Bauwirtschaft
Preissteigerungen: Für Bauprojekte wird's immer schwieriger
PILL/WIEN (red). Massive Preissteigerungen bei Baustoffen und Corona-bedingte Lieferverzögerungen bekommen nicht nur Endkunden zu spüren, sondern sind auch die aktuellen Rahmenbedingungen, auf die sich Bauträger einstellen müssen. Für sie wird es im derzeitigen Umfeld nicht leichter, ausreichend Eigenmittel auf die Beine zu stellen, um neue Bauprojekte umzusetzen.
Um gerade jetzt finanziell flexibler und handlungsschneller zu sein, nutzen viele Crowdinvesting als zusätzliches Finanzierungsinstrument. So auch „Die Realität“, Immobilienentwickler aus dem Bezirk Schwaz in Tirol und das Wiener Familienunternehmen K3. Die beiden berichten, welche Erfahrungen sie damit gemacht haben.
Um voranzukommen und mehr Bauprojekte realisieren zu können, benötigen gerade kleinere und mittlere Bauträger neben Eigenkapital und einem Bankkredit oft noch eine weitere Finanzierungsquelle. Als solche hat sich in den vergangenen Jahren Crowdinvesting etabliert – viele Kleinanleger vergeben zweckgebundene Darlehen, die den Eigenmitteln des Bauträgers zugerechnet werden, und erhalten dafür am Ende der Laufzeit ihr Kapital vermehrt um attraktive Zinsen zurück.
„Es ist eine gute Methode, um zu marktüblichen Konditionen an Eigenkapital zu kommen, die für alle Beteiligten Sinn macht“,
sieht Johannes Gerstenbauer, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter „Die Realität“ aus Pill in Tirol, den Mehrwert sowohl für sich als Bauträger als auch für die Crowdinvestoren. Über die Plattform dagobertinvest holte er die Crowd bereits für die Umsetzung mehrerer Tiroler Projekte ins Boot. Zuletzt wurde ein Mehrfamilienhaus im Salzburger Stadtteil Morzg mit knapp 600.000 Euro von Anlegern mitfinanziert. Dafür sollen sie mit einem Zinssatz von 7,85% p.a. belohnt werden, die Laufzeit beträgt 30 Monate.
Pandemie treibt ihre Blüten
Das Kapital der Crowdinvestoren ist gerade jetzt gern gesehen, denn Corona habe den ganzen Finanzierungsprozess sehr beeinflusst, erklärt Daniel Köberl vom Wiener Immobilienentwickler K3:
„Statt sechs Wochen muss man für Anträge auf der Bank jetzt drei bis vier Monate einplanen. Ist man bereits mit einem Bankpartner eingespielt, dann ist es leichter, bei einer neuen Bank dauert auch der Kennenlernprozess nicht zuletzt aufgrund von Home-Office länger.“
Köberl betont, wie wichtig es ist, den richtigen Partner für den Bau zu finden. Gerade der immer größer werdende Wiener Speckgürtel und das Nordburgenland entwickeln sich interessant – was auch Baufirmen naturgemäß nicht verborgen bleibt. Angesichts der Auftragslage habe er von manchen Baufirmen „Anbote jenseits von gut und böse“ erhalten. Für Gerstenbauer wirkt sich die Pandemie insofern auf das Geschäft aus, als Corona ihn Zeit kostet: „Die Baugenehmigungsverfahren werden definitiv nicht kürzer.“ Beide Bauträger betonen, dass die Verwertung unverändert gut läuft - Corona hat das Interesse an privatem Wohnraum noch einmal steigen lassen. Und dass sie von Projektverzögerungen oder Lieferengpässen verschont geblieben sind, was nicht zuletzt auf die Wahl der richtigen Partner zurückzuführen ist.
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