Simmeringer Kulturverein
Die Chronologie der Finanzprobleme geht weiter

Wie geht es um den Simmeringer Kulturverein, der das Schloss Neugebäude pachtet, weiter? | Foto: Luca Arztmann/MeinBezirk
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Seit über sechs Monaten reißen Vorwürfe und finanzielle Schwierigkeiten rund um den Kulturverein Simmering nicht ab. Betroffene berichten von wirren Kommunikationen und legen Mailverläufe vor. Der Betreiber denkt wiederum laut einem Bericht bereits über den Konkurs nach. MeinBezirk hat die Chronologie seit dem Frühjahr 2025 samt anstehender Prüfung des Stadtrechnungshofs oder abgelehnten Förderanträgen zusammengefasst.

WIEN/SIMMERING. Wie geht es rund um den Kulturverein Simmering weiter? Diese Frage rund um den Pächter des Schlosses Neugebäude stellt sich bereits seit Längerem. Denn dieser scheint finanziell schwer angeschlagen zu sein. Mittlerweile gibt es eine ganze Chronologie der Schwierigkeiten, Betroffene bleiben lange auf offenen Rechnungen sitzen. 

Zum Beispiel liegt MeinBezirk ein Mailverlauf zwischen einem Verein, der sich auf mittelalterliche Schaukämpfe spezialisiert hat, und dem Kulturverein Simmering vor. Nach dem Mittelalterfest im Oktober 2024 stellt der Mittelalterverein die Rechnung für seine erbrachten Leistungen. Im Dezember 2024 fragt man erstmals im Schloss nach, da bisher keine Zahlung eingelangt war und verlangt eine Zahlung bis zu einem Stichtag, ansonst würde man ein Inkassobüro einschalten. 

Inkassobüro eingeschaltet

Eine Verantwortliche des Kulturvereins antwortet plötzlich innerhalb von Minuten und verweist auf eine anstehende Vorstandssitzung, bei welcher sie sich nach der Bezahlung erkundigen werde. Danach herrscht wieder für zwei Monate Stille. Die betroffenen Schaukämpfer melden sich also im Februar 2025 erneut beim Kulturverein, mittlerweile ist auch ein Inkassobüro eingeschaltet. 

Viele der betroffenen Künstlerinnen und Künstler stören sich an der fragwürdigen Kommunikation des Kulturvereins. (Archiv) | Foto: René Brunhölzl/MeinBezirk
  • Viele der betroffenen Künstlerinnen und Künstler stören sich an der fragwürdigen Kommunikation des Kulturvereins. (Archiv)
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Allerdings erhält auch das Inkassobüro keine Rückmeldung, weshalb man den Kulturverein erneut um die Zahlung bittet. Wieder kommt die Antwort innerhalb kurzer Zeit, jedoch ohne Bezug auf das eigentliche Thema. Stattdessen weist der Kulturverein darauf hin, dass die Rechnungen an falsche E-Mail-Adressen geschickt wurden und ansonst nichts vorliege. 

Gedanken über Konkurs

Selbiges erfuhr auch ein Musiker-Duo mit Fokus auf deutsche und englische Mundart. Deren Rechnung ist im Mai 2025 datiert, also vor der Übernahme des neuen Vorstands. Die Rechnung des Duos dürfte wohl zu den oft vom Kultuverein genannten "Altlasten" des Vorgängers gehören. Bezahlt werden die Künstler erst elf Monate nach deren Auftritt, wieder musste ein Inkassobüro samt Klage nachhelfen. 

Zuvor hätten sich die Musiker laut eigenen Angaben durch eine Vielzahl von "Geschichten" kämpfen müssen. Diese reichten von "der Kassier ist nicht da", über "die Zugangsdaten für das Bankkonto vergessen" bis hin zum "Verlust der Kontokarte". 

Wie viele Forderungen an den Verein insgesamt noch offen sind, ist nicht bekannt. Der Vereinsobmann Franz Nauschnigg dachte in der Tageszeitung "Krone" zuletzt öffentlich über den Konkurs des Kulturvereins nach. Wie es dann mit dem Schloss Neugebäude weitergeht, wird sich erst in Zukunft zeigen. 

Lange Geschichte

Die Liste an öffentlich gewordenen Problemen ist lang. Bereits im Frühjahr 2025 kommen rund um den Kulturverein Simmering erstmals finanzielle Schwierigkeiten auf. Wie MeinBezirk berichtete, stellten Betroffene einige Rechnungen, die aber nicht beglichen wurden. In einem Interview mit dem Vereinsobmann Nauschnigg wies dieser die Vorwürfe zurück. Es seien eben Altlasten des Vorgängers, die für eine verspätete Zahlung sorgen würden.

