber (Musiker & Künstler).

Die Spielstätte

Ebenfalls neu präsentiert sich die Spielstätte des Stummer Schrei. „Nach längerer Suche haben wir die ideale Örtlichkeit entdeckt. Der Dorfbäck-Stadl wurde 1953 erbaut und seit dem nicht verändert. Der Charme des Stadls schafft das ideale Ambiente für das Hauptstück „Der Bockerer“ und die Konzerte mit einer großartigen Akustik. Mit der Witterungsfestigkeit haben wir dadurch natürlich noch einen weiteren Vorteil für unsere Festivalbesucher gewinnen können. Die Adaptierungen waren zwar alles andere als leicht, aber es hat sich gelohnt“, zeigt Ludwig Glaser auf und ergänzt: „Am besten man überzeugt sich selbst von der Harmonie und Stimmung, die die Spielstätte an sich ausstrahlt. Deshalb haben wir auch so wenig wie möglich am ursprünglichen Innenleben verändert.“

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