Luftrettung auf höchstem Niveau

- Mit Leib und Seele dabei: Pilot und Flugbetriebsleiter Jürgen Würtz, Winden-Operator und HEMS-Crew-Member Franz Fantic, Notärztin Astrid Ehgartner sowie Flugretter Franz Augustin (von links)
- hochgeladen von Natalie Schönegger
Das Team der Flugrettung Fresach hebt täglich ab, um den Kärntnern direkt und auf schnellem Wege Hilfe zu leisten. Die WOCHE war mit an Bord.
FRESACH (schön). Mit knapp 1.000 Einsätzen pro Jahr ist die ARA (Air Rescue Austria) Flugrettung mit Stützpunkt in Fresach ein unverzichtbarer Bestandteil der Rettung per Luft in Kärnten geworden. "Der Fresacher Notarzthubschrauber bringt an 365 Tagen im Jahr schnelle medizinische Hilfe in Mittel- und Oberkärnten, wobei im Notfall auch viele weiter entfernte Ziele wie beispielsweise Wien oder Linz angeflogen werden", erzählt Einsatzpilot und Flugbetriebsleiter der ARA Jürgen Würtz.
Erfüllter Kindheitstraum
Für Würtz ist mit dem Beruf als Piloten ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. "Vor allem das Gefühl, das man hat, wenn man sich zwischen Himmel und Erde bewegt, ist absolut einzigartig und unbeschreiblich", schwärmt der Pilot, der in der Gemeinde Millstatt wohnhaft ist. Jedoch weist er auch auf die große Verantwortung, die man als Pilot in der Rettungsfliegerei hat, hin. "Man muss natürlich immer hochkonzentriert sein und fliegt auch bei den ärgsten Wetterverhältnissen." Diese Tatsache mindere nach Würtz aber keineswegs die Freude an seinem Beruf.
In zwei Minuten in der Luft
Denn: Ob Wintersportler, Bergsteiger, ein verunglückter Badegast oder internistische und neurologische Notfälle - wird die Besatzung zu einem Notfalleinsatz alarmiert, ist der rot-weiße Hubschrauber innerhalb von zwei Minuten in der Luft. "Von Sonnenaufgang, also frühestens sieben Uhr, bis Sonnenuntergang kann unser Hubschrauber fliegen", so Würtz, der seit 2008 bei der Flugrettung Fresach tätig ist.
Vierköpfige Besatzung
In die Luft startet der Fresacher Notarzthubschrauber RK 1 (Typ BK 117-C1) immer mit einer vierköpfigen Besatzung, bestehend aus einem Piloten, einem Flugretter, einem Notarzt sowie einem Winden-Operator, der als HEMS-Crew-Member (Helicopter Emergency Medical Service) ausgebildet ist. "Diese Zusatzqualifikation erlaubt uns, den Hubschrauberpiloten bei der Navigation und der Luftraumbeobachtung zu unterstützen", sagt Winden-Operator und HEMS-Crew-Member Franz Fantic.
90-Meter-Seilwinde
Dann geht Fantic auf das Stichwort Seilwinde näher ein. Die Rettungshubschrauber RK 1 und RK 2 sind nämlich österreichweit die einzigen mit ausgestatteter Seilwinde. "Die 90 Meter lange Seilwinde ermöglicht somit die Bergung von Verletzten aus der Luft, ohne dass der Hubschrauber zwischenlanden muss. Dies ist im Alpinen Gelände sehr vom Vorteil", weiß der Winden-Operator. Bei einem Einsatz mit Seilwinde muss Fantic in der Luft von vorne nach hinten umsteigen, den Flugretter und den Notarzt punktgenau zur Einsatzstelle bringen und in dieser Zeit als Auge des Piloten fungieren, indem er diesem Anweisungen gibt.
