"Jede Frau kann Vorbild sein"

Ingrid Gritschacher ist Mutter, Unternehmerin und ist "gerne Frau"
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  • hochgeladen von Verena Niedermüller

SPITTAL (ven). Am 8. März ist Weltfrauentag. Sieht man sich die gesellschaftliche Entwicklung in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten an, möchte man meinen, die Rahmenbedingungen für Frauen - sei es in Familie und Beruf - haben sich stetig verbessert. Unternehmerin und Mutter Ingrid Gritschacher, die auch beim Business Frauen Center aktiv ist, sieht dies jedoch anders.

Lebenspartner als Karriereentscheidung

"Es ist ein Wahnsinn, welche Lebensläufe junge Frauen heutzutage bereits haben. Sie denken viel globaler und haben ein sehr waches Bewusstsein, aber wo stehen wir im Zeitalter der Gleichberechtigung wirklich?", beginnt Gritschacher. "Ich sage, es hat sich nicht viel verändert." Zuerst müsse man laut der Steuerberaterin die Quotendiskussion auf eine andere Ebene heben. "Man muss Männern ermöglichen, moderne Väter zu sein. Nicht umsonst sagte Sheryl Sandberg, Geschäftsführerin von Facebook, dass die wichtigste Karriereentscheidung für eine Frau es ist, den richtigen Lebenspartner zu finden", so Gritschacher. Eine Vorstellung für sie wäre es, in der Phase, wenn die Kinder ein bis drei Jahre alt sind, eine gesetzlich reduzierte Arbeitszeit für beide Elternteile - zum Beispiel 30 Stunden - einzuführen. "Und unterstützend dazu auch finanzielle Leistungen. Wenn die Frau ihre Stunden auf 30 erhöht, wird sie wahrscheinlich nicht das abfedern können, was der Mann finanziell bei einer Reduktion auf 30 Stunden verliert, so wie das Wirtschaftssystem gestrickt ist", sagt sie. Man müsse den Eltern ermöglichen, ihre Elternphase auch wahrzunehmen.

Gegenseitig unterstützen

In 500 Fortune-Unternehmen gibt es 28 weibliche Vorstandsvorsitzende, davon ist eine geschieden und eine alleinstehend. Die restlichen sind in einer Partnerschaft und behaupten, sie werden von ihrem Mann toll unterstützt. "Bei uns heißt dies: Wenn Kinder kommen, sei nicht so kritisch, hauptsache, der Papa hat sich auch bemüht, das Kind mal zu wickeln. Gegenseitiges Verständnis ist hier wichtig. Und dazu muss man auch das Bildungssystem reformieren. Die Männer, die hier mitentscheiden, sollten die Dinge auch aus ihrem Alltag kennen. In der Volksschule meiner Tochter haben wir das aufgeteilt, es gibt in jeder Klasse einen männlichen und einen weiblichen Elternvertreter.

Sich mehr zutrauen

Weiters findet Gritschacher, dass Frauen ein bisschen mehr Selbstbewusstsein an den Tag legen müssten, damit meint sie Leistung und Input. "Das heißt, wenn die Hausaufgaben gemacht wurden, ruhig auch mit an den Tisch setzen und in die Diskussion gehen." Damit einhergehend auch die Übernahme von mehr Verantwortung.

Ein Schritt nach links oder rechts

Für die Unternehmerin ist besonders wichtig, dass Frauen vom Bild der geradlinigen Karriereleiter wegkommen. "Mir fallen dazu die Klettergerüste im Park ein. Es geht nicht immer gerade rauf, sondern mal einen Schritt rechts oder links. Man muss sich darauf einlassen und sagen, okay, diese Entscheidung ist jetzt im Moment für mich richtig und muss nicht für alle Ewigkeit gelten", erklärt sie. Es müsse nicht immer der eine Plan verwirklicht werden. "Man soll sich selbst die Auszeiten - wie zum Beispiel Familiengründung - nehmen, auch andere überholen lassen und sich nicht selbst zu sehr unter Druck setzen", erklärt sie. Man sehe sonst die Möglichkeiten nicht, "wenn es mal nicht so läuft wie geplant".

