Was lange durch die Bahn getrennt, wächst nun zusammen

Durch die neue Unterinntalbahn der ÖBB wird die Gemeinde Stans endlich von ihrer Zweiteilung durch die Bahngleise befreit - zwei jahrzehntelang getrennte Ortsteile werden nun wieder miteinander verbunden.

.

STANS (jm). "Die Nachbarn, die sich seit 1972 nicht mehr gesehen haben, können künftig wieder zusammenschauen", zeigt sich der Stanser Bürgermeister Michael Huber sichtlich erfreut über die Verlegung der Gleisanlage an die südliche Ortsgrenze von Stans. Bis zum 14. August 2011 waren täglich bis zu 350 Züge direkt durch den Ort gefahren und der Ortsteil Unterdorf war nur über drei Unterführungen mit beschränkten Durchfahrtsmöglichkeiten zu erreichen. Im Zuge der Rückbaumaßnahmen der alten Bahnanlage profitieren die Gemeinde Stans und ihre Bewohner nachhaltig von einem stimmigen Gestaltungskonzept, das Bgm. Huber als "Lohn für zehn Jahre Baustelle und einmalige Chance für die Bürgerinnen und Bürger" bezeichnet.

Nachnutzung der Flächen
"Nachdem die großen Baufirmen jetzt weg sind, heißt es für uns, aufzuräumen, ordnungsgemäß rückzubauen und mit der Gemeinde Stans über die Nachnutzung der Flächen zu verhandeln", so DI Martin Gradnitzer, Projektleiter der ÖBB-Infrastruktur AG. Eine Gesamtfläche von bis zu 15.000 qm stehe nun zur Verfügung für den Wohnbau oder kommunale Einrichtungen sowie Anschlussstraßen und einen Kreisverkehr. Ziel sei es dabei, alle künftigen Gestaltungsmaßnahmen so zu planen, dass die Ortsteile Ober- und Unterdorf sowie Berchart miteinander verbunden werden und dadurch zusammenwachsen können.

ÖBB-Rückbaukampagne besteht aus 160 Einzelbaustellen
Zwischen Kundl und Baumkirchen sollen bis spätestens Frühjahr 2014 sämtliche Baustraßen, Baustelleneinrichtungsflächen und nicht mehr benötigte Bahnanlagen entfernt sowie ökologische Ausgleichsflächen und ergänzende Verkehrsverbindungen geschaffen werden. Insgesamt handelt es sich hierbei um 160 Einzelbaustellen und ein Auftragsvolumen von 15 Mio. Euro. "Die 30 kleineren und größeren Rückbaumaßnahmen auf dem Gemeindegebiet von Stans werden bis Ende dieses Jahres fertiggestellt sein", versichert Martin Gradnitzer von der ÖBB.

Stans gewinnt auf ganzer (Bahn)Strecke
Mit dem neuen Bahnhof Stans (früher Stans bei Schwaz) inklusive 15 Parkplätzen, überdachten Fahrrad-Abstellplätzen und dem 1/2-Stunden-Takt sowie der nachhaltigen Entlastung vom Schienenverkehrslärm erlebt die Gemeinde Stans bereits jetzt schon eine enorme Aufwertung. Nach Fertigstellung der letzten Bauarbeiten werden mit einer zweiten Ortseinfahrt über den Ortsteil Berchat, mit dem neuen Kreisverkehr anstelle der alten Bahnunterführung und der Erneuerung sämtlicher Leitungen im Bereich des Baustellengebiets weitere Gewinne für die Bewohner spürbar sein.
Auch im Gastgarten des traditionsreichen Gasthofs Winkler, der früher direkt an den Bahngleisen bzw. an der Haltestelle lag und dadurch naturgemäß "Bahnhofs-Resti" genannt wurde, werden künftig die Gespräche nicht mehr unterbrochen werden müssen aufgrund der vorbeirauschenden Schnellzüge. Und die neue Lage am Kreisverkehr inspirierte Bgm. Michael Huber bereits zur Namensänderung: Mit "Beisl am Kreisl" wäre auch dieses Problem gelöst.