Zillertaler Kraftwerke in Tiroler Hand

Verbund

Der Verbund besitzt im Zillertal einen Kraftwerksverbund. Zur Kraftwerksgruppe Zemm-Ziller gehören die als Pumpspeicherwerk ausgebauten Speicher Zillergründl, Schlegeis und Stillup. Die Jahreserzeugung beträgt etwa 1.250 Millionen Kilowattstunden, die Maximalleistung etwa 1.000 Megawatt.

Die Kraftwerksgruppe Gerlos mit den Speichern Durlaßboden und Gmünd hat eine Jahreserzeugung von etwa 330 Millionen Kilowattstunden, die Maximalleistung etwa 90 Megawatt.

Die Kraftwerke wurden zwischen 1928 und 1988 erbaut, wobei die großen Leistungszuwächse in den 1960er und 1970er Jahren erfolgten, der Nutzinhalt umfasst etwa 872 Millionen Kubikmeter.

Der Verbund produziert etwa 40% des Strombedarfs in Österreich und betreibt das überregionale Stromnetz in Österreich. Der Verbund betreibt heute 20 Speicherkraftwerke und 88 Laufkraftwerke mit insgesamt 6.600 Megawatt Leistung und 24,8 Milliarden Kilowattstunden Jahreserzeugung.

Die TIWAG beteiligte sich nach dem EU-Beitritt am Verbund. Der Verbund seinerseits ist an Kelag und Stewag beteiligt. Der Großteil der Cross-Border-Leasings des Verbund wurde 2009 rückabgewickelt. 2009 erwarb der Verbund die Innkraftwerke von E.ON und wurde zum viertgrößten Wasserkrafterzeuger Europas. Der Kauf der bayerischen Innkraftwerke ist einer der Auslöser für die prekäre finanzielle Lage des Verbund: Der Verbund ist heute hoch verschuldet. Der Umsatz des Verbund beträgt 3,4 Milliarden Euro, die Nettoverschuldung 4,7 Milliarden Euro. Nettoverschuldungsgrad somit 140%.

Eigentümerstruktur Verbund (2010)

Bund 51%
EVN 13%
Wiener Stadtwerke 12%
TIWAG 7%
Streubesitz 17%

Grundkapital 308 Millionen Euro. Am 24. September findet die Hauptversammlung des Verbundes statt. Dabei soll eine Kapitalerhöhung über 1 Milliarde Euro beschlossen werden. 510 Millionen kommen entsprechend vom Bund, 70 Millionen Euro von der TIWAG.

TIWAG

Die TIWAG steht im 100%-Eigentum des Landes Tirol. Ihr Umsatz beträgt etwa 1,1 Milliarden Euro im Jahr, im gesamten Konzern 1,4 Milliarden Euro. Die Jahresproduktion beträgt 3.611 Millionen Kilowattstunden.

Derzeit plant die TIWAG neue Wasserkraftprojekte, nämlich den Ausbau von Sellrain-Silz, Kaunertal und die Neubauten Malfon und Raneburg-Matrei, außerdem das Gemeinschaftskraftwerk Inn gemeinsam mit dem Verbund.

Ausbau Sellrain-Silz (Pumpspeicherkraftwerk): geplant zusätzlich 130 Megawatt, 216 Millionen Kilowattstunden pro Jahr. Investitionskosten: unbekannt.
Ausbau Kaunertal (Pumpspeicherkraftwerk): geplant 600 Millionen Kilowattstunden pro Jahr. Investitionskosten: unbekannt.

TIWAG-Gewinne in den vergangenen Jahren:

2004 67,5 Millionen Euro
2005 71,3 Millionen Euro
2006 86,6 Millionen Euro
2007 142,8 Millionen Euro
2008 88,4 Millionen Euro
2009 93,6 Millionen Euro

Gewinne in den vergangenen 5 Jahren: 550,5 Millionen Euro

2009 kamen allein 46,1 Millionen Euro aus dem Finanzerfolg. Die Aktivposten betrugen 1,8 Milliarden Euro, das Anteilskapital 818 Millionen Euro. Die freien Rücklagen betragen 717 Millionen Euro, insgesamt sind den Rücklagen 737 Millionen Euro zugewiesen.

In den vergangenen Jahren wurde kaum Geld aus den Gewinnen der TIWAG ins Landesbudget abgeführt (für das Landesbudget 2010 etwa nur 21 Millionen Euro); das Geld wurde stattdessen in Rücklagen geparkt. Das Ziel der enormen Rücklagen ist der Neubau von Kraftwerken in Tiroler Tälern. Ein Antrag der GRÜNEN über eine Dividendenauszahlung von 80 Millionen Euro von der TIWAG für das
Landesbudget 2010 wurde von der Regierungskoalition im Landtag abgelehnt.