Kinder oder Karriere?

Laut Gritschacher bestätigen auch Statistiken und Studien, dass sich in einer vermeintlich gleichberechtigten Gesellschaft nicht viel getan habe. Grundsätzlich lebten wir in einer Zeit, in der Frauen so viel gleichzeitig um die Ohren hätten wie niemals zuvor. "Früher gab es Hausdamen, oder man hat auch in anderen Familienformen mit Mehr-Generationen-Haushalten gelebt. Heutzutage hat man als Frau alles um die Ohren, Beruf und auch Familienverantwortung - schon geteilt, aber dennoch." Das Ergebnis: Viele Frauen würden sich für den Ausstieg entscheiden, für ein Entweder-Oder.

Trends schneller als Gesetzgebung

"Man erlebt immer mehr Frauen in Bereichen, in denen sie früher nicht vorgekommen sind, aber, was ich auch beruflich immer wieder erleben, dass Männer grundsätzlich auch gern mit Frauen arbeiten", so Gritschacher. Wenn man als Arbeitgeber während einer Kinderphase mit flexibleren Möglichkeiten entgegenkommt, hat man auch sehr engagierte Mitarbeiter, die ihr Pensum dennoch schaffen. Die Flexibilisierung in der Arbeitswelt brauchen wir auf jeden Fall. Wir hinken hier hinten nach. Unsere Trends entwickeln sich schneller als unsere Gesetzgebung", bemerkt sie. Wenn man sich das derzeitige Arbeitszeitengesetz ansehe, hätten Eltern keine großen Möglichkeiten.

"Gerne Frau"

Gritschacher ist selbst "sehr gerne Frau, habe alle Freiheiten. Mit null Nachteilen. Das ist mein persönliches Empfinden. Wissenschaftlich gesehen und wenn man sich die Statistiken ansieht, hat sich nichts verändert." Forderungen an die Politik und Gesellschaft habe sie dennoch nicht, aber: "an jeden einzelnen und jede einzelne. Jeder ist in seinem Wirkungskreis verantwortlich. Ich bin großer Fan der Selbstverantwortung." Im Wirtschaftsleben herrschte früher die Planung vor, wir steuern laut Gritschacher aber in eine Phase, in der das Experiment kommt. Man müsse bestimmte Dinge mit Offenheit und Aufgeschlossenheit angehen.

Flexible Betreuung

Die Ganztagesbetreuung findet sie nicht schlecht, will aber eine Wahlfreiheit. "In den ersten drei Lebensjahren tust du dir als Mutter irrsinnig schwer, loszulassen. Wenn man das selbst erlebt hat, kann man da erst mitreden." Als Arbeitgeber würde es ihr nichts bringen, wenn die Mutter oder der Vater nicht entspannt arbeiten könnte und mit den Gedanken stetig wo anders sei. "Wir haben in der Firma - mein Kanzleipartner ist ebenfalls Vater von drei Kindern - ein großes Bewusstsein für solche Dinge." Im Wirtschaftsleben sei man immer ein "getriebener Optimierer, man muss immer das Beste herausholen, davor bin auch ich nicht gefeit, aber wenn der Chef einen wachen Geist hat und nachdenkt, dann glaube ich, dass es für Arbeitnehmer mit Kindern wesentlich leichter ist. Wenn ich keine Kinder hätte, hätte ich vermutlich null Verständnis. Manche Dinge kann man beim Elternsein nicht mit Logik erklären", schmunzelt sie.

Jede Frau als Vorbild

Was jede Frau laut Gritschacher tun kann, ist Vorbild zu sein. "Ich würde mir wünschen, dass Frauen mehr Lobbying betreiben und sich gegenseitig bestärken, Dinge durchzuziehen", schließt sie.

Ingrid Gritschacher ist Mutter, Unternehmerin und ist "gerne Frau"
"Eltern müssen die Möglichkeit haben, die Elternphase auch wahrzunehmen", so die Steuerberaterin und Mutter | Foto: mev.de
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