Villach, Hermagor, Spittal
Hier lacht sich das Publikum gesund
Medizinkabarettist Norbert Peter erzählt, wie es zum Jubiläumsauftritt in Feistritz am 19. Oktober kam.
FEISTRITZ (aju). Rund 20 Jahre ist es her, dass der Allgemeinmediziner Ronny Tekal (damals noch Teutscher) und sein Patient Norbert Peter ihr erstes Kabarettprogramm präsentierten. Seitdem haben die beiden Medizinkabarettisten mehr als eine Viertel Million Menschen alleine von der Bühnenordination aus unterhalten. Bald kommen die beiden auch nach Feistritz. Was sich in diesen 20 Jahren bei ihnen getan hat aber erzählt Norbert Peter vorab im WOCHE-Interview.
WOCHE: Woher nehmen Sie die Inspiration für Ihre Programme?
NORBERT PETER: Mein Kabarettkollege Ronny Tekal ist ja Allgemeinmediziner. Er war auch kurz in einer Landarztpraxis und in Spittälern hat er ebenso Erfahrungen sammeln können. Dadurch, dass er die Rolle des richtigen Arztes hat blieb für mich nur die Rolle des richtigen Patienten. Hier fließt auch viel an eigenen Erfahrungen mit hinein. Wir haben ja alle schon mit Ärzten und medizinischem Personal gesprochen.
Schreiben Sie alles selbst?
Ja
Wie haben Sie zwei sich eigentlich gefunden?
Ronny und ich kennen uns schon aus Studentenzeiten. Schon damals hatten wir immer Spaß am kreativen Miteinander und daraus hat sich das Kabarett entwickelt. Ronny hat Medizin studiert und wurde Arzt und ich habe Publizistik studiert. Ich habe auch eine leichte Hypohonder-Seite und habe ihn auch oft frequentiert. Daraus hat sich auch diese humoristische Seite entwickelt.
Sie haben sich ja schon 1995 gegründet, wie war das damals?
Damals hatten wir andere Themen und hießen noch Peter und Teutscher. Ronny hat im Laufe seiner Weiterentwicklung den Namen geändert. Seine Frau und er haben Teutscher und Kalkhofer geheißen und wollten einen gemeinsamen Nachnamen daraus machen. Deshalb heißen sie jetzt beide Tekal und irgendwann ging der Name auch in unserem Kabarett über und seither heißen wir Peter und Tekal.
Gibt es eine Krankheit über die Sie nie schreiben würden?
Nein, ich glaube im Gegenteil sogar dass Kabarett die Aufgabe hat sich auch schwierigen Themen zu widmen. Ernste Themen sind oft Tabuthemen und das Kabarett ist die Möglichkeit diese Themen aufzugreifen und wenn man einmal darüber gelacht hat kann man diese Themen vielleicht auch etwas anders aufnehmen oder anders damit umgehen.
Was war für Sie persönlich das Highlight in der Kabarett-Karriere?
In Wirklichkeit ist jeder Abend ein persönliches Highlight weil jeder Abend wieder Auseinandersetzung mit dem Publikum bedeutet und man das Publikum für sich gewinnen muss. Der Abend hinter einem hingegen ist dann folglich das größte Highlight und der kommende das größte Ziel.
Wie ist ihr persönlicher Umgang mit gesund und krank?
Ich fürchte, dass die Patientenrolle im Kabarett auf mich abgefärbt hat. Ich bin sehr hellhörig für verschiedene Wehwechen und Ronny Tekal neigt schon dazu mich als Hypohonder zu bezeichnen. Ich spiele zum Beispiel auch die 81-jährige Dame Frau Kratochwil und gehe da sehr auf in dieser Rolle. Ich bin dann auch empfindlich für die Leiden die ich auf der Bühne verkörpere.
Frau Kratochwil war ja auch beim Live-Ball eingeladen.
Ja, das war sehr lustig, dass sie am Live-Ball eingeladen war und interviewt wurde. Sie wollte sich nur noch einmal ansehen wie es so im Rathaus abläuft und da war der ganze Abend unter dem Thema Außerirdische. Da war sie umgeben von lauter Nacktheiten. Das war eine Erfahrung die man nicht missen möchte. Frau Kratochwil ist immer noch irritiert wenn sie auf diesen Abend zurückdenkt
Ist Kabarett zu Ihrem Hauptberuf geworden oder haben Sie noch einen Brotberuf?
Ronny Tekal ist hauptsächlich Kabarettist und ORF-Redakteur in der Gesundheit. Ich bin nebenbei auch Kommunikationstrainer und wir sind beide auch Autoren. Die meisten unserer Bücher haben auch mit Gesundheit zu tun.
Tekal gründete ja PULS – Verein zur Bekämpfung des plötzlichen Herztodes - war damit also mit verantwortlich für die Installation der ersten frei zugänglichen Defibrilatoren für Laien oder?
