Was mit dem Mist passiert
Wiener Abfallwirtschaft räumt mit Mythen auf

- Wiener Abfallwirtschaft: einen Faktencheck gab es bei der Müllverbrennungsanlage Pfaffenau.
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Vom Mistkübel über die Müllabfuhr, das Recycling und die Müllverbrennung – bis zurück in die Haushalte als Fernwärme oder Strom: Der Weg unseres Abfalls ist Teil eines hochkomplexen Kreislaufs. Kein Wunder also, dass sich rund um das Thema Müll viele Mythen hartnäckig halten. Die Stadt Wien will damit gründlich aufräumen – und erklärt die Welt der Abfallwirtschaft.
WIEN/SIMMERING. Was passiert mit unserem Abfall, sobald ihn die Müllabfuhr abholt? Warum ist das Trennen so wichtig? Und: Ist Müllverbrennung wirklich schlecht für die Umwelt? Dass sich hinter etwas so Alltäglichem wie der Abfallentsorgung ein hochkomplexer Prozess verbirgt, ist auf den ersten Blick nicht ganz ersichtlich. Die Komplexität des Themas führt fast automatisch auch zu Irrglauben und Halbwissen.
Um für Aufklärung zu sorgen und mit bestehenden Mythen aufzuräumen, lud die Stadt Wien zum Hintergrundgespräch. Das auch noch vor passender Kulisse: bei der Müllverbrennungsanlage (MVA) Pfaffenau in Simmering. Mit dabei waren neben Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) und MA 48-Leiter Josef Thon auch diverse Experten aus der Wiener Abfallwirtschaft, die die Welt des Abfalls erklärten.
Wiener Top bei Mülltrennung
"Wien hat eine gut funktionierende Abfallwirtschaft und -vermeidung", betont Czernohorszky eingangs. Daher wundere ihn, dass immer wieder die Diskussion geführt werde, dass das Abfallverwertungssystem in anderen Teilen Österreichs (und auch international) "so viel besser oder günstiger" sei.
"Sieht man sich das Gesamtbild an, können wir in Wien wirklich stolz sein", so Czernohorszky. Und zwar nicht nur wegen der Leistungen der 48er und der vielen Anlagen in der Kreislaufwirtschaft. So liege Wien bei der Mülltrennung europaweit auf einem Podestplatz. Nur Tallinn (Estland) und Luxemburg würden noch besser abschneiden. Man kümmere sich "zur Gänze" selbst um den Müll, und das, so der Stadtrat, sei eine Wiener Besonderheit. Hier herrsche eine Kultur, "die keinen Müll kennt".
Mit dem häufig genutzten Schlagbegriff "Zero Waste", wörtlich übersetzt "Null Abfall", sei aber nicht primär null Abfallaufkommen gemeint. Das sei in Wien, wo die Bevölkerung stetig steigt und mittlerweile zwei Millionen Einwohnende zählt, gar nicht zu erreichen. Viel mehr baue man auf ein Kreislaufwirtschafts-Ökosystem, welches den anfallenden Mist so gut wie möglich wiederverwertet.
Vermeidung, Trennung & Verwertung
An oberster Stelle stehe die Abfallvermeidung. Der beste Abfall sei jener, der gar nicht entstehe. Was sich an Müll nicht vermeiden lässt, soll so gut wie möglich wiederverwertet werden. Immerhin wird eine Vielzahl an Möglichkeiten geboten, Abfall mit Bedacht zu entsorgen.
475.000 Restmüll- und Altstoffbehälter stehen an 4.400 öffentlichen Standorten für getrennte Sammlung. An 13 Mistplätzen kann auf Eigeninitiative Sperrmüll, Altstoffe und Problemstoffe abgeben werden. Tausende Papierkörbe, Aschenrohre für Zigarettenstummel und "Gackerlsackerl"-Spender im Stadtgebiet runden das Angebot ab.

- 475.000 Restmüll- und Altstoffbehälter stehen an 4.400 öffentlichen Standorten für getrennte Sammlung.
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Ein großer Teil des so gesammelten Abfalls wird recycelt. Materialien wie Glas, Papier, Karton, Holz, Kunststoffe und Metalle können aufbereitet und für die Produktion neuer Produkte verwendet werden.
Wie aus Restmüll Energie wird
Dann gibt es noch die energetische Verwertung. Hier kommt der Restmüll ins Spiel. Wie es dieser aus den Haushalten wieder retour als Fernwärme bzw. Strom schafft, erklärt MA 48-Leiter Thon. In Wien wird der gesamte Restmüll thermisch verwertet – in vier Anlagen, die Schadstoffe sicher zerstören und gleichzeitig Energie für Strom, Fernwärme und Fernkälte liefern.

- Alleine in der Müllverbrennungsanlage Pfaffenau werden jedes Jahr eine Viertel Million Tonnen Mischabfälle (Restmüll und Sperrmüll) thermisch verwertet.
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Alleine in der MVA Pfaffenau werden so jedes Jahr eine Viertel Million Tonnen Mischabfälle (Restmüll und Sperrmüll) thermisch verwertet. 200 Fahrzeuglieferungen sind es täglich. Was dann passiert, erläutert man im Rahmen einer Führung durch die Anlage.
Im ersten Schritt wird das zusammengetragene Material einer Rostfeuerung bei hohen Temperaturen (mindestens 850 Grad Celsius) unterzogen. Knapp ein Viertel bleibt als sogenannte Verbrennungsrückstände übrig. Diese (u. a. Schlacke, Asche und Steine) werden in die Anlage für Verbrennungsrückstände gebunkert und in weiterer Folge nach einer Entmetallisierung in Form von Schlackenbeton auf der Deponie Rautenweg eingelagert.
Die anderen drei Viertel haben sich inzwischen zu heißem Rauchgas verflüchtigt, dieser wird in Abhitzekesseln zur Erzeugung von Dampf genutzt. Unter sehr hohem Druck und 400 Grad Celsius treibt der Dampf eine Turbine an, die Strom erzeugt. Der nach der Turbine zur Verfügung stehende Dampf wird über Wärmetauscher zur Erzeugung von Fernwärme genutzt. Die energieautarke Anlage erzeugt schließlich Strom für 25.000 Haushalte (65 Gigawatt-Stunden) sowie Fernwärme für 50.000 Haushalte (410 Gigawatt-Stunden).
Fake News und Ausreden zu Mülltrennung
Auch rund um die Abfallwirtschaft würden immer wieder Falschinformationen kursieren. Eine Behauptung ärgere den Chef der MA 48 besonders: dass die Müllverbrennung angeblich klimaschädlicher sei als die Deponierung. Die thermische Verwertung sei absolut klimaneutral, betont er und rechnet vor: Während bei der Deponierung von einer Tonne Restmüll Methan oder 2.400 Kilo CO₂-Äquivalente entstehen würden, spare die Verwertung derselben Menge Restmüll in den Müllverbrennungsanlagen 250 Kilo CO₂-Äquivalente ein.

- Mythen aus der Welt der Müllentsorgung: Restmüll ohne Papier bzw. Plastik brenne nicht. Doch, er brennt, wie man sieht.
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Auch mit anderen gängigen Irrtümern räumt Thon auf. Zum Mythos, dass Müll ohne Papier und Plastik in der Verbrennungsanlage nicht brennen würde, sagt er: Unsinn! Restmüll brenne auch ohne Plastik, dafür sei der Heizwert hoch genug. Die getrennte Erfassung von Glas und die Biotonne würden sogar dazu beitragen, dass der Heizwert zunimmt. Abschließend appelliert der Chef der MA 48: "Jeder, der getrennt sammelt, kann was für das Klima tun."
Weitere gängige Irrtümer zur Müllentsorgung samt Faktencheck von der Stadt Wien findest du übrigens hier.
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