Landeskriminalamt NÖ
Die Sucht ist ein reines Gift – Neue Killerdrogen aus dem Internet
Drogen-Forscher, Kriminalist und Genussmensch Ewald Reichmann weiß, worauf es im Leben ankommt.
ST. PÖLTEN (pw). Ein markanter Geruch liegt in der Luft. Leicht süßlich, etwas modrig, mit einer Prise Fäulnis im Abgang. Im Drogenlabor der kriminalpolizeilichen Untersuchungsstelle ist er der Experte. Ewald Reichmann, Beamter im Landeskriminalamt NÖ, hat sie schon alle in ihre Einzelteile zerlegt: Sei es LSD, Heroin, Kokain, aber auch die neuen psychotropen Substanzen. Wie sie wirken, wie sie zusammengesetzt sind, wie sie gestreckt oder verändert werden. Seit 25 Jahren ist er mit von der Partie.
"Mein Vorgänger war Chemiker und ist zum Entschärfungsdienst gewechselt. Ich habe diesen Posten eigentlich nur interimsmäßig übernommen. Aber in Österreich halten Provisorien ja bekanntlich lange", erklärt der Autodidakt.
Vieles hat er sich selbst beigebracht. Als Kind hat er Kristalle gezüchtet, heute steht er täglich im Drogenlabor. "Die Chemie ist eine abenteuerliche Wissenschaft, da sie nicht ganz so exakt ist wie Mathe", schmunzelt Reichmann.
Gefährliche Entwicklung
Allein in vier Wochen kommen er und sein Team auf 200 Suchtmittel-Untersuchungen. Es vergeht kein Monat ohne neue Substanzen auf dem Markt. Da heißt es am Ball bleiben. "Der Trend geht hin zu künstlichen Cannabinoiden. Sie wirken wie Cannabis, haben aber eine höhere Potenz und sind damit gefährlicher", erklärt er.
Tausendsassa
Wenn es in der Arbeit mal etwas später geworden ist, kann es passieren, dass er im Labor nach Dienstschluss zur Trompete greift. "Seit meinem zehnten Lebensjahr spiele ich dieses Instrument." Auf die Art kann Reichmann so richtig entspannen. Oder er dreht Musik auf. Je nach Stimmungslage ist vom Jazz bis hin zu italienischen Opern alles dabei. "Wenn ich Akten schreiben muss, läuft Kuschelklassik, bei Laboruntersuchungen das Radio." Seit 1986 ist er Mitglied im Schützenverein in Türnitz. 2014 schaffte er es bis zum Staatsmeister im Ordonnanz-Gewehr. Sein neuestes Projekt: Er bringt sich selbst das Dudelsack-Spielen bei.
"Mir war in meinem Leben noch keine Nano-Sekunde langweilig."
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