In den nächsten Monaten fanden im Schloss Neugebäude, welches der Kulturverein bespielt, wie gewohnt Veranstaltungen statt. Insbesondere der "Sommer im Schloss" brachte einige Auftritte und Events mit verschiedensten Künstlerinnen und Künstlern, Technikern und vielen weiteren Auftragnehmern. Spätestens im August spiegelten sich die finanziellen Schwierigkeiten dann aber doch auch im Terminkalender wider.

Absagen und Stadtrechnungshof

Der traditionelle Kaiserebersdorfer Kirtag, welcher jährlich vom Kulturverein veranstaltet wird, musste abgesagt werden. Die nötigen Fördermittel aus dem Kulturbudget des Bezirks standen wegen Verspätungen beim Antrag bzw. dessen Bearbeitung nicht zur Verfügung, wie der Kulturverein und die Kulturkommission des Bezirks erklärten. Ab September berichteten auch andere Medien von Betroffenen, die auf ihren Rechnungen sitzen blieben.

Danach ging es Schlag auf Schlag: Der Simmeringer Gemeinderat Paul Stadler (FPÖ) beauftragte mit Parteikollegen den Wiener Stadtrechnungshof (StRH) den Kulturverein zu überprüfen. Der Betreff des Prüfungsgesuchs lautete "Gebarung öffentlicher Mittel sowie weitere Förderung durch die Stadt Wien trotz Exekutionstitel sowie Abrechnungsunklarheiten". 

FPÖ-Gemeinderat Paul Stadler beauftragte den Wiener Stadtrechnungshof mit der Überprüfung des Kulturvereins. (Archiv) | Foto: Valentina Marinelic/MeinBezirk
  • FPÖ-Gemeinderat Paul Stadler beauftragte den Wiener Stadtrechnungshof mit der Überprüfung des Kulturvereins. (Archiv)
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Wenige Septembertage später folgte die wohl größte Hiobsbotschaft für den Verein: Die nachträgliche Kulturförderung für den "Sommer im Schloss" sowie die ohnehin obsoleten Mittel für den abgesagten Kirtag wurden im Kulturausschuss des Bezirks einstimmig abgelehnt. Rund 80.000 Euro hatte der Kulturverein aus dem Bezirksbudget beantragt. Man kann davon ausgehen, dass die Fördermittel zur Begleichung offener Rechnungen hätten dienen sollen, doch daraus wurde nichts.

Laufendes Gerichtsverfahren

Aktuell schwirren damit rund um das Schloss Neugebäude viele offene Fragen, Antworten gibt es kaum. Die MA34 – Gebäudemanagement, welche den Mietvertrag für das Schloss mit dem Kulturverein hält, kann eine Anfrage aufgrund einer "laufenden Gerichtsverhandlung" nicht beantworten. 

Die MA 7 – Kultur verwies bereits bei einer früheren Anfrage auf eben jene MA 34, die als Eigentümer für Fragen zur Miete und Vergabe des Schlosses zuständig ist. Demnach könnte es bei dem erwähnten Gerichtsverfahren etwa um nicht bezahlte "Benutzungsentgelte" gehen, was eine Sprecherin der MA 34 wiederum aber explizit nicht bestätigt. 

Mehr zum Kulturverein Simmering: 

Bezirksräte lehnen Förderung für Kulturverein Simmering ab

Stadtrechnungshof wird Kulturverein Simmering überprüfen
Kaiserebersdorfer Kirtag wegen fehlender Förderungen abgesagt
Obmann des Kulturvereins Simmering zu Unwahrheiten & Altlasten
Kulturverein Simmering werden unbezahlte Rechungen vorgeworfen
Der Kulturverein Simmering hat sich neu aufgestellt
Wie geht es um den Simmeringer Kulturverein, der das Schloss Neugebäude pachtet, weiter? | Foto: Luca Arztmann/MeinBezirk
Der Ausblick auf die Zukunft des Kulturvereins Simmering könnte besser sein.  | Foto: Luca Arztmann/MeinBezirk
FPÖ-Gemeinderat Paul Stadler beauftragte den Wiener Stadtrechnungshof mit der Überprüfung des Kulturvereins. (Archiv) | Foto: Valentina Marinelic/MeinBezirk
Viele der betroffenen Künstlerinnen und Künstler stören sich an der fragwürdigen Kommunikation des Kulturvereins. (Archiv) | Foto: René Brunhölzl/MeinBezirk
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