„Dreihöf“-Prozess endete mit harten Strafen
ST. PÖLTEN (ip). Volle Berufung meldete der Verteidiger eines Brüderpaares aus dem Bezirk St. Pölten gegen die Urteile von Richterin Doris Wais-Pfeffer an. Sie verdonnerte den 51-Jährigen zu 18 Monaten Haft, seinen 41-jährigen Bruder zu zwei Jahren, wovon sie jeweils ein Drittel hinter Gittern absitzen müssen. Je 140.000 Euro sind als Abschöpfung für ihre Bereicherung an den Staat abzuführen (nicht rechtskräftig).
Dem Finale am Landesgericht gingen umfassende Recherchen und zahlreiche Zeugenaussagen voran, die filmreife Vorgänge auf einem landwirtschaftlichen Anwesen in Dreihöf nahe Karlstetten ans Licht brachten. Das Brüderpaar hat sich, laut Staatsanwältin Michaela Obenaus, den Hof eines schwer alkoholkranken Mannes mit massiven Drohungen und körperlichen Misshandlungen zu einem Spottpreis erschlichen. Laut ominösem Vertrag 2005 gestand man dem Altbauern 10.000 Euro, zunächst sogar ohne Wohn- und Versorgungsrecht zu, obwohl der Wert der Liegenschaft mehr als 300.000 Euro beträgt.
In der Folge übernahm das Brüderpaar alle finanziellen Abwicklungen und bediente sich an den Ersparnissen des 63-Jährigen. Mit wüsten Drohungen und Schlägen soll es zu den entsprechenden Verträgen und Machenschaften gekommen sein, die den mittlerweile abstinenten Bauern vollkommen verängstigten, zumal ihm auch eine Zwangseinweisung in eine Psychiatrie angedroht worden sei.
Die Brüder bestritten im Prozess alle Vorwürfe, während ein Großteil der Aussagen gegen sie sprach. Obenaus nannte den Umgang der Angeklagten mit ihrem Opfer „menschenunwürdig“. Sie möchte nun aber auch den Vorgängen in einem St. Pöltner Notariat, die ihr als äußerst dubios erscheinen, nachgehen. Das Opfer soll dort von einem der Brüder durch einen Tritt gegen das Schienbein zur Unterschriftsleistung genötigt, die Unterschrift selbst in Abwesenheit des Notars geleistet worden sein.
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