Ungewöhnlicher Osterbrauch:

Palmbuschen auf meterhohen Stangen

RADENTHEIN. Ein weithin unbekannter Osterbrauch hat sich in der Granatstadt erhalten: Palmbuschen auf meterhohen Stangen. "Das haben wir schon immer so gehandhabt", sagt dazu Albin Schretter, "das gehört einfach dazu". Dazu gehört, gerade gewachsene Haselnusszweige zu finden und an ihrem oberen Ende mit weißen Palmkätzchen sowie Buchszweigen, die das grüne Leben verkörpern, zu schmücken. Wer nicht genügend Palmkätzchen entdeckt, behilft sich mit Wachholder. Dies gelte besonders für den Ortsteil St. Peter. Und auch in Kaning sowie Rennweg an der Nahtstelle zum Salzburger Land ist es üblich, die Buschen auf lange Stangen zu binden.

Bis zu 15 Meter lang

"Es gab Zeiten, da rivalisierten die Bauern, wer die längste Stange hat", erinnert sich der 72-Jährige. Er kann sich an einen Rekord von 15 Meter Länge erinnern, "aber heute sind sie nicht länger als höchstens zehn Meter". Denn es sind ja Kinder und Jugendliche, die die Stangen tragen. Und dafür mit Brezen belohnt werden, die auch zu den Palmbesen gehören.

Bis zu den Rauhnächten

Angefertigt werden sie am Palmsamstag, um am nächsten Tag in der Kirche gesegnet zu werden. Sodann werden sie drei Mal ums Haus der Familie getragen, damit der Segen übertragen wird. Karsamstag dann werden die Stangen mit ihren Palmbuschen um 11 Uhr mit dem Glockenschlag am Rand des Getreidefeldes aufgestellt, damit das Korn besser gedeiht. Die Gebinde bleiben bis zu den winterlichen Rauhnächten, dann werden sie in den warmen Stuben geräuchert.

"Albin hat noch Kätzchen"

"Es kommt immer wieder vor, dass Väter erst unmittelbar vor Palmsonntag daran denken, einen Palmbesen zu binden. Aber dann blühen die Kätzchen schon, sind gelb und stellen die erste richtige Nahrung für die Bienen dar", berichtet der Palmbuschen-Experte, während seine Frau Anni, Obfrau der Trachtengruppe, das gerade fertiggestellte, mit Mohn gefüllte Butterlamm präsentiert, das auf den Reindling kommt. "Dann wird bei mir angeklopft, weil sie  wissen: Der Albin hat die noch weißen Kätzchen rechtzeitig geschnitten und im Keller gelagert...".