Ausgeklügeltes Computersystem
Doch wie kann man den Notarzthubschrauber RK 1 überhaupt alarmieren? "Bei einem Notfall ruft man als Betroffener oder Angehöriger den Notruf mit der Nummer 144 an", erklärt Flugretter Franz Augustin. Durch die Fragen, die vom Notruf gestellt werden, ermittelt ein ausgeklügeltes Computersystem, das anhand der Antworten das geeignete Mittel zum Einsatzort bestimmt, ob ein Hubschrauber benötigt wird oder nicht. "Sollte durch die Antworten des Betroffenen der Hubschrauber als am besten geeignetes und schnellstes Mittel hervorgehen, werden wir von der Landesstelle Kärnten informiert und starten gleich darauf in die Luft", so Augustin.
Einsatz ist ehrenamtlich
Neben Fantic und Würtz, die ihre Tätigkeit hauptberuflich ausüben, leistet Flugretter Franz Augustin ehrenamtliche Arbeit. Die Notärzte wie Astrid Ehgartner werden vom Land Kärnten bezahlt. "Zwischen meiner Arbeit als Neurologin betrachte ich diese Aufgabe als besondere Herausforderung und absolutes Highlight", so Ehgartner. Für sie machen die herausfordernde Versorgung in der Luft und die Teamarbeit die Einsätze bei der Flugrettung Fresach so spannend. Auch Flugretter Franz Augustin, der hauptberuflich im LKH Villach als Krankenpfleger tätig ist, stimmt dem zu. "Die Kombination aus Fliegen und der Notfallmedizin sowie die aufregenden Einsätze mit der Seilwinde sind der Grund dafür, dass ich diese Tätigkeit ehrenamtlich mache." Für einen Flugretter ist sowohl eine Notfallsanitäter- als auch eine alpine Ausbildung notwendig.
Tablet-PC an Bord
Frei nach dem Motto "Stillstand ist Rückschritt" hat die RK 1 als erster Notarzthubschrauber in Österreich seit über einem halben Jahr im Cockpit ein Tablet-PC. Die Genehmigung hatte die österreichische Luftfahrtbehörde AustroControl erteilt. Die Bilanz ist positiv: "Der digitale Helfer erleichtert uns bei den Rettungseinsätzen nicht nur die Wetterabfrage und die Flugplanung, sondern auch die Navigation", sind sich Pilot Würtz und Winden-Operator Fantic einig. So können Zeit, Gewicht und Kosten gespart werden. Noch schneller als bisher kann die Besatzung auf präzises Kartenmaterial, das beispielsweise detailliert Berggipfel, Täler, Seen und Schutzhütten verzeichnet, zugreifen. "Dies vereinfacht das Auffinden der Einsatzorte im alpinen Gelände, zum Beispiel bei Winden-Einsätzen."
Zur Sache
Die ARA (Air Rescue Austria) Flugrettung mit Stützpunkt in Fresach ist eine Tochter der DRF (Deutsche Luftrettung) und wurde im Jahr 2001 zusammen mit dem Österreichischen Roten Kreuz ins Leben gerufen.
Von der Flugrettung Fresach werden mit der RK 1 des Typs BK 117-C1 jährlich etwa 1.000 Einsätze geflogen.
An Bord ist immer eine vierköpfige Besatzung, bestehend aus einem Piloten, einem Flugretter, einem Notarzt sowie einem Winden-Operator, der als HEMS-Crew-Member (Helicopter Emergency Medical Service) ausgebildet ist.
Mit vollem Tank kann der Hubschrauber eine Einsatzflugdauer von einer Stunde und 45 Minuten absolvieren.
Am Stützpunkt Fresach sind zur Zeit zwei Piloten, drei Winden-Operator, zehn Flugretter und 22 Ärzte abwechselnd für den Ernstfall bereit.
Auf der fliegende Intensivstation befindet sich eine Vielzahl an medizinischer Ausrüstung. Obwohl jedes Kilogramm zählt, ist von einem Defibrillator sowie einem EKG, über eine automatische Pumpenspritze bis hin zu einem Beatmungsgerät alles an Bord.
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