Derzeit stammen 64% der TIWAG-Stromproduktion aus Wasserkraft, 27% sind unbekannter Herkunft (europäischer Strommix). Pro Kilowattstunde TIWAG-Strom werden 117 Gramm CO2 produziert sowie 0,00021 Gramm atomarer Müll. Bei einer Produktion von 3.611 Millionen Kilowattstunden ergibt das 422.487 Tonnen CO2 und 758 Kilogramm Atommüll.

Aktuelle Situation

Der Verbund ist seit dem Kauf der bayerischen Innkraftwerke hoch verschuldet, und die Suche nach Partnern für die Innkraftwerke war bisher erfolglos. Demnächst laufen die Lizenzen für den Betrieb der bayerischen Kraftwerke aus, und der Verbund muss viel Geld für die bayerischen Lizenzgebühren aufbringen.

Derzeit verhandeln die Wiener Stadtwerke mit dem Verbund über den Kauf von vier Kraftwerken in Bayern und Tirol mit einem Volumen von 330 Megawatt. Auch die EVN verhandeln über zusätzliche Strombezugsrechte oder Anteile an Kraftwerken. Auch über einen Aufsichtsratssitz für die Wiener Stadtwerke wird verhandelt.

Anlegervertreter Rasinger hält dies für eine Benachteiligung der Streubesitzaktionäre, mit denen nicht über neue Kraftwerksanteile verhandelt wird, sondern die nur bei der Kapitalerhöhung mitmachen müssen, um ihre Anteile zu halten. Der Umweltdachverband kritisiert die Kapitalerhöhung massiv, weil diese ein falsches Signal sei; statt in neue Kraftwerke sollte das Geld des Bundes besser in Effizienz- und Energiesparmaßnahmen investiert werden. Laut Wirtschaftsminister Mitterlehner könnten durch die Kapitalerhöhung von 1 Milliarde Euro durch den Verbund 2,5 Milliarden Euro neue Investitionen ausgelöst werden. Wenn das Geld für neue Kraftwerke ausgegeben wird, handelt es sich aber um die Fortschreibung einer Wirtschaftsstrategie, die in der Krise ins Verderben geführt hat. Auf Pump werden durch ein verschuldetes Unternehmen neue Investitionen getätigt.

Die TIWAG-Ausbaupläne für Kraftwerke sind ökologisch bedenklich und wirtschaftlich höchst riskant. Die Kosten sind unbekannt, ebenso die Auswirkungen der immer noch aufrechten Cross-Border-Leasing-Verträge der TIWAG.

Die TIWAG hat enorme Summen in ihren Rücklagen angesammelt. Dieses Geld will der TIWAG-Vorstand in die Verbauung Tiroler Täler investieren. Gleichzeitig schaut der TIWAG-Vorstand nun zu, wie bereits bestehende Tiroler Kraftwerke nach Wien verkauft werden. Damit wird eine Chance vergeigt. Der TIWAG-Vorstand wurde von den GRÜNEN bereits schriftlich darauf hingewiesen, bisher jedoch ohne Reaktion. Wenn es der TIWAG wie immer behauptet um die Sicherung der Tiroler Stromversorgung geht, dann muss sie jetzt zugreifen. Und selbst wenn der Spitzenstrom der Zillertaler Kraftwerke nur an der Strombörse in Leipzig verkauft werden soll, dann bietet sich jetzt die Chance, auf die von der Bevölkerung abgelehnten Flutung von Tiroler Tälern durch neue Kraftwerke zu verzichten.

Grüne Forderungen:

1. Die TIWAG darf einer Kapitalerhöhung für den Verbund nur zustimmen, wenn gleichzeitig über den Kauf von Verbund-Kraftwerken durch die TIWAG verhandelt wird. Der Kauf der Zillertal-Kraftwerke bei Verzicht auf die Flutung weiterer Tiroler Täler ist ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll!

2. Die TIWAG soll über den Kauf der Zillertal-Kraftwerke mit der TIWAG verhandeln. Die enormen Rücklagen der TIWAG sollen eingesetzt werden, um die bestehenden Kraftwerke in Tiroler Hand zu bringen und nicht dafür, neue Täler aufzustauen. Ein Ausverkauf der Zillertaler Kraftwerke nach Wien muss verhindert werden. Wenn das Geld in die bestehenden Zillertaler Kraftwerke investiert wird, braucht es den Neubau von Kraftwerken in unberührten Tälern nicht mehr.

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