Nach Videoerpressung
Gespräch mit Klinische- und Gesundheitspsychologin
Erst kürzlich wurde in Spittal/Drau ein junger Mann mit 19 Jahren im Internet aufgefordert seinen Intimbereich zu entblößen und Handlungen an sich selbst vorzunehmen. (MeinBezirk.at berichtete.) Wir haben bei einer Klinische- und Gesundheitspsychologin nachgefragt.
KÄRNTEN. Natascha Schafferer ist Leiterin des JuSe Spittal/Drau. "Ich habe nach dem Vorfall mit unseren Jugendlichen über das Thema gesprochen. Die meisten sind sehr gut informiert und wissen, dass es in den sozialen Netzwerken kaum möglich ist, die Verbreitung von Fotos und Videos zu kontrollieren."
Aufklärung bringt viel
Eines ist klar: Es braucht Aufklärung. Schafferer berichtet aus dem Jugendservice: "Unsere Jugendliche haben berichtet, dass es für sie besonders hilfreich war, bereits in der Schule von Seiten der Polizei Informationen zur sicheren Internet- und Handynutzung erhalten zu haben. Aus unserer Sicht wäre es präventiv daher sehr sinnvoll, die Thematik in den Unterricht einzubauen, sei es im digitalen Unterricht durch geschulte Lehrer:innen oder Expert:innen der Polizei!"
Konsequenzen
Die Psychologin betont immer wieder: "Alles was einmal ins Internet gestellt wurde, kann schwer wieder entfernt werden. Ein Foto ist schnell gemacht und verschickt, doch die Jugendlichen denken dabei häufig nicht über die Konsequenzen nach."
Elternbildung
Es gibt auch sehr viele Elternbildungsangebote zu dieser Thematik. Die JuSe-Leiterin betont: "Wichtig ist, dass die Eltern eine vertrauensvolle Beziehung zu ihren Kindern haben und sich für ihre Onlineaktivitäten interessieren. Die Kinder sollten frühzeitig lernen, im Internet so wenig wie möglich von sich selbst preiszugeben und wissen, dass es betrügerische Menschen im Netz gibt. Daher sollten sie vorsichtig bei Kontaktanfragen von fremden Personen sein. Sollten Kinder oder Jugendliche von fremden Menschen angechattet werden und nach erotischen Fotos bzw. Videos gefragt werden, sollten sie dieser Aufforderung keinesfalls nachkommen und sich bestenfalls an eine Vertrauensperson wie Eltern, Lehrer:innen, Schulsozialarbeiter:innen oder Jugendbertreuer:innen wenden!"
Kostenloser Vortrag
Tipps zur sicheren Handy- und Internetnutzung finden Eltern und Jugendliche auch auf der Internetseite von saferinternet.at. Unter dem Titel „Achtung, Betrug! Enkeltrick und andere Gefahren" findet am 25. April um 19 Uhr im Schloss Porcia in Spittal ein kostenloser Vortrag mit Herrn Tamegger statt.
JuSe
"Sowohl interessierte Eltern als auch Jugendliche können sich natürlich auch immer vertrauensvoll und bei Bedarf auch anonym mit allen jugendrelevanten Themen und Fragen an unsere Anlaufstelle wenden. Sollte es - wie in diesem Fall - zu einer Erpressung kommen, ist eine sofortige Anzeige bei der Polizei unbedingt zu empfehlen. Die Opfer brauchen emotionale Unterstützung und keinesfalls eine Verurteilung für ihre unüberlegten Handlungen!", so Schafferer.
JuSe Spittal
Website
Mobil: 0676 831 385 21
natascha.schafferer@spittal-drau.at
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