Im weitesten Sinne hat er damit zu tun, dass Defibrilatoren für Laien in der Öffentlichkeit präsent sind. Eines seiner großen Projekte war auch die Hemmschwelle zu senken sodass auch Kinder zeigen können wie Defibrilatoren verwendet werden. Da gab es Projekte wie einer Art Weltrekordversuch wo Kinder alle gleichzeitig Puppen wiederbelebten. Als Medizinkabarettist ist super, dass er Medizin studiert hat, wir profitieren sehr stark von seinen Erfahrungen.
Haben Sie nach alle den Erfahrungen noch Vertrauen in die Schulmedizin?
Meine Meinung ist schon, dass sich in beide Richtungen sehr viel tut. Die Schulmedizin öffnet sich für neue Erkenntnisse aus allen Bereichen und ich glaube, dass sich ein guter Arzt freut wenn die Patienten gesund werden auch wenn nicht durch die Schulmedizin. Hauptsache der Patient wird gesund. Beides ist auf einem guten Weg. Eine große Herausforderung ist sicher auch die Digitalisierung.
Es ist ein Angebot an die Menschen den Glauben an die Schulmedizin nicht zu verlieren. Für viele ist ein Arzt ein Gott in weiß, das zeigt schon die Erwartungshaltung vieler Patienten. Letztendlich sind Ärzte auch nur Menschen die etwas gelernt haben. Wir erwarten uns schon sehr viel. Ein guter Arzt versucht einfach nur, dass wir gesund werden. Natürlich gibt es da und dort Verbesserungsbedarf.
Warum Jubiläumsausgabe?
Gesund gelacht (das Program, das auch in Feistritz gezeigt wird) ist eigentlich unser 20-Jahr-Jubiläums-Programm. Es ist ein Best-Off der Szenen die am besten widerspiegeln was wir machen.
Was erwartet die Besucher in Feistritz?
Unser Angebot ist, dass sich die Leute bei uns gesund lachen können. Die Nummern sind sehr lachaktiv mit humoristischen Blick auf den medizinischen Alltag.
Wie wichtig finden Sie diesen Charity-Gedanken beim Auftritt in Feistritz?
Chairty-Gedanke ist sehr wichtig und sehr gut, dass sich die Lions damit beschäftigen und da sind wir gerne mit dabei
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich wünsch mir Liebe ohne Leiden und eine Hand die meine hält - ein Lied von Udo Jürgens. Das ist doch ein schöner Gedanke, weil der derzeitige Alltag eh immer von Missgunst, Hass und Angst berührt wird. Ich habe den Eindruck, dass das in den letzten Jahren immer mehr wurde und da ist Liebe ohne Leiden ein sehr idealistischer Wunsch.
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Zur Veranstaltung
- Am 19. Oktober können auch Sie dieses Kabarett live erleben. Peter und Tekal folgen nämlich der Einladung des Lions Clubs Drautal und kommen in das Gemeinschaftshaus in Feistritz an der Drau. Um 19.30 Uhr geht es los. Karten gibt es auch unter 0664/4107960, bei allen Lions Mitgliedern oder bei Adeg Winkler Feffernitz oder Sessorium Café und Bar.
- Lachen gilt als die beste Medizin. Dass die Medizin aber auch ganz schön zum Lachen ist, ließen Peter und Tekal in den vielen Programmen über Ärzte, Patienten und die gar nicht so heile Welt heilender Krankenhäuser immer wieder durchklingen: In den kabarettistischen Bühnenwerken wurde die Welt der Medizin stets humorvoll am satirischen Seziertisch zerlegt.
- Nun zieht das preisgekrönte Kabarettduo Bilanz. Dazu haben sie aus den Programmen eine rund zweistündige Essenz gewonnen, mit der sie einen Blick hinter die Kulissen der Gesundheitsmaschinerie und unter den weißen Kittel erlauben.
Zu den Personen
- 1996 gegründet, ist das preisgekrönte Kabarettduo Peter und Tekal (vormals Peter und Teutscher) seit mehr als 20 Jahren auf den renommierten deutschsprachigen Bühnen unterwegs.
- Auch wenn das erste Bühnenprogramm "Doktorspiele" bereits 1997 uraufgeführt wurde, erfolgte erst 2007 die Spezialisierung auf medizinische Themen und damit die Etablierung des "Medizinkabaretts".
- Regie führte ab 1998 Andreas Hutter, zwischen 2004 und 2006 Philipp Mosser. Mit dem Programm "Nebenwirkungen" wurde 2007 die Zusammenarbeit mit Claus Schönhofer begonnen.
- Aktuell zu sehen sind das Jubiläumsprogramm "Gesund gelacht" sowie das Weihnachtsprogramm "Es ist ein Arzt entsprungen".
- Ronny Tekal ist Arzt für Allgemeinmedizin, Medizinkabarettist, Radiomacher und Buchautor. Im Österreichischen Rundfunk ist er Ö1-Radiodoktor. Vielgebuchter Keynote-Speaker, Kommunikationstrainer und Moderator bei medizinischen Symposien und Kongressen.
- Norbert Peter, geboren 1967 in Wien, ist studierter Kommunikationswissenschaftler und Politologe, seit 1995 erfolgreicher Kabarettist und Kabarett-Programm-Schreiber, Journalist, Verfasser von satirischen Kolumnen in Zeitschriften und auf Websites.
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