RMagazin Buchtipp: Susanne Gretter: „Mutig, mondän, motorisiert“
Auf vier Rädern ins Abenteuer. – von Mirjam Dauber
August 1888, Deutschland. Heimlich und ohne Führerschein lenkt mit Bertha Benz zum ersten Mal weltweit eine Frau ein Auto, über eine 106 Kilometer lange Strecke, mit ihren beiden Söhnen an Bord, teilweise im Schritttempo. Was heute Alltag ist, hat damals den Weg bereitet für Frauen, die hinaus wollten in die Welt. So schreibt die bekannte amerikanische Autorin Edith Wharton in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts: „Das Auto hat den Zauber des Reisens wiederbelebt. Es hat uns von allen Zwängen und Kontakten befreit, die dem Reisen mit der Eisenbahn anhaften, von der Sklaverei des Fahrplans und der vorgegebenen Wege, der Annäherung an die Städte durch die von der Eisenbahn selbst geschaffenen Bezirke der Hässlichkeit und Trostlosigkeit, es hat uns das Staunen, das Abenteuer und die Neuheit zurückgegeben, die den Weg unserer mit der Postkutsche reisenden Großeltern belebten.“ Doch nicht nur Schriftstellerinnen erlagen der Faszination des Automobils. Susanne Gretter beschreibt in ihrem reich und kunstvoll bebilderten Sachbuch Abenteurerinnen, Künstlerinnen, Rennfahrerinnen und Pionierinnen. 15 Frauen mit unterschiedlichen Schicksalen und Zielen teilten die Liebe zum motorisierten Leben. Sie kämpften gegen Vorurteile, ein striktes Modediktat, Unverständnis. Und erlebten wahre Abenteuer. Annemarie Schwarzenbach und Ella Maillart, die 1939 als erste Automobilistinnen über die Nordroute (ohne Tankstellen und Hotels) nach Kabul fuhren. Clärenore Stinnes, die in einer riskanten Autofahrt die Welt umrundete. Dorothy Levitt, erste Rennfahrerin Englands und Erfinderin des Rückspiegels. Denn die mutigen, entschlossenen Frauen nahmen nicht nur hinter dem Lenkrad Platz - sie werkten unter Motorhauben, tüftelten, improvisierten. Und gingen Konventionen brechend und Sehnsüchte verwirklichend in die Geschichte ein. (md)
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