RMagazin Buchtipp: Agnes Czingulszki: „ich dachte an siracusa“
Das Leben ist nun mal unsicher - von Mirjam Dauber
„Das Leben ist nun mal unsicher.“ Dieser Satz, so banal wie korrekt, ist der Kurzgeschichten-Sammlung „ich dachte an siracusa“ vorangestellt. Vertieft man sich in die Lektüre, dann klingen die einleitenden Worte nur noch nach blankem Hohn. Agnes Czingulszki, in Innsbruck lebende Autorin mit ungarischen Wurzeln, stellt sich mit unerbittlicher Vehemenz den Abgründen und Wendepunkten menschlicher Existenzen. Da gibt es keinen Trost, kaum Perspektiven, werden Hoffnungen im Keim erstickt. Die Autorin gibt dem Verdrängten Namen, Gesichter, Geschichten. Geschichten, in denen die Figuren schwere Rucksäcke tragen. Sie haben Misshandlungen erlebt, Demütigungen, Schicksalsschläge, die sie zu gebrochenen, aber auch zu suchenden Menschen haben werden lassen. Sie blicken den hässlichen Seiten des Lebens ins Auge; Krankheit, Verlust, Tod, Einsamkeit. Dem, was Menschen sich antun, gegenseitig, weil sie es nie anders erfahren haben. „Siebenundzwanzig Jahre ertrug er sie nun schon. Von den Prügeleien wusste niemand. Einmal stieß er sie gegen die Wand. Ihr Kopf schlug kurz auf, sie fiel in Ohnmacht und er hob sie hoch und lief mit ihr hinaus auf den Balkon. Frische Luft tut immer gut.“
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