Hüttenwirt im Interview
Herausfordernder Saisonstart am Großglockner
Am 16. Juni startet die Saison auf der höchstgelegenen Schutzhütte Österreichs, der Erzherzog-Johann-Hütte am Großglockner. Hüttenwirt Toni Riepler über den Beruf "Hüttenwirt", die baldige Einweihung der Materialseilbahn und die Teuerung als "großes Problem".
GROSSGLOCKNER. Auf 3.454 Meter liegt Österreichs höchste Schutzhütte, die Erzherzog-Johann-Hütte, auch „Adlersruhe" genannt. Von der Kärntner Seite, über Heiligenblut mit Ausgangspunkt Glocknerhaus ist die Hütte in rund sechs Stunden erreichbar. Von der Hütte benötigt man dann noch einmal rund zwei Stunden bis zum Gipfel des Glockners. Hüttenwirt Toni Riepler über den Saisonstart am kommenden Freitag.
Herr Riepler, wie sehen Sie den Saisonstart?
Toni Riepler: Die Stimmung ist generell sehr gut, ich bin halt doch überrascht, wie plötzlich aus „fast noch Winter“ jetzt Sommer wurde. Bis vor einigen Tagen waren ich und viele andere Bergfexe noch mit Tourenski unterwegs. Aber jetzt geht´s endlich los, und wir freuen uns sehr die Adlersruhe ab dem 16. Juni wieder zu öffnen. Es sind schon einige Hütten (Salmhütte, Stüdlhütte, Glorerhütte, Lucknerhütte-Haus, Anm.) geöffnet, und auch Bergsteiger sieht man immer wieder. Die Verhältnisse sind derzeit als top zu bezeichnen, denn der Schnee macht den Großglockner eigentlich sicherer. Es sind mittlerweile auch alle Anstiege gespurt, die obligatorische Sicherheitsausrüstung darf allerdings nicht fehlen.
Der Transport zur Hütte ist ja keine einfache Sache, wie sieht es mit der Seilbahn aus?
Heuer wird die neue Materialseilbahn fertiggestellt und am 24. Juni eingeweiht. Mit dieser Bahn können wir Lebensmittel, Trinkwasser und alles, was es auf der Hütte braucht, in Kürze liefern. Diese Bahn soll auch als „Werksverkehr-Bahn“ zugelassen werden, das bedeutet, man kann Personen liefern. Wir brauchen das speziell für unser Personal, aber manchmal auch für Rettungseinsätze. Es ist eine Lebensader im wahrsten Sinne.
Wie gehen Sie mit den Teuerungen um?
Die Teuerungen sind ein großes Problem. Wir mussten die Preise stark anpassen und hoffen, dass das nicht so weitergeht. Trotz prominenter Lage sind die Preise dann doch bei vielen an der Schmerzgrenze. Trotz dieser Umstände versuchen wir fair zu bleiben, und unseren Gästen ein gutes Angebot zu machen. Einfach ist das allerdings nicht.
Was lieben Sie an Ihrem Beruf als Hüttenwirt?
Der Beruf „Hüttenwirt“ ist auf eine schöne Art sehr speziell. Auf alle Fälle ist es aber ein Privileg, auf solch schönen Hütten und Bergen werken zu dürfen. Zum einen sollten gastronomische und handwerkliche Fähigkeiten vorhanden sein, zum anderen sollten Buchhaltung und Planung beherrscht werden. Und dann sind da ja auch noch die Gäste – die wollen den Wirt ja einmal sehen und vielleicht kurz oder länger plaudern. Ein bisschen von allem sollte man halt können. Als schwierig sehe ich die begrenzten Saisonzeiten. Damit hat man zwar in der Saison jede Menge Arbeit, und im Idealfall auch Umsatz, aber in den Zwischensaisonen fehlt vielen Wirten die Einnahmequelle. Viele Wirte haben deshalb ein zweites Standbein, um wirtschaftlich über die Runden zu kommen. Bei mir ist es das Bergführen. Damit habe ich als Bergfex auch einen guten Ausgleich zu den langen Hüttentagen.
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