Eingeweiht in die Kunst des Quiltens
Mit einem Angebot der besonderen Art wartete die KulturInitiative Millstatt (KIM) auf: einem Quiltworkshop.
"Wir wollen, dass nicht immer nur bei Ausstellungen passiv betrachtet, bei Konzerten einfach zugehört, sondern aktiv etwas gestaltet wird", sagt zu dem Pilotprojekt die stellvertretende KIM-Obfrau Miriam Schumi. Sie hatte die Idee, Saskia Hetzel zu gewinnen und organisierte zusammen mit der Obfrau der 2004 gegründeten KulturInitiative, Gisela Kerschbaumer, den Kurs in Textilkunst über vier Tage im Kongresshaus. Die Niederländerin, die vor 40 Jahren nach Österreich kam und seit seit 20 Jahren in Kärnten lebt, ist Mitbegründerin und derzeitige Obfrau von QuiltTirol - einem der größten Vereine der knapp 800 Mitglieder zählenden europäischen Patchworkgilde.
Was ist überhaupt ein Quilt (sprich: kwilt)? Es handelt sich, wie die in Seeboden beheimatete Saskia Hetzel erklärt, um eine dreilagige Steppdecke. Die obere Lage, auch Top genannt, besteht aus vielen kleinen Stoffresten. Gebügelt werden sie grob zusammengenäht (zu einem Patchwork) und auf einem weißen, wärmendens Vlies befestigt, der Zwischenlage. Diese beiden Schichten werden schließlich mit der unteren Lage aus Baumwolle in möglichst engen Stichen durchgesteppt - entweder mit der Hand oder per Nähmaschine. Dieser Vorgang ist das eigentliche Quilten.
Schon die Chinesen kannten diese Stoffverarbeitung, die später bei armen Engländern und Iren, dann bei frühen Siedlern in Amerika populär war. Die Amischen beispielsweise nutzen auch heute noch die kleinsten Stoffreste, um Wandteppiche oder Gewänder zu schneidern, wobei ihre Religion jegliche gegenständliche Darstellung verbietet.
Saskia Hetzel hatte so ihre Leidenschaft fürs Quilten entdeckt: "Ich brauchte 1988 neue Bezüge für Sitzposter meiner Terrassenstühle. Da besuchte ich einen Patchworkkurs in Innsbruck. Seitdem lässt die 63-Jährige das "Spielen mit Form, Farben und Materialien" nicht mehr los, das mit der Resteverwertung ja auch einen höchst aktuellen Recyclingbezug hat.
Und warum machen die zwölf Teilnehmer an dem 16-stündigen Workshop mit? Rosa-Theresia Hanser aus Lendorf: "Je älter man wird, desto wissbegieriger wird man. Schließlich lernt man nie aus. Ich übe schon das seltene Handwerk des Klöppels aus und fertige für die Klöppel eine Tasche an." Helene Egarter aus Görtschach, die mit ihrer Schwester Monika Rieger, Pusarnitz, dabei ist, interessiert die Vielfalt der Stoffe. "Außerdem zählt die Gemeinschaft." Sie stellt ein Kissen für die Sitzbank, eine Tasche und ein Nadelposter her. Die Spittalerin Gabriele Robinig ist aus "Spaß an der Handarbeit" dabei. Außerdem stelle dies einen Ausgleich zu ihrer Arbeit als AMS-Beraterin dar. Hildegard Nusser aus Villach, die zunächst neugierig ist, ob es ihre zuletzt vor 30 Jahren verwendete Nähmaschine es überhaupt noch tut, sagt: "Mich interessiert die Verarbeitung alter Stoffe." Der 78-jährige Friedrich Atzmüller, Kleindombra, der einzige männliche Teilnehmer, ist seit 50 Jahren in der Textilbranche tätig. "Ich will mal das mal mit den Stoffresten probieren." Der Pensionist, der wie die anderen eine Nähmaschine, darüber hinaus noch ein riesiges Bündel an zerschnittenen Textilien im Gepäck hat, weiß schon jetzt: "Wenn ich Zeit habe, mache ich mit dem Quilten weiter.
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