Glaubenskirche bangt um drei engagierte Gemeindemitglieder
Drohende Abschiebung trotz Integration
Der Fall Hossein K. in Schladming ist kein Einzelfall. Auch in der evangelischen Pfarrgemeinde Simmering sind drei gut integrierte Asylwerber aus der Gemeinschaft gerissen worden. Die Angst vor Abschiebung geht in der Glaubenskirche um.
„Es ist einfach schrecklich.“ Die Pfarrerin der Glaubenskirche, Anna Kampl, ringt um Worte. Nowroz N. wurde für die Pfarrgemeinde völlig überraschend in Schubhaft gesteckt. „Dass er in Österreich zu einem überzeugten Christen wurde, wurde ihm im Verfahren einfach nicht geglaubt“, so Kampl. „Obwohl er nach einem intensiven Taufkurs getauft wurde und sich höchst aktiv in unser evangelisches Kirchenleben eingebracht hat!“ Die Pfarrerin war im Verfahren zwar von N. als Zeugin nominiert worden, wurde letztlich aber gar nicht angehört. Und noch zwei weitere Asylwerber, die fest in der Glaubenskirche verankert sind, Aziz A. und Taher H., wurden in den letzten Tagen aus der Gemeinschaft gerissen und nach Ossiach in Kärnten verfrachtet.
„Als Christ in absoluter Lebensgefahr“
Während die österreichischen Behörden den Wechsel vom Islam zum Christentum von Nowroz N. einfach nicht geglaubt haben, befürchtet Pfarrerin Kampl, dass dieser Wechsel sehr wohl Auswirkungen hat, wenn N. nach Afghanistan abgeschoben wird. „Er ist dort in absoluter Lebensgefahr“, schlägt Kampl Alarm. Überdies droht Nowrouz N. mit der Abschiebung nach Afghanistan eine Abschiebung in ein Land, dessen Staatsbürgerschaft er zwar besitzt, in dem er aber praktisch nie gelebt hat, weil seine Eltern im Iran gearbeitet haben und er dort aufgewachsen ist. Kampl: „Das ist einfach nur absurd. Und grausam!“
Ossiach statt alten Menschen Freude bringen
Taher H. und Aziz A., die beide auf dem Weg zum Christentum waren und in der Glaubenskirche regelmäßig einen aufwendigen Taufkurs besucht haben, wurden aus dieser Gemeinschaft herausgerissen und ins Kärntner Ossiach verfrachtet, wo sie den weiteren Verlauf ihres Asylverfahrens abwarten sollen. Der weitere Besuch des Taufkurses in der Glaubenskirche ist ihnen damit verwehrt, die bereits erfolgte Integration wird zerstört. Beide, sowohl H. wie auch A., haben sich stark im Besuchsdienst der Glaubenskirche im Pflegeheim engagiert, wo sie den älteren Menschen beim Spielen oder mit Musik Freude bereitet haben. „Wir verlangen immer, dass Menschen, die nach Österreich kommen, sich integrieren sollen. Und dann werden Menschen, die sich integriert haben und als Christen leben wollen, aus ihrer Gemeinschaft gerissen und weggeschickt“, ist Kampl empört. „Das passt nicht zusammen, das widerspricht sich selbst.“
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