RMagazin Buchtipp: Petra Hartlieb – "Wenn es Frühling wird in Wien"

Liebe zwischen Büchern – von Mirjam Dauber.

Nach dem Winter kommt der Frühling. Das gilt in der Meteorologie wie in Petra Hartliebs Erzählung über Marie und Oskar im Wien des Jahres 1912. So hat die erfolgreiche österreichische Autorin vor wenigen Wochen Band zwei ihrer zarten Liebesgeschichte vorgelegt. In den eisigen Tagen rund um Weihnachten haben sich Marie und Oskar durch den kalten Segen einer Dachlawine kennengelernt und ineinander verliebt. Nun werden die Tage länger und wärmer, die Geschichte findet ihre Fortsetzung. Marie, verstoßenes und ungeliebtes Bauernkind aus Österreich, ist nach wie vor als Kindermädchen im Haushalt des Dramatikers Arthur Schnitzler beschäftigt und kümmert sich mit großer Herzenswärme und pädagogischem Geschick um Lili und Heinrich. Oskar, Vollwaise und mittlerweile ausgelernter Buchhändler, macht Karriere und wird Teilhaber im Buchladen Friedrich Stock. Ob dies reicht, um heiraten und ein selbständiges Leben führen zu können? Die Geschichte dringt unter die Oberfläche und erzählt von mondänen Stadtvillen und abgewirtschafteten Bauernhöfen, von der Katastrophe der Titanic und vom Unglück eines jungen Zimmermädchens und einer ungewollten Schwangerschaft. Petra Hartlieb taucht in ihrem durchaus sozialkritischen Roman ein in die massiven Unterschiede zwischen Arm und Reich im beginnenden 20. Jahrhundert. Unfassbar groß ist die Kluft zwischen jenen, die dienen und jenen, die bedient werden, auch wenn sie unter einem Dach leben. Was sie eint, und auch die packende Verbindung zwischen der Autorin und ihren Figuren schafft, ist ihre Liebe zu Büchern, die so ansteckend ist, die (zumindest in diesem Buch) keine gesellschaftlichen Grenzen kennt und ganz besondere Lesestunden beschert. Für alle Menschen, die Bücher